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100 Jahre BlücherparkEin Ort zum Durchatmen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf den Kahnweiher im Blücherpark. Der Kiosk bietet neben einem Paddelboot-Verleih Getränke, Kaffee und Kuchen, sowie warme Gerichte von der Tageskarte. An den Sommer-Wochenenden finden hier auch Partys statt.

Blick auf den Kahnweiher im Blücherpark. Der Kiosk bietet neben einem Paddelboot-Verleih Getränke, Kaffee und Kuchen, sowie warme Gerichte von der Tageskarte. An den Sommer-Wochenenden finden hier auch Partys statt.

Bilderstöckchen – Der Gartenbaudirektor Fritz Encke hatte eine klare Idee für den Park zwischen Ehrenfeld und Nippes, der am 1. Juli 1913 den Bürgern übergeben wurde – und der mit einem Fest am Samstag, 6. Juli, seinen 100. Geburtstag feiert. Ein Park für alle Schichten sollte es sein, mit vielen Spiel- und Sportflächen. Denn das „soziale Grün“ war ein Hauptthema des Gartenarchitekten, dem Köln viele weitere Parks – etwa Beethoven-, Klettenberg-, Vorgebirgs-, Rheinpark und den 2002 nach ihm benannten Fritz-Encke-Volkspark in Raderthal – zu verdanken hat.

Er war seiner Zeit deutlich voraus – setzte sich doch die Philosophie der Stadtparks nicht nur als Zieranlage und Spaziergelände, sondern auch als Freizeit-, Spiel- und Sportfläche für Jung und Alt anderorts meist erst später durch. An sozialem Grün mangelte es in dieser Ecke von Köln rasch: Die 1888 eingemeindeten Vororte Ehrenfeld und Nippes waren durch Fabrik-Ansiedlungen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts explosionsartig gewachsen; schon bald fehlte es an Luft, Licht und Grün.

Praktische Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt

Auch der Stadtrat war von Enckes Entwürfen begeistert: Der symmetrisch angelegte, vielfältige Blücherpark werde „alle praktischen Bedürfnisse der Bevölkerung in der prägnantesten Form befriedigen, so dass man tatsächlich kaum in einer anderen Stadt in der Nähe eine Anlage von ähnlicher Großzügigkeit finden wird“, so das Fazit einer Sitzung von 1910.

Noch offen war da der Name des Parks, der auf Ackerfläche entstanden war: Hatte sich bei den Kölnern bereits während der Anlagezeit der Name Herkulespark eingebürgert, war der Rat uneins – auch die Namen Bürger-, Nord- oder Nibelungenpark standen zur Debatte. Bis man sich entschloss, den Park nach einem deutschen Helden zu benennen. Die Entscheidung fiel kurz vor der Eröffnung; der Rat votierte einstimmig für den preußischen General Gebhard Leberecht von Blücher – der knapp 100 Jahre zuvor beigetragen hatte, Napoleon zu besiegen.

Der Bau der Autobahn 57 in den 1960er Jahren veränderte auch den Park. Ein im Südwesten angrenzender Streifen wurde geopfert; die Autobahn schnitt Neuehrenfeld vom Park ab, das seitdem nur noch über Fußgängerbrücken angebunden ist. Da seit der Gebietsreform 1975 die A 57 den Stadtbezirk Ehrenfeld von Nippes trennt, gehört der Blücherpark seitdem zu Bilderstöckchen – was viele Neuehrenfelder bis heute nicht verwunden haben.

Publikumsliebling unter den Parks

Als Ausgleich war zudem geplant, den Park bis zum Militärring zu erweitern, doch das gestaltete sich schwierig: Die ehemalige Kiesgrube ist mit Deponiemüll verfüllt. Es gibt kaum Mutterboden, zudem traten Methan und andere Gase aus. Obwohl die Erweiterung nicht endgültig verworfen ist, ruhen die Planungen. Nur die Holzbrücke über die Äußere Kanalstraße erinnert daran.

Betrachtet man die Besuchermassen, scheint der Blücherpark beliebt wie eh und je – auch dank vieler Bürger, die sich für ihn engagieren. Die Kölner stimmten im Bürgerhaushalt 2008 für die Sanierung der Mauern und Brüstungen in der Mitte des Parks; 2012 wurde sie erfolgreich beendet. Mehrere Helfer, Bürgerverein und Politiker kümmern sich mit viel Herz um die Schwäne, die seit einigen Jahren am Weiher leben und zum Publikumsliebling geworden sind. Auch der 2012 wegen Lärmschutzauflagen aufgeflammte Streit um die Sommerabend-Partys am Kahnweiher, der die Zukunft des Kiosk-Betriebs bedrohte, ist nach Bürgerprotesten passé.

Ein Bier nach Feierabend geht immer

So ist an einem heißen Juni-Nachmittag die Terrasse voll besetzt; vor der Ausgabe stehen Kinder, die sich ein Eis von der Karte aussuchen. Mehrere Gruppen genießen im schattigen Biergarten den Feierabend; die Sonnenhungrigen sitzen an den Tischchen direkt am See. Von der Wiese dahinter steigen die Rauchschwaden der Griller gen Himmel; ein Mädchen paddelt im Boot über den Weiher, die Schwäne begleiten es mit etwas Abstand. Und Fritz Encke? Wenn er heute von oben auf den Blücherpark herunterschaut, wird er sicher mit seinem Werk zufrieden sein.

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