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StadtentwicklungWohnungsbau statt Schrebergarten

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Viel Platz für neue Wohnungen in bester Lage wäre zwischen Innerer Kanalstraße und Nippeser Sechzigviertel. Doch dafür müssten einige Schrebergärten und Freiflächen aufgegeben werden. Die Rasenflächen (im Bild links) würden bleiben.

Viel Platz für neue Wohnungen in bester Lage wäre zwischen Innerer Kanalstraße und Nippeser Sechzigviertel. Doch dafür müssten einige Schrebergärten und Freiflächen aufgegeben werden. Die Rasenflächen (im Bild links) würden bleiben.

  • Areale für weitere 37.000 Wohnungen sind in Köln ausgewiesen.
  • Die Stadt will Frei- und Grünflächen opfern.
  • Ein neuer Stadtteil könnte entstehen.

Die Stadtverwaltung hat Flächen für rund 37 000 Wohnungen ausgemacht, auf denen in den nächsten 13 Jahren gebaut werden könnte. Stadtentwicklungsdezernent Franz-Josef Höing hat den mit Spannung erwarteten Plan vorgelegt, mit dem die Stadt auf das Bevölkerungswachstum reagieren will – ein Paket voller Daten und Berechnungen, Karten und Diagrammen, und genug Stoff für spannende Diskussionen. Die Stadt will Frei- und Grünflächen opfern .

„Nutzungskonflikte“ seien intensiv besprochen worden, sagt Ina-Beate Fohlmeister vom Amt für Stadtentwicklung. Alle vorgeschlagenen Flächen hätten verwaltungsintern einen „Interessenausgleich durchlaufen“. Eingriffe in den Inneren und Äußeren Grüngürtel und andere zusammenhängende Grünzüge gibt es nicht. Hier wären die Widerstände im sich anbahnenden schwarz-grünen Bündnis im Stadtrat wohl zu groß geworden. Doch auch manches kleinere Projekt, das nun auf der Liste steht, wird für Einwände und Proteste sorgen, weil man auf Freiräume, Natur oder auch den geliebten Schrebergarten verzichten muss.

Weniger Grün auch am Mediapark

1,16 Millionen Einwohner bis 2029 erwartet

Die aktuellen Prognosen gehen davon aus, dass Köln bis 2029 auf rund 1,16 Millionen Einwohner in knapp 610000 Haushalten anwachsen wird. Zurzeit gibt es in Köln rund 536000 Haushalte.

Bei der Berechnung des Wohnungsbedarfs geht die Stadtverwaltung davon aus, dass bereits bis 2019 fast 30 000 zusätzliche Wohnungen gebaut werden müssen. Das würde bedeuten, dass in den nächsten Jahren durchschnittlich 7500 Wohnungen entstehen müssten – eine Zahl, die weit über dem liegt, was in den vergangenen Jahren geschafft wurde.

Bis zum Jahr 2029 müssten weitere 35 800 Wohnungen gebaut werden, um auf eine Gesamtzahl von 66 000 zu kommen. Mit dem neuen Verwaltungspapier steigt die Zahl an Wohneinheiten, für die man Flächen ausweisen kann, auf 49 000. Es bleibt somit immer noch eine „Deckungslücke“ von 17 000 Wohnungen. (fra)

Platz für über 19 200 Wohnungen sind bereits über das Wohnungsbauprogramm 2015 ausgewiesen worden. Hinzu kommen nun neue Areale für weitere 17 800 Wohnungen. Darunter sind die großen Projekte im Deutzer und Mülheimer Hafen sowie die Parkstadt-Süd. Auch der seit längerem diskutierte Plan, im Norden den neuen Stadtteil Kreuzfeld entstehen zu lassen, soll umgesetzt werden. Ein ähnlich großes Areal hat die Stadtverwaltung im Umfeld des Merheimer Krankenhauses ausgemacht.

Mehrere Schrebergärten im ganzen Stadtgebiet wie auch landwirtschaftlich genutzte Flächen würden verschwinden. Im Agnesviertel steht nach jahrelanger stillschweigender Duldung der Bauwagenplatz an der Krefelder Straße wieder zur Disposition. Widerstände wird es auch gegen das Verschwinden von grünen Freiflächen im Mediapark geben. Diskutiert wird sicher auch über die Umsetzung der Idee, die schon in Albert Speers Masterplan formuliert wurde, zwischen Innerer Kanalstraße und Sechzigviertel neue Häuser zu bauen.

Auch Neubauten entlang der Pferderennbahn stehen wieder zur Debatte. In der Innenstadt sind größere Flächen im Bereich Eifelwall/Stolzstraße und am Perlengraben ausgewiesen. Die meisten der insgesamt 76 neuen potenziellen Bauplätze sind ganz oder teilweise in Privatbesitz. Hier muss noch mit den Eigentümern verhandelt werden. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen die derzeitige Nutzung beendet werden muss. Dies seien „Unwägbarkeiten, die hinsichtlich ihrer zeitlich Auswirkungen schwer zu kalkulieren sind“, heißt es in der Vorlage für die Ratspolitiker.

Keinen Zweifel lässt die Verwaltung daran, dass auch dann, wenn alle Vorschläge umgesetzt würden, längst nicht alle Probleme gelöst sind. 37 000 Wohnungen reichen nicht, auch wenn man weitere 12 000 Wohnungen hinzurechnet, die als „Selbstläufer“ ohne Dazutun der Stadt bis 2029 gebaut werden dürften.

Baulückenprogramm ankurbeln

Es müssten weitere „Flächenpotenziale“ genutzt werden: Die Stadtverwaltung kündigt an, das eingeschlafene Baulückenprogramm wieder aufzunehmen. Rund 14000 Wohnungen könnten so geschaffen werden. Bei einer maßvollen „Innenverdichtung“ durch Aufstockungen, Dachgeschossausbauten oder Neubauten ließen sich rund 4000 bis 5000 Neubauwohnungen schaffen. Neue Perspektiven würden sich ergeben, wenn das Bahnnetz ausgeweitet werden kann. Hoffnung setzt die Kölner Verwaltung auch auf eine verbesserte regionale Zusammenarbeit.

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