Heizen mit KohleHauptsache, es qualmt

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... und beim „Nachladen“ in seinem Klüttenkeller

... und beim „Nachladen“ in seinem Klüttenkeller

Porz – Peter Krebs lässt sich nicht gern vorschreiben, wie er zu leben hat. „Ich lasse mir das nicht verbieten“, sagt er und zündet sich die nächste Zigarette an. „Das genauso wenig wie das mit den Kohlen ...“ Er heizt mit Kohle, während andere Nachbarn längst eine Heizung haben einbauen lassen.

Hauptsache, es qualmt. So könnte sein Lebensmotto lauten. Und mit beidem lebe er seit langer Zeit ganz gut, sagt er ein bisschen trotzig. „Ich werd' im Februar 77 – und keins von beidem hat mir bis jetzt geschadet.“ Das Gegenteil sei der Fall, behauptet er.

Der gelernte Autoschlosser, ehemalige Sachbearbeiter bei der Dresdner Bank und leidenschaftliche Karnevalist hat sich noch nie beklagt, wenn er mit seiner Kohlenschütte wieder zwei Stockwerke hinunter durch den Altbau in Poll, in dem er wohnt, bis in den Keller laufen muss, um sich wieder fünf Kilo Nachschub von dem Brennstoff zu holen. „Das hält mich jung.“

Als Kind ging er – wie viele Kölner nach dem Zweiten Weltkrieg – „Klütten klauen“ am Bahndamm Moselstraße, wo er mit seiner Familie ohne jede Isolierung direkt unter dem Dach lebte, durch das es auch noch hineinregnete. „Da war es eisig kalt.“ Der Kanonenofen war ihre Rettung.

Heute ist es in seiner Wohnung so mollig, dass sich jeder Besuch sofort seiner Strickjacke entledigt. „Jeder, der eine Heizung hat, schwärmt, was das für eine tolle Wärme sei“, sagt Krebs und fordert zum Berühren der dicken, lauwarmen, tapezierten Wände auf. „Fühl'n Se mal hier. Und das ist bereits das Sparprogramm. Bis eben hatte ich noch die Fenster auf.“

„Damit habe ich bis Januar Ruhe.“

Mit Briketts kommt er nicht zurecht. „Da ist die Verschlackung viel zu groß.“ Die Extrazit-Eierkohlen, die ihm sein Brennstoffhändler liefert, verbrennen nahezu rückstandslos in seinem sechs Zentner schweren Kachelofen, den er „nach der Ölkrise“ für 6500 Deutsche Mark kaufte. „Der frisst alles.“ Was bleibt, ist Asche. „Und die benutze ich als Streumittel.“ 40 Zentner Kohle braucht Krebs pro Jahr, wenn der Winter sehr lang und sehr kalt ist. 15 liegen schon im Keller. „Damit habe ich bis Januar Ruhe.“

Ein Zentner kostet 24 Euro. Als die Ware noch aus dem Ruhrgebiet kam, war es noch günstiger. „Aber die Zechen sind ja jetzt alle Museen“, sagt er. „Und jetzt müssen wir unsere Kohlen teuer in England kaufen“, schimpft Krebs über aus seiner Sicht kurzsichtige politische Entscheidungen. Und doch bleibt er bei seinen Klütten. „Ich werde das nicht aufgeben, so lange ich lebe.“

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