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Ekelige Plagegeister

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Die gemeine Schabe

Die gemeine Schabe

Auf Einladung des Hausfrauen-Bundes referierte Bärbel Holl über die ökologische Schädlingsbekämpfung.

Kreis Euskirchen - Ekel und Erinnerung lassen Insekten zu unermesslicher Größe anwachsen, weiß Bärbel Holl. Als sie eine Dose mit krabbelnden Bettwanzen durch das Publikum wandern lässt, sagt eine Dame, im Krieg seien die Tierchen viel größer gewesen. Das stimme aber nicht, meint die IHK-geprüfte Schädlingsbekämpferin. Am Telefon hört sie von Ratsuchenden oft Beschreibungen von riesigen Kakerlaken, wie sie in Deutschland überhaupt nicht vorkommen. Bei näherer Bestimmung wird dann auch meist deutlich, dass es sich um „gemeine“ Vertreter der hierzulande üblichen Spezies handelt.

Bärbel Holl führte auf Einladung des Deutschen Hausfrauen-Bundes in Euskirchen in die schwierige Beziehung zwischen Mensch und Schädling ein. Dabei ging es ihr nicht darum, Ängste zu schüren oder eine flächendeckende Vernichtung von Insekten und anderen Plagegeistern zu propagieren. Im Gegenteil - „wir haben die Tiere aus ihren natürlichen Biotopen vertrieben“. Da sei es nur logisch, dass sie zumindest versuchen, sich Raum zurückzuerobern.

Unterhaltsamer Vortrag

„Der Teppichkäfer“, so erklärte Holl, „denkt sich: »Ich bin ein Teppichkäfer, deshalb zersetze ich jetzt den Teppich. Dafür bin ich da, dafür hat Gott mich gemacht«.“ Durchaus unterhaltsam machte die Expertin die Besonderheiten häufig vorkommender Schädlinge und „Lästlinge“ deutlich. Es gibt Materialschädlinge, die es eher auf Textilien oder Lebensmittel abgesehen haben wie Motten, oder Gesundheitsschädlinge, die sogar Krankheiten übertragen können. „Lästlinge“ dagegen schaden nicht direkt, sondern machen sich einfach durch das Auslösen von Ekelgefühlen unbeliebt.

Der „gemeine Speckkäfer“ beispielsweise ist eigentlich ein „Nützling“ - die „Müllabfuhr des Waldes sozusagen“, wie Holl erläuterte. Stapeln sich „wie bei Messies“ in der Wohnung Textilien, Gegenstände oder Abfälle, die lange nicht bewegt wurden, fühlen sich die Insekten eingeladen, „aufzuräumen“. Allerdings ist nicht jeder, bei dem Kakerlaken, Dörrobstmotten, Katzenflöhe, Mäuse oder Wespen „einziehen“, ein nachlässiger Haushaltsmuffel.

Die meisten Insekten haben sich so sehr mit der menschlichen Existenz arrangiert, dass sie sich überall bei uns wohlfühlen und jede Gelegenheit nutzen, in Küchen- und Kleiderschränken, Matratzen, Jalousienkästen, Ritzen und Ecken zu schlüpfen. Dennoch gibt es einige Verhaltensweisen, die zur Vermeidung von Schädlingsbefall beitragen können. „Saugen, saugen, saugen“ ist eines der Rezepte, um Eier und Larven aus Fußleisten und Teppich zu entfernen - und ihnen die Nahrung („Schuppen und Fliegenbeine“) zu entziehen.

Flatternde Motten etwa fühlen sich von Lavendelöl abgestoßen. Dagegen sind Textilien, die getragen in den Schrank zurückgehängt werden, der ideale Lebensraum für Mottenkinder. Bärbel Holl sortiert ihren Schrank etwa alle vier Wochen um, damit nichts zu lange unbewegt gestapelt bleibt.

Ein großer Fehler sei auch die Verdrängung der Probleme. „Warten Sie nicht zu lange ab, bevor Sie Profis einschalten“, warnte Holl, die im Vorstand des Vereins ökologischer Schädlingsbekämpfung tätig ist. Sie berichtete unter anderem von einem Fall, in dem eine junge Frau wegen der vier Monate dauernden Belästigung durch Bettwanzen fast durch das Abitur fiel.

Der Beruf des Schädlingsbekämpfers ist zum Leidwesen Holls nicht geschützt. „Rufen Sie niemanden an, der einfach mit Insektiziden kommt“, empfahl sie. Diese können nachhaltig Mensch, Haustier und Umwelt belasten. Die ökologisch orientierten Fachleute beraten zunächst, bestimmen die Art der Schädlinge und gehen dann möglichst schonend vor - etwa mit einem Mittel auf der Basis von Rapsöl, das die Atemwege einiger Schädlinge verstopft. Nur im Notfall wird zu härteren Maßnahmen gegriffen.

 www.vfoes.de

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