Franzose "Bistrot B"Gerichte großer Kochlegenden

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Der gefüllte Schweinefuß mit Portweinsauce: Das "Bistrot B" serviert französische Klassiker.

Der gefüllte Schweinefuß mit Portweinsauce: Das "Bistrot B" serviert französische Klassiker.

Köln hat viele Museen – sogar ein kulinarisches. Nein, nicht das Schokoladenmuseum, sondern das „Bistrot B“, der kleine Bruder von Jean-Claude Bados Sternerestaurant „La Poêle d’Or“. Man teilt sich Küche, Toiletten und die große Weinkarte – welche damit wohl die aller anderen Bistros des Landes schlägt. Sie bietet viel Deutschland, Bordeaux (auch gereifte Jahrgänge) und Burgund. Eine Flasche Riesling „Mineral“ von Emrich-Schönleber kostet beispielsweise 30 Euro, 4,20 Euro das 0,1l Glas.

Gerichte von Kochlegenden

Aufgetischt wird für 28 Euro das Drei-Gang-Menü „Die Drei Sterne Küche der 60er und 70er Jahre“. Für Gerichte von Kochlegenden wie Paul Bocuse oder Paul Haeberlin ein Schnäppchen, und eine kulinarische Zeitreise, wie sie sich nirgendwo sonst findet. Die Atmosphäre ist die eines leicht modernisierten, schlichten Bistros, man sitzt bistrotypisch eng, bei vielen Gästen wird es bistrotypisch laut, und die Bedienung ist bistrountypisch nicht immer auf zack. Bei all meinen Besuchen informierte mich letztere auch zuerst einmal darüber, welche Speisen es gerade nicht gab. Doch es waren immer noch genug da – unter anderem bei den Tagesgerichten auf der Schiefertafel.

Kalbskopfsalat mit Brokkoli (Alain Chapel) // 9,50 Euro

Rinder-Bavette mit Savorasauce // 17 Euro

Gefüllter Schweinefuß mit Portweinsauce (Charles Barrier) // 15 Euro

Poulardenbrust Jacqueline (Louis Outhier) // 17 Euro

Entrecote mit Gurken und Grünem Pfeffer (Paul Haeberlin) // 19 Euro

Käseauswahl von Maître Tourette (kleiner Teller) // 6,50 Euro

Geeistes Grand Marnier Soufflé (Jacques Pic) // 5,50 Euro

Apfeltarte mit Zitrone (Michel Guérard) // 6 Euro

Himbeermousse im Hippenteig (Maxim’s – Alex Humbert) // 6 Euro

Tarte Citron mit Passionsfrucht-Sorbet // 6,50 Euro

(Als Drei-Gang-Menü 28 Euro)

Kalbskopf nach Alain Chapel

Ein guter Beginn ist der Kalbskopfsalat mit Brokkoli nach Alain Chapel, zwar kommentarlos ohne Brokkoli, aber mit Kapern, herrlich weich und warm das Fleisch, betont mit Essig der Salat. Schwächer das Mousse „Commes Chez Soi“ oder die Variation vom Lachs – obwohl auch diese handwerklich fehlerlos. Bei den Hauptgängen wird dann aufgetrumpft. Sehr aromatisch und in Deutschland selten zu finden ist das Bavette (ein Lendenstück) vom Rind mit Savora-Senfsauce – perfekt gegart das Fleisch, herrlich die Röstaromen. Genauso überzeugend das auf den Punkt englisch zubereitete Entrecote mit viel Pfeffer, die geschmorten Gurken harmonieren bestens. Die Portionen: großzügig. Die Poulardenbrust war zwar keine Brust sondern ein Schenkel, aber Mandeln und angenehm säuerliche Äpfel erweiterten feinfühlig das aromatische Spektrum. Für Freunde von Ungewöhnlichem gibt es gefüllten Schweinefuß mit Portweinsauce (Obacht: mit Knöchelchen!).

Feier der Klassik

Es ist eine echte Feier der Klassik. Auch bei den Desserts. Vor allem die Apfeltarte mit Zitrone und die Tarte Citron mit Passionsfrucht-Sorbet beenden das Menü mit der richtigen Mischung aus Süße und Frucht. Auch mit der Käseauswahl von Maître Tourette macht man nichts falsch. Und alles zum fairen Preis.

Leider isst das Auge nicht mit. Der Grad zwischen unprätentiös und lieblos ist schmal – er wird allzu oft übertreten. Ein paar Zeilen zu den gefeierten Köchen und Gerichten auf der Karte wären zudem schön. Das „Bistrot B“ ist eine Perle in der kulinarischen Landschaft Kölns – die nur ein bisschen poliert werden müsste.

Bistrot B

Komödienstraße 50-52, 50667 Köln, 02 21/13 98 67 77, Dienstag bis Samstag, mittags und abends www.lapoeledor.de/bistro

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