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Kölner StämmeNegerköpp am Pranger

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Janine Dossmann-Grothe auf der Brücker Frauensitzung.

Janine Dossmann-Grothe auf der Brücker Frauensitzung.

Köln – KÖLN - Beim Karneval hört der Spaß auf. Das gilt schon für manch einen Karnevalisten, der das Brauchtum allzu ernst nimmt. Jetzt meldet sich auch noch der Verband binationaler Familien und Partnerschaften zu Wort – und attackiert Gruppierungen innerhalb der Kölner Stämme, die sich „Neger“ nennen oder sich als solche verkleiden. „Primitive“ Schwarze gehören nicht in den Karneval, meint der Verein. Geschäftsführerin Michaela Schmitt appelliert an das Festkomitee, Karnevalsvereine und Mitveranstalter wie Schulen und Kindergärten: „Losst uns fiere – nit diskriminiere!“

Wenn sich Karnevalisten schwarz bemalen, Baströckchen anziehen und Knochen ins Haar stecken, würden sie „unkritisch Bilder der Kolonialzeit heraufbeschwören“. Ebenso inakzeptabel sei, dass Vereine immer noch Namen mit ehrverletzenden Bezeichnungen für schwarze Menschen tragen. Für afrodeutsche Familien sei das eine Zumutung. „Schon Kinder ab drei Jahren fühlen sich von solchen Darstellungen irritiert und negativ berührt. Ihre Eltern geraten in Erklärungsnot“, so die Leiterin der Landesgeschäftsstelle NRW mit Sitz in Bonn. Mitglieder hätten mehrfach geschildert, wie es etwa beim Nippeser Dienstagszug und anderswo zu „verstörenden Erlebnissen“ gekommen sei.

„Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“

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Ein Vorwurf, den Peter Berg als Chef der Poller Böschräuber vun 1976 – von der Stunksitzung persifliert als Poller Negerköpp – so nicht nachvollziehen kann: „Die Leute kommen beim Anblick eines Clowns ja auch nicht auf die Idee, dass das Charlie Rivel, Grock oder die Fratellinis beleidigen könnte. Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“

Ihr Kostüm mit Elementen aus aller Welt lasse bewusst nicht auf ein bestimmtes Volk schließen. Auch seien schon „liebe Menschen aus Ghana mit großer Freude bei unseren Umzügen mitgegangen“. Das sei doch eher integrationsfördernd. Er findet auch nicht, primitiv auszusehen. „Wir sind ein eleganter Augenschmaus.“

Ähnliche Töne auch bei den Höhenberger Dschungel-Negern: „Wir sind ein Traditionsverein“, rechtfertigt sich Mitglied Dieter Eckert. „Das hat doch nix mit Diskriminierung zu tun.“ Die einzige Form von Gewalt, die sie akzeptieren, sei die Nubbelverbrennung. Und auch Vereinskollege Josef Berger meint: „Unsere Gruppe gibt es seit 1967.

Damals gab es noch gar keine Diskriminierung.“ Das Festkomitee Kölner Karneval versucht zu vermitteln. Sprecherin Sigrid Krebs betont, der Karneval dürfe niemanden ausgrenzen. Jeder Verein habe dafür zu sorgen, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt. „Das muss ja nicht gleich die Änderung einesNamens sein, der eine Geschichte hat. Oft hilft es schon, miteinander zu reden und die Geschichte besser zu erklären.“

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