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OrganspendeEthiker plädiert für Organspendepflicht

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Jahrelang warten Kranke in Europa auf ein Spenderorgan.

Jahrelang warten Kranke in Europa auf ein Spenderorgan.

Osnabrück – Der Philosoph und Medizinethiker Otfried Höffe plädiert für eine Pflicht zur Organspende. Das sollte allerdings nicht als Gesetz, sondern als Tugend der gegenseitigen Hilfe festgeschrieben werden. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Höffe am Samstag: „In jedem Fall besteht eine Tugendpflicht, sich untereinander zu helfen. In diesem Sinn könnte man von einer Pflicht zur Organspende sprechen, die der Gesetzgeber aber nicht erzwingen kann.“ Hier greife nur die in allen Kulturen anerkannte Hilfspflicht, sagte Höffe, der Präsident der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin der Schweiz ist. Er äußerte sich zum Tag der Organspende, der an diesem Samstag begangen wird.

Mit dem Hinweis auf die allgemeine Hilfspflicht sollen nach Ansicht Höffes Menschen motiviert werden, sich als Organspender zur Verfügung zu stellen. „Schließlich kann jeder einmal hilfsbedürftig werden und in einer Art aufgeklärtem Egoismus zu der Überzeugung kommen, selbst zu helfen, um eines Tages womöglich Hilfe in Anspruch nehmen zu können“, sagte der Medizinethiker.

Für sich selbst erwartet er gegebenenfalls allerdings keine Lebendspende von seinen Angehörigen. Sollte er selbst ein Organ benötigen, würde er an seine Frau und seine Kinder „nicht einen Hauch an Erwartung richten“. Der Verzicht, etwa auf eine Niere, schränke den Spender erheblich ein. Höffe war bis 2011 Professor für Philosophie an der Universität Tübingen. Er ist mit Veröffentlichungen zu Fragen der Ethik, zu Aristoteles und Kant einem breiteren Publikum bekannt geworden.

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