Gerling-QuartierNeuer Kölner Stadtplatz nach römischem Vorbild

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Der neue Platz im Gerling-Quartier soll mit seinen drei Brunnen an Rom erinnern.

Der neue Platz im Gerling-Quartier soll mit seinen drei Brunnen an Rom erinnern.

Köln – Köln ist seit Freitag um einen öffentlichen Platz in der Innenstadt reicher. Nach acht Jahren eröffnete das Immobilienunternehmen Immofinanz die neue Piazza im Gerling-Quartier, durch die früher die Straße Gereonshof führte. „Wir wollen alle Kölner zum Flanieren und Verweilen einladen“, sagte Vorstand Oliver Schumy. Am Samstag wird der neue Platz mit einem Fest eingeweiht. „Wenn die Menschen die Brunnen sprudeln sehen, werden sie sich freuen, dass wir etwas Neues dazu gewonnen haben, die Piazza Navona“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Roters in Anspielung auf den gleichnamigen Platz in Rom. Nachdem der erste Bauabschnitt abgeschlossen wurde, gehen die Arbeiten im zweiten Abschnitt an der Straße Am Klapperhof bis 2017 weiter. Architekt Johannes Kister ist seit 2008 Masterplaner für das Gerling-Quartier. Er erklärt die Idee hinter der Neugestaltung des ehemaligen Versicherungs-Areals.

Herr Kister, die Piazza ist eröffnet, der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen. Was war die größte Herausforderung?

Johannes Kister: Die zentrale Frage war, wie man aus dem historischen Bestand etwas Neues herstellt. Das war ein permanenter Prozess, der sich entwickelt hat. Für jedes Haus ist jede Nutzung durchgesprochen worden. Es war eine Mischung aus Finanzierbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Identität, die den Ausschlag gegeben hat, warum das eine Gebäude zum Wohnen genutzt wird und ein anderes zum Büro oder zum Hotel umgebaut wird.

Warum war es so wichtig, die historischen Gebäude zu erhalten?

Kister: Wir haben den Wettbewerb gewonnen, weil wir den Kern so belassen haben wie er ist. Andere hatten vor, die Gebäude aufzustocken. Ich stellte beim Zeichnen einer Aufstockung mit dem Geodreieck fest, dass das alles Goldene-Schnitt-Proportionen sind. Das war das Handwerkszeug der damaligen Baumeister. Da ist die Entscheidung gefallen, das nicht anzurühren. Das ist eine qualitative Komposition, die auch eine gewisse Schönheit ausstrahlt.

Das Gerling-Quartier gilt als Luxusviertel. Warum gibt es keine günstigen Wohnungen?

Kister: Natürlich ist das hier in Köln als ein sehr, sehr teures Quartier in aller Munde. Das ist auch so, aber ich kann sagen, dass die Kosten enorm waren. Es wurde kein Aufwand gescheut. Hinzu kamen Verzögerungen durch die Wirtschaftskrise und den Wechsel der Bauherrenschaft. Es ist aber unter dem Strich für den Preis eine hohe Qualität und absolute Einmaligkeit entstanden.

Welche Rolle spielt der neue Platz, der am Gereonshof entstanden ist?

Kister: Das war eigentlich immer nur ein Vorplatz mit einer Straße, die hindurch führte. Gerling hatte einen Gang unterhalb des Platzes, weil für ihn jeder Weg darüber ein Arbeitszeitverlust war. Erst durch die Neugestaltung ist es ein richtiger Stadtplatz geworden. Mit den Bäumen, den Brunnen und der Gastronomie wird das ein wunderbarer Ort. Hier muss eine „Piazza Navona“ hin, das war der Gedanke von Uwe Schmitz, der 2007 das Quartier gekauft hatte. Diese Anspielung auf Rom ist mit den drei Brunnen bereits vorhanden. In gewisser Weise lebt so bei den Kölnern ein ungeahntes Gefühl der römischen Vergangenheit auf. Es ist kaum möglich, in der Innenstadt noch einmal so etwas zu bauen.

Wie soll der Platz genutzt werden?

Kister: Ich denke, es ist eine Qualität des Quartiers, dass der Platz ein öffentlicher Raum ist, der zu jeder Zeit zugänglich ist. Das heißt, dass man diesen Ort wirklich nutzen kann – natürlich mit Respekt gegenüber den Anwohnern. Ich denke auch an Festivitäten, die aber nicht in eine nächtliche Ruhestörung umkippen sollen. Es muss eine Balance entstehen. Zunächst überwiegt bei mir die Freude, dass man sich da hinsetzen kann. Wir haben mit dem neuen Platzbelag bewusst einen Teppich hineingelegt. Man erkennt darin verschiedene Winkel, die sich in den umliegenden Gebäuden widerspiegeln.

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