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Mops gegen KaterSchädel? Wir haben Rollmöpse aus dem Supermarkt probiert

Lesezeit 5 Minuten
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Unsere Expertinnen aus der Magazin-Redaktion beim Rollmops-Test.

Sauer macht lustig, könnte man an dieser Stelle kalauern. Aber lustig war ja gestern, heute ist vielleicht eher Kater? Wenn ja: Regel Nummer eins: Kein Konterbier sondern viel Mineralwasser trinken, irgendwo frische Luft finden und wer essen kann, kann auch den Klassiker unter den Kater-Feinden ausprobieren: Rollmops. Vorauseilend haben wir das schon mal getan – ganz nüchtern und mit scharfer Zunge.

Das Problem ist der Essig

Ohne restalkoholischen Weichzeichner macht sauer tatsächlich nur noch mittellustig. Eine Überdosis Essig tut keinem gut, weder dem Fisch, noch dem Essenden. Zudem wünscht man sich ein klitzekleines bisschen besseren Essig. Oder einen viel besseren – das wäre das Optimum. Wir zahlen auch mehr.

Die Gurke geht meist klar. So richtig sauer sind wir aber über den Bratrollmops. Dass der im Aromen- und Formdesign nicht jedermanns Sache ist – geschenkt. Dass die Haltespießchen im Fisch versteckt sind und uns in die Gaumen pieksten, finden wir fies.

Der Smarte

Was den Auftritt angeht, muss sich der Rollmops von Gut & Günstig beileibe nicht verstecken. Zum prallen glänzenden Päckchen straff gewickelt, mit aalglatter silbrig-bläulicher Schimmerhaut und sauberem Kantenschnitt auf ausgesprochen präsentabel auch in weniger prekärer Lage – sagen wir vor Gästen – getrimmt. Die Marinade zeigt mittelmaßig Möhre, wenig Zwiebel und ein großes Lorbeerblatt.

Der Fisch ist im Biss weich mit Struktur, im Aroma mild-sahnig, die fest umwickelte Gurke hat Knack und guten Eigengeschmack. Indes: Zu viel Essig schmälert die zunächst ausgewogen scheinende Würzbalance und schmeckt sich nach dem zweiten, dritten Happen ins Übermaß. Also: Dicke Butterstulle dazu und das Ding passt.

Gut & Günstig Rollmops in würziger Marinade, 500 g 2,49 Euro bei Edeka

Der Aggressive

Hat hier gerade einer was von sauer gemoppert? Der hat den Ocean-Sea-Hering noch nicht probiert, der badet nämlich nachgerade darin, in Essig. Aber von vorne: Die optische Anmutung ist eher lässig, das Vieh trägt noch etwas Flosse auf dem dunklen Rückenstreifen, in der Marinade schwimmt neben den Möpsen reichlich Vegetales: Möhre, Zwiebel, Senfsaat, Lorbeer.

In den weichfleischigen Fischen ein dickes Drittel Gurke. Die bringt beim Anbiss auch den ersten Geschmacksknall samt Textur-Konter; letztlich hilft aber alles nichts, denn tragender Geschmack ist brennender Essig mit chemischem Ton, von dem der Gaumen sich schleunigst befreit fühlen will. Wer jetzt an Konterbier denkt – Finger weg! Lieber einen Magenschmeichler auf Tee-Basis zum Spülen verwenden.

Ocean Sea Rollmops in würzigem Aufguss, 500 g 1,29 Euro bei Lidl

Der dicke und geschmeidige Rollmops

Der Dicke

Riesenkaventsmänner zu diesen Fischwickeln zu sagen ist zwar schwer tautologisch, bezeichnet ein Kaventsmann in der Sprache der Seeleute ja bereits eine sehr, sehr, sehr große Welle. Das noch zu steigern ist, genau, zu viel. An Karneval darf man aber übertreiben.

Also: große Wickel, dicker Fisch, Mordsgurke – da hat es Top Mare (die Marke, die wir hiermit inoffiziell den Trash-Titel des Tages verleihen) gut gemeint. Praktisch ist es freilich auch, da muss die Maschine nicht so viel einpacken, das spart vielleicht Produktionskosten.

Für den Endverbraucher, das sind wir, zeigt sich der Mops geschmeidig. Alles zusammen, also nicht das ganze Paket, sondern ein Stück davon, erzeugt ein angenehmes erstes Gesamtmundgefühl. Der Hering ist aromatisch-cremig, die mittel-saure, feste Gurke hält patent dagegen. Trotzdem trübt der Essigeinfluss die Kater-Freude etwas. Warum das nicht ein bisschen qualitativer, nur ein bisschen, kann auch ein Riesenbisschen sein.

Top Mare Rollmops in würziger Marinade, 500 g 1,59 Euro im Handel

Der Geschmeidige

Dieser Rollmops hat etwas sympathisch entspanntes. Sie meinen, jetzt geht’s mit uns durch? Durchaus nicht. Der Mops ist locker gewickelt, die Haut hat matten Glanz, die Kanten sind wellig belassen, die Marinade duftet ausgewogen säuerlich-süß. Bastelte man sich einen Rollmops selbst – so könnte er aussehen.

Im Mund zeigt sich deutlich Zwiebel, klar Gewürzgurke und der typische Heringsgeschmack. Nichts davon wirkt penetrant, die Süße ist zurückhaltend und genau richtig, um den wie stets qualitativ schwachen Essigton in Schach zu halten. Ein Katerkiller der feinen Art. Dazu ein paar gute Pellkartoffeln oder ein schlotziger Kartoffelsalat und das wird ein Festessen nach dem Fest.

Almare Rollmops mit Gurken und Zwiebeln, 500 g  1,49 Euro bei Aldi

Der aufregende und der Problemmops

Der Problemmops

„Mit Zwiebeln und Senf“ lautet hier der Untertitel. Das kann man suggestiv lesen und dann im Kopfnebel denken, man schmecke es auch. Die Testrunde ist aber recht klar im Kopf und sagt: Nope – hier regiert in erster Linie King Essig, im Gefolge Prinzessin Süß von der künstlichen Art.

Zwar punktet der Homann-Kandidat mit einem ersten Aromeneindruck von Dill und guter Gewürzgurke. Könnte man sich genau nach diesem Sekundenbruchteil wieder hinlegen, wäre alles gut. Aber das geht im Mund ja weiter und der Fisch in der säuerlichen Gaumenattacke schnell baden. Probiert man ihn nüchtern solo, quasi mit Zungenlupe, bleibt wenig mehr als ein zu weich geratener Hering, dem das Geschmacksgewand fehlt.

Homann Rollmops mit Zwiebeln und Senf, 500 g 2,49 Euro im Handel

Der Aufregende

Dieses Viech macht Eindruck.  Kennen Sie Ridley Scotts „Prometheus – Dunkle Zeichen“, das ursprünglich als Prequel zu „Alien“ gedacht war? In das düstere Setting von Mond LV-223 würde sich dieser leicht monströse Mops (faltig, runzlig, rätselhaft) trefflich einfügen. Er reizt kaum zum Reinbeißen.

Wechselt man die innere Perspektive in ein smartes japanisches Restaurant-Setting, würde man über den braunen Frittierhaufen aber mindestens mal „interessant“ sagen. Soviel zur  Maskerade. Dem einen ist die Verbindung von kalt- fettiger Panade, Fisch, saurer Marinade und süßlichem Unterton schlicht zu fremd und fordernd.

Aufgeschlosseneren geht die schlampige Machart auf den Geist: Fisch viel zu trocken, Bratbrösel zu aufdringlich ältlich in der Anmutung, Versuch im Ansatz missglückt. Leider. Trotzdem ein Abenteuer. Und wer sich an das von gestern nicht mehr erinnert, stürzt sich hier in ein neues.

Homann Bratrollmops mit Zwiebeln, 500 g 2,49 Euro im Handel

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