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StrassenkünstlerAuftritte im Takt der Ampel

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Auf dem Clevischen Ring zwischen Mülheimer Brücke und Wiener Platz schwingt Artist Felix die Keulen für Pendler.

Auf dem Clevischen Ring zwischen Mülheimer Brücke und Wiener Platz schwingt Artist Felix die Keulen für Pendler.

Mülheim – Die Mülheimer Brücke ist viel: sanierungsbedürftig, gesperrt für Lkw über 30 Tonnen, Ärgernis staugeplagter Autofahrer, Plattform der schönen Aussichten. Seit Neuestem ist sie auch Bühne. Morgens und nachmittags, wenn die Rush-Hour besonders viel Verkehr auf die Straßen spült, bringt sich Jongleur Felix an der Ampel in Höhe des Wiener Platzes in Stellung. Dann lässt er für die wartenden Autofahrer aus Richtung Niehl die Keulen fliegen. Ein paar Sekunden dauern seine Kurzauftritte, dann macht sein Publikum auch schon dem nächsten Platz.

Der Rhythmus der Ampelschaltung ist der strenge Taktgeber für seine Aufführungen: Sobald die Blechlawine steht, kommt Felix in Fahrt. Bis zu fünf Keulen gleichzeitig lässt er fliegen, kickt sie manchmal auch mit dem Fuß hoch, was beim Publikum besonders gut ankommt.

Autofahrer reagieren meist positiv

Danach heißt es sich sputen: Im Laufschritt sammelt der 32-Jährige seinen Lohn ein, joggt von Fenster zu Fenster. „Die Leute geben von zehn Cent bis zwei Euro“, sagt Felix, der seinen Nachnamen lieber nicht verraten möchte. Aber auch Bierdosen oder Schokoriegel hat er schon bekommen. Die Autofahrer reagierten meistens positiv auf seine Aktionen: „Manchmal sagen sie, dass ich ihnen den Tag gerettet habe.“ Manchmal gibt auch es polizeilichen Rückenwind: „Es gab einmal die Durchsage von Polizisten im Streifenwagen: »An alle Autofahrer, bitte applaudieren.«“ Andere Ordnungshüter schickten ihn wegen aggressiven Bettelns weg. Doch niemand solle sich von ihm bedrängt fühlen, sagt der Künstler mit dem schwarzen Hemd und den weißen Hosenträgern, der täglich bis zu 70 Auftritte absolviert: „Ich möchte, dass mir nur die Leute etwas geben, denen es gefällt.“

Felix wohnt in Marl, ausgebildet wurde er an der Zirkusschule im niederländischen Rotterdam. Schon vor Königin Beatrix hat er die Keulen geschwungen. Als Straßenkünstler war er in Berlin und Münster unterwegs, Köln, wo seine Freundin lebt, sei allerdings der bislang einträglichste Standort. Sicher auch deshalb, weil Artisten wie Felix hier noch die Ausnahme sind.

An bis zu vier Tagen pro Woche ist er in Köln unterwegs – in der Südstadt, am Heumarkt oder am Barbarossaplatz. Wichtig sind für ihn lange Rotphasen und viel Verkehr. Seinen Verdienst will der Ampel-Akrobat nicht verraten, aber die Arbeit lohne sich. Das liegt vielleicht auch an seinen vorbildlichen Manieren: Auf jeden seiner Auftritte lässt Felix eine kurze Verbeugung folgen.

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