Flotten-Verkleinerung40 Prozent der Kölner Taxis fahren in der Grauzone

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Symbolbild.

  • In Köln sind 250 Taxis zu viel unterwegs.
  • Die Stadt will Konzessionen entziehen und die Flotte auf 950 Taxis ausdünnen.
  • Das Finanzamt soll bei der Verkleinerung der Taxiflotte helfen.

Köln – Kölns Taxifahrer müssen sich härtere Zeiten einstellen. Zumindest jene 40 Prozent der Betriebe, deren Jahresabschlüsse derart unrealistisch sind, dass sie betriebswirtschaftlich keinen Sinn ergeben können.

„In Köln spielt ein ganz erheblicher Teil gegen die Regel“, sagte Thomas Krause vom Hamburger Marktforschungsunternehmen Linne und Krause beim Taxi-Talk vor rund 200 Taxifahrern in der Industrie- und Handelskammer. Die Marktforscher waren in einem Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass in Köln 250 Taxis zu viel unterwegs sind.

Die Flotte müsse auf 950 ausgedünnt werden. „Wir haben bei unserer Umfrage Angaben von Betrieben erhalten, die drei Fahrzeuge haben, deren Jahreserlös bei 22.000 Euro pro Auto liegt. Das kann nicht sein.“

Die Stadt müsse bei der Prüfung der Konzessionen den grauen Markt eindämmen. „Wer bislang sein Gewerbe halbwegs im Rahmen der Gesetze geführt hat, muss nichts befürchten.“

Strenge Kriterien

Doch so radikal wie in Hamburg und München wird man in Köln wohl nicht vorgehen. Der Hamburger Senat hatte die Konzessionspflicht aufgegeben, dafür strenge Kriterien erlassen, die unter anderem eine steuerliche Plausibilitätsprüfung und einen Eigenkapitalnachweis enthalten. Zudem wird kontrolliert, ob arbeits- und sozialrechtliche Vorschriften eingehalten, Mindestlöhne gezahlt werden und sich die Fahrzeuge in einem gepflegtem Zustand befinden.

All das könnte man in Köln auch tun, um die schwarzen Schafe auszusortieren. Denn es gibt etliche Auffälligkeiten.

So liegt das Durchschnittsalter der Taxen von Einmann-Betrieben bei 7,1 Jahren und damit deutlich über der Gesamtflotte (4,4 Jahre).

Und obwohl die Umsätze pro Fahrzeug mit 50.000 Euro im Jahr deutlich unter München und Hamburg liegen, sind die Konzessionen sehr begehrt, werden zu Preisen zwischen 80.000 und 85.000 Euro weiter verkauft. „Das sind irre Summen. Wenn mit der Konzession dann kein Geld verdient wird, muss es andere Gründe für den Erwerb geben“, sagt Krause.

Branchenintern ist es ein offenes Geheimnis, dass vor allem für Migranten den Erwerb einer Konzession wertvoll ist, weil sich dadurch ihr Aufenthaltsstatus verbessert.

Neue Anträge werden abgelehnt

Der Stadt Köln liegen derzeit rund 500 Anträge auf neue Konzessionen vor. „Die werden wir alle ablehnen, weil wir einen ruinösen Wettbewerb verhindern müssen, der zulasten der Kunden ginge“, sagte Bernd Bischof, Sachgebietsleiter des Ordnungsamts.

Bei der Verkleinerung der Flotte auf Kölns Straßen setze man vor allen Dingen auf das Finanzamt. „Ohne Unbedenklichkeitsbescheinigung wird die Konzession im Zweifel eingezogen. Wer seine Pflichten sorgfältig erfüllt, muss sich keine Sorgen machen.“ Die Stadt will sich mit anderen Großstädten über ihre Erfahrungen bei der Konzessionsvergabe austauschen.

Der Taxi-Ruf sieht vor allem in der Mietwagen-Branche ein Problem, deren Zahl sich von 341 auf zuletzt 520 erhöht hat. „Wir begrüßen die Kontrollen und brauchen mehr Ordnung im Markt“, sagte Vorstand Aleksandar Dragicevic. „Wir haben zu viele Mietwagen, nicht Taxis. Die picken sich die Rosinen heraus, während wir dem öffentlichen Verkehrsinteresse nachkommen müssen.“ Für Alexander Tritschkow, Geschäftsführer von Taxi 17, hingegen steht fest, dass die semiprofessionellen Taxi-Unternehmen vom Markt verschwinden müssen. „Wir müssen uns von denen befreien, die vor uns auf dem Halteplatz stehen, aber nicht ehrlich arbeiten.“

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