Max BruchEin Wunderkind der Romantik

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Max Bruch

Max Bruch

Bergisch Gladbach – Max Bruch, der romantische Komponist (1838-1920), hat einen Großteil seines Werkes in Bergisch Gladbach geschrieben. Ihm zu Ehren finden zu seinem 175. Geburtstag am Sonntag, 6. Januar, zwei Konzerte statt – noch vor dem offiziellen Beginn des Max-Bruch-Festivals am Freitag, 11. Januar, in der Villa Zanders ist dies der Einstieg in eine Auseinandersetzung von Kunst- und Kulturschaffenden mit dem Komponisten.

Wer war dieser Komponist, von dem man eigentlich nur das berühmte Violinkonzert kennt und der 1838 am genau am Dreikönigstag, 6. Januar, in Köln im Richmodishaus am Neumarkt geboren wurde? Heute erinnert dort nur noch der Richmodisturm mit den beiden Pferdeköpfen und einer Gedenktafel an den Geburtsort des Komponisten. Das Haus gehörte der Familie Bruch. Vater August Bruch war Jurist, die musikalische Begabung erbte er von seiner Mutter Wilhelmine. Die Sopranistin gab schon früh Max und seiner Schwester Mathilde Musik- und Klavierunterricht.

Doch zunächst schien da mit Max ein Malertalent heranzuwachsen: Die Verwandtschaft bezeichnete ihn bereits als einen „zweiten Raffael“, doch mit neun Jahren komponierte er ein Lied zum Geburtstag seiner Mutter. „Von da an wurde Musik zu seiner ersten Liebe, was seine Eltern nach Kräften förderten“, heißt es in der Biografie von Christopher Fifield, die inzwischen vergriffen ist. Vermutlich zu Goethes 100. Geburtstag komponierte der Elfjährige am 28. August 1849 ein Septett für Klarinette, Horn, Fagott, zwei Violinen, Cello und Kontrabass – mit jugendlicher Frische, ein frühreifes Werk mit dem Charme seiner rheinischen Herkunft.

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Schon ein Jahr später sollte Max Bruch zum ersten Mal den Igeler Hof in Bergisch Gladbach besuchen, der in seinem späteren Leben immer wieder eine besondere Bedeutung für sein Schaffen erhalten sollte. Doch damals gehörte das Anwesen noch nicht der Fabrikantenfamilie Zanders, sondern der Familie Neißen. Bruchs Mutter war die Gesangslehrerin und Freundin von Katharina Theresia Neißen. In einem seiner Briefe bezeichnet er Theresia als „urmütterliche Freundin und Musikenthusiastin“ und beschreibt auch seine Liebe zum Bergischen Land, „das Land der singenden klingenden Berge mit seinem grünen Matten, herrlichen Wäldern und blumigen Wiesentälern“. So blumig beschreibt er auch den „Fabrikort Bergisch Gladbach, der zwischen anmutigen, waldumkränzten Höhen in einem langgestreckten wasserreichen Tal lag“. Romantik pur nicht nur in der Musik, sondern auch in Worten. Auch viel später, ab 1888, als die Familie Zanders den Igeler Hof übernahm, sollte Bergisch Gladbach ihm durch die besondere Freundschaft zu Richard und Maria Zanders ein Ort des Rückzugs zum Komponieren bleiben. Einige dieser Werke, wie beispielsweise „Die Flucht nach Ägypten“, „Das Lied von der Glocke“ nach Schiller und „Kol Nidrei“, werden im Festival-Jahr in der Kreisstadt aufgeführt.

Die Stadt Bergisch Gladbach war sich der Bedeutung des Komponisten früh bewusst: 1917 wurde Max Bruch zum Ehrenbürger ernannt, am Trotzenburgplatz hat man ihm und Maria Zanders wie anderen verdienten Bürgern ein Denkmal gesetzt, zwischen 1908 und 1918 wurde ihm eine Straße gewidmet. Und auch die städtische Max-Bruch-Musikschule trägt seinen Namen. Das Wunderkind, das 1852 in der Rheinischen Musikzeitung mit Mozart und Mendelssohn-Bartholdy verglichen wurde, führte in späteren Jahren ein unruhiges Leben mit Wirkungsstätten in Leipzig, Bonn, Mannheim und Berlin. In Liverpool leitete er von 1880 bis 1883 die Philharmonic Society, heiratete dort die Sängerin Clara Tuczek, mit der er vier Kinder hatte. 1891 leitete Max die Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. „Der Quell meiner Inspiration ist versiegt“, sagte er 1915 an seinem 70. Geburtstag. Mehr als 100 Werke hatte er geschaffen, doch in Erinnerung ist nur das erste Violinkonzert geblieben. Seine Verbitterung über die viel zu geringe Würdigung seines Werkes wird immer wieder in seinen Briefen deutlich.

Als er 1920 in Berlin starb, erhielt er ein Ehrengrab auf dem St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg. So erlebte er nicht mehr, dass seine Werke während der Zeit des Nationalsozialismus wegen des Werkes „Kol Nidrei“ aus den Konzertprogrammen verschwanden und im deutschsprachigen Raum fast vergessen wurden. Beim Max-Bruch-Festival 2013 mit mehr als 30 Konzerten, initiiert vom Verein Musik- und Kulturfestival GL, sollen sie eine Renaissance erleben.

www.MaxBruchFestival.de

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