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Schuhe nach MaßAlles außer Schlangenleder

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Tochter Kim (25) hat bei ihrem Vater Axel Himer das Rüstzeug für die Maßschuhanfertigung erworben.

Tochter Kim (25) hat bei ihrem Vater Axel Himer das Rüstzeug für die Maßschuhanfertigung erworben.

Innenstadt – Wer wissen möchte, was Arnold Schwarzenegger während seiner achtjährigen Ära als Gouverneur des US-Staates Kalifornien an den Füßen hatte, der kommt an Axel Himer nicht vorbei. Der 48-Jährige beschäftigte sich in den zurückliegenden Jahren gewiss Hunderte von Stunden mit dem einstigen Mister Universum; schaute ihm dabei allerdings weniger in die Augen, als auf die unteren Extremitäten. Dank seiner zusätzlichen Kfz-Mechaniker- und Schreinerausbildung ist Himer sogar ein Schuhmacher, der auch Autos reparieren und Möbel bauen kann.

Er beschränkt sich im Wesentlichen allerdings auf Maßschuhanfertigung und bittet zur Vermeidung falscher Vorstellungen ausdrücklich, den Preis für diese Leistung nicht zu verschweigen. Also atmen wir tief durch und bringen es hinter uns: Circa 7000 Euro hat sich der Ex-Terminator seine Stiefel kosten lassen, sagt Himer.

Die kürzer gearbeiteten, aber nicht weniger imposanten Exemplare für Schwarzeneggers Kollegen Ralf Möller ließen sich für rund 4500 Euro reproduzieren. Da man den Herren Lafer und Lichter im Zweifelsfall auch eher auf die Finger als die Füße schaut, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass auch Kochkünstler auf handgefertigter Basis stehen und sich diese Minimum 2700 Euro kosten lassen.

Eine Stange Geld. Doch wenn man berücksichtigt, dass Menschen für ihren fahrbaren Untersatz gut und gerne fünf- und mehrstellige Summen ausgeben, dürften sie dem Körperteil, welches sie durchs ganze Leben tragen müsse, durchaus ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung angedeihen lassen, findet der Spezialist.

Füße spiegeln alle Gesundheitsprobleme

Dass dies so wenig der Fall ist, liegt seiner Meinung nach daran, dass der Fuß „so weit vom Kopf entfernt ist“. Dabei spiegele der Fuß alle gesundheitlichen Probleme wider, weil an ihm sämtliche Meridiane zusammenliefen. Was ihn fraglos freut, ist der Umstand, dass sich inzwischen „immer mehr Normalverdiener Maßschuhe leisten“, die bei guter Pflege durchaus 15 bis 20 Jahre hielten. Interessanterweise verteufelt Himer gar nicht mal das Heer der Turnschuh-Träger, sondern betrachtet allenfalls Bio-Sandalen mit vorgefertigtem, festem Fußbett als größte Sünde. Seitdem nicht nur Tochter Kim (25), sondern auch deren jüngere Schwester Nicola (19) beruflich in Papas Fußstapfen traten, liegt ein Großteil dieser Handwerkskunst in weiblicher Hand. Die beiden jungen Frauen seien übrigens auch der Grund, weswegen Axel Himer das Geschäft vor drei Jahren von Baden-Baden nach Köln verlegte.

Seinen Töchtern sei es dort schlicht zu langweilig gewesen, erzählt der Mann, über den die Londoner Times bereits vor zehn Jahren berichtete. Dass eine britische Zeitung ausgerechnet ihm, einem deutschen Schuhmacher, seinerzeit ein fast ganzseitiges Porträt widmete, erfüllt ihn mit mehr Stolz als die Liste seiner prominenten Kunden. In dem Familienbetrieb, der erst kürzlich an die Hahnenstraße zog, wird jede Art von Leder verarbeitet „außer Schlange“. Die Tiere im lebenden Zustand aufzupumpen, um sie besser abhäuten zu können, sei ein so grausamer Prozess, den er nicht unterstützen wolle. Überdies seien Fische wie der Perlrochen oder der Lachs hervorragende Alternativen, sagt Himer und zeigt unterschiedlich eingefärbte Materialproben. Apropos Farbe: Mit 56 verschiedenen Nuancen verfügt das Fachgeschäft Himer auch über eine Schuhpflege-Auswahl, die Ihresgleichen sucht. Wer nicht selbst Hand anlegen will, kann den Schuh auch zum Putzen bringen. Zum Reparieren selbstverständlich ebenfalls.

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