Vringsveedel-TourEine Stadtführung mit Gesang

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Volker Hein (links) und Johannes Fromm führen ihre Zuhörer als Duo Herrschmitz durch das Severinsviertel.

Volker Hein (links) und Johannes Fromm führen ihre Zuhörer als Duo Herrschmitz durch das Severinsviertel.

Innenstadt – Ein gemeinsamer Spaziergang mit Volker Hein und Johannes Fromm durch Köln ohne Quetsch und kölsche Leedcher – da würde sicher etwas fehlen. Als Duo Herrschmitz haben die zwei die Fusion aus Touristenführer und Kleinkunst perfektioniert. Eine Kostprobe gab es jetzt für zwei Gewinner der Jubiläumstombola des Comedia-Theaters, Frank Schillig und Andrea Rusch.

Start des exklusiven Vringsveedel-Spaziergangs war – selbstverständlich – die alte Spielstätte der Comedia in der Löwengasse. Der umgebaute Supermarkt befindet sich auch fast vier Jahre nach Auszug des Theaters in einem Dornröschenschlaf: Noch immer zieren Hinweiszettel auf die neue Adresse die Scheiben, und sogar das mittlerweile überholte Comedia-Logo befindet sich noch an seinem alten Platz.

Ein Hoch auf die Comedia

„Ein wichtiges Kapitel Kölner Kulturgeschichte ist hier 2009 zu Ende gegangen“, erinnert sich Heinen auf dem angrenzenden Spielplatz, auch er hatte Anfang der 90er Jahre seine ersten Auftritte in dem auf Kindertheater und Kleinkunst spezialisierten Haus.

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Auf dem Weg zur nächsten Station, dem Denkmal des heiligen Severin, erklärt Gewinner Frank Schillig worauf er sich am meisten freut. „Es sind die netten kleinen Einsichten, in die Stadt, in der ich lebe“, so der 45-Jährige, der ebenso wie Gewinnerin Andrea Rusch zehn Freunde und Familienangehörige mitnehmen durfte.

„Ich finde die Comedia super, und deshalb war es für mich klar, dass ich an der Tombola teilnehme. Denn das Geld ist dort gut aufgehoben. Es ist einfach ein tolles Theater“, fügt Schillig an. Worte, die Astrid Hage, Pressesprecherin des Comedia Theaters, sicher freuen. Aber auch die nackten Zahlen sagen einiges über die Beliebtheit des Theaters aus: Insgesamt 11 070 Euro waren durch die Verlosung im vergangenen Herbst zusammengekommen.

An der Statue des Veedelspatronen angekommen, stimmen Herrschmitz das durch Bernd Stelter populär gemachte „Severinsbrück“ an, ein Gassenhauer über die Einbahnstraßenhölle Köln, der mit Blick auf die anliegende Bundesstraße für zustimmendes Schmunzeln im Publikum sorgt. Im Anschluss führt die VIP-Tour über den Karl Berbuer-Brunnen, dessen Karnevalsschlager „Die Eingeborenen von Trizonesien“ kurzzeitig Ersatz für die deutsche Nationalhymne war, zu Zint Jan, wo es für die Teilnehmer eine kleine Geschichtsstunde über Kurfürst Hermann von Wied und Bürgermeister Arnold von Siegen gibt. Musikalisch abgestimmt: „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin“ von Jürgen Becker.

Begeisterte Teilnehmer

Noch tiefer zurück in die Geschichte des Veedels geht es in der Landsbergstraße. Hier, unter dem Firmengelände des Holzhandels Schumacher, befanden sich einst römische Gräber. Eine Rekonstruktion eines der vor zehn Jahren ausgegrabenen Skelette schlummert auch heute noch in dem kleinen Privatmuseum des Unternehmens. Besitzer Wiljo Schumacher bewahrt das Relikt unter einer Holzdiele im Boden auf. „Es ist das einzige römische Skelett in Köln, das noch an Ort und Stelle liegt“, sagt der Severins-Bürgerpreisträger von 2004.

Holz, allerdings noch lebendes, spendet wohltuenden Schatten bei einem weiteren Halt in der Buschgasse. Es ist der von Ludwig Sebus besungene „aale Kuschteiebaum“ (Kastanienbaum), den die beiden Musiker von Herrschmitz inklusive Hörprobe mit in ihre Führung einbauen. Auch Andrea Rusch ist begeistert: „Ich habe mir von diesem Ausflug versprochen, ein paar neue Ecken in Köln kennenzulernen“, sagt die Worringerin.

Enttäuscht wird sie deshalb auch in der zweiten Hälfte der zweieinhalbstündigen Tour nicht: Nach einem erfrischenden Kölsch am Jürgen-Schreiber-Brunnen geht es für sie und die anderen Teilnehmer weiter zum Trude-Herr-Denkmal, den Antriebsrädern der Kühlgeräte der einstigen Stollwerck-Schokoladenfabrik und zum großen Finale an der Severinstorburg.

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