MetalldiebeRazzia vor dem Schrottplatz

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Die Kölner Polizei geht gegen Metalldiebe vor: Mit einem Großaufgebot durchsuchten Beamte das Gelände eines Schrotthändlers in Köln-Kalk.

Die Kölner Polizei geht gegen Metalldiebe vor: Mit einem Großaufgebot durchsuchten Beamte das Gelände eines Schrotthändlers in Köln-Kalk.

Kalk/Meschenich – Wenn sich morgens um 8 Uhr die Tore des Schrotthandels in Kalk öffnen, stehen die Lieferwagen schon Schlange. Der Händler kauft sämtliche Schrottsorten und Buntmetalle wie Kupfer, Messing oder Aluminium an – für die Verkäufer ein lohnendes Geschäft. Ein Kilogramm Kupfer ist derzeit 4,40 Euro wert, ein Kilo Messing 2,70 Euro, Edelstahlschrott bringt 80 Cent pro Kilo. Oft parken die Verkäufer schon nachts vor dem Betrieb, damit sie morgens die ersten sind.

Am Montagmorgen bleiben die Tore allerdings geschlossen. Polizisten empfangen die Schrottlieferanten und überprüfen Personalien, Ware und Fahrzeuge. Die Razzia ist Teil eines Schwerpunkteinsatzes zur Bekämpfung von Metalldiebstahl.

Der Einsatz, den die europäische Polizeibehörde Europol initiiert hat, läuft über zwei Tage. Die Ermittler kontrollieren auch Händler und Betriebe in den Niederlanden, Belgien und Bulgarien. Es gilt, Täter auf frischer Tat festzunehmen, Transportrouten zu ermitteln und mögliche Hehler ausfindig zu machen. Der Kalker Schrotthandel ist im Umland dafür bekannt, Altmetall jeglicher Art anzukaufen – ohne große Kontrollen. Vor allem rumänische und bulgarische Schrotthändler sollen dort gesammelte, erbettelte, aber auch gestohlene Ware abgeben. Gegen den Firmeninhaber wurde schon mehrmals wegen des Verdachts der Hehlerei und Umweltdelikten ermittelt.

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Auch Anlieferer verstoßen oft gegen Auflagen. Am Montag hatten 13 von 18 Fahrzeugen keine Umweltplakette. „Es gab keinen Lieferwagen ohne Mängel“, sagte ein Polizeisprecher. „Drei wurden still gelegt, weil sie gar nicht zugelassen waren.“ Auch Zollbeamte, Mitarbeiter des Ordnungsamts, des TÜV und des Kassen- und Steueramts beteiligten sich an der Aktion. Insgesamt wurden 42 Personen kontrolliert, am Nachmittag überprüften die Beamten Lieferfahrzeuge am Kölnberg (Meschenich). Die Zöllner nahmen mehrere Verdachtsanzeigen wegen Schwarzarbeit auf. Das Polizeipräsidium veröffentlicht am heutigen Dienstag eine Gesamtbilanz.

Die Deutsche Bahn ist ein bevorzugtes Opfer von Metalldieben. Allein in der vergangenen Woche gab es drei Kabeldiebstähle auf der Strecke zwischen Kalk und Deutz. „Bundesweit waren die Zahlen 2011 zwar rückläufig – in NRW sind sie aber gestiegen“, sagt ein Unternehmenssprecher. 2011 gab es 460 Fälle, 2012 mehr als 600 Buntmetalldiebstähle. NRW hat bundesweit mit 4700 Kilometern das größte Streckennetz. Die Täter haben es vor allem auf Kupfer – beispielsweise in Signalkabeln – abgesehen, weil der Preis des Edelmetalls sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht hat. Sie stehlen aber auch Schienenstücke oder Schrauben – und setzen dabei oft ihr Leben aufs Spiel.

Die Diebstähle kosten die Bahn bis zu 17 Millionen Euro im Jahr. „Allein in NRW kam es wegen der Reparaturen 2011 zu 60.000 Minuten Verspätung“, sagt der Sprecher. Seit 2012 gibt es ein Bündnis der Bahn, der Telekom und des Energieversorgers RWE gegen Metalldiebe. Die Unternehmen versuchen unter anderem, Schrotthändler zu sensibilisieren. Bahn AG und Telekom markieren Schienen und Kabel mit einer künstlichen DNA. Die Kennzeichnung kann mit UV-Licht sichtbar gemacht werden. Ein Code verrät, wo das Material gestohlen wurde.

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