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Tagebau HambachSchaufelradbagger 259 für 17 Millionen Euro modernisiert

Lesezeit 4 Minuten
Auf einem Montageplatz auf der vierten Sohle des Tagebaus Hambach wird das 57 Jahre alte Großgerät ein halbes Jahr lang gründlich modernisiert.

Auf einem Montageplatz auf der vierten Sohle des Tagebaus Hambach wird das 57 Jahre alte Großgerät ein halbes Jahr lang gründlich modernisiert.

Hambach – Kraftvoll brummend springen die Motoren von zwei Mobilkränen an. Behutsam heben sie das neue Schaufelrad an, um es in den Ausleger von Bagger 259 einzusetzen. Das Großgerät des Tagebaus Hambach wird in einer großen Modernisierungsmaßnahme ein halbes Jahr lang gründlich auf den Kopf gestellt.

Seit 57 Jahren frisst sich der Bagger durch den Abraum und hat dabei Erdmassen bewegt, die dem Inhalt des Walchensees oder 60 Prozent des Chiemsees entsprechen. Zunächst im Tagebau Frimmersdorf, dann bis vor 14 Jahren im Tagebau Bergheim hat er sich dabei ordentlich die Zähne ausgebissen. „Besonders in Bergheim, wo es einige Sandsteinbänke im Erdreich gab, hat das Rad gelitten“, sagt Friedrich Hünten, technischer Leiter der Instandsetzungsarbeiten.

Werkstatt auf vierter Sohle

Auch in Hambach gebe es mitunter „aggressiven Abraum“, der die Technik über die Jahre angreife. Trotz regelmäßiger Wartungsarbeiten war eine Grundsanierung fällig. Auf der vierten Sohle wurde eine Werkstatt eingerichtet, auf der täglich rund 160 Mitarbeiter ein halbes Jahr lang beschäftigt sind. „Die Vorbereitungen haben rund eineinhalb Jahre gedauert“, sagt Christian Perea, Projektleiter bei RWE Power. Immer wieder werden solche großen Reparaturen fällig. „Dennoch ist der Einbau eines Schaufelrads immer etwas Besonderes“, sagt Perea.

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Gebaut wurde der stählerne Radkranz, in den später die Schaufeln eingehängt werden, im RWE-Technikzentrum in Frechen-Grefrath. Er hat einen Durchmesser von 17 Metern, wiegt 100 Tonnen und hat eine Million Euro gekostet. „Die größeren Bagger haben Räder mit über 21 Metern Durchmesser“, sagt Perea, der bereits mehrere Radwechsel als Statiker begleitet hat. Projektleiter ist er zum ersten Mal. Dennoch wirkt er gelassen, als er per Funkgerät das Startsignal an die Kranführer gibt.

Die beiden Kräne, der große geeignet für das Anheben von 500 Tonne, der kleinere für 200 Tonnen, stehen mit ihren Stützbeinen auf extra angelegten Fundamenten. Langsam heben sie den Teller an, der flach auf dem Boden lagert, ebenfalls auf speziellen Fundamenten. Zum Einbau muss er behutsam in die Senkrechte gebracht werden. Dann wird der kleine Kran abgekoppelt. Vier Mitarbeiter halten den Koloss mit Seilen auf dem richtigen Kurs in sein vorgefertigtes Widerlager am Ende des Baggerarms. „Zum Glück ist es windstill, das macht es einfacher“, sagt Perea. Das Einparken ist Millimeterarbeit. „Wir haben drei Zentimeter Luft“, sagt Hünten. Und auf den letzten Zentimetern kann der Kranführer das Ziel nicht mehr sehen. Er ist auf den Funkkontakt zu zwei Mitarbeitern am Boden und oben auf dem Gerüst des Baggers angewiesen.

Nach einer knappen Stunde sitzt das Rad an der vorgesehenen Stelle. Der Bagger soll noch einige Jahrzehnte zur Kohleversorgung der Kraftwerke und Brikettfabriken beitragen“, blickt Hünten optimistisch in die Zukunft. Dafür brauche es moderne Geräte und daher sei die Modernisierung zwingend erforderlich.

Neben dem neuen Rad, an das in den nächsten Wochen die zehn ebenfalls neuen Schaufeln, jede rund drei Tonnen schwer, angebracht werden, sind weitere Änderungen geplant. So wird der Bagger künftig mit nur einem Förderband statt bisher zweien auskommen müssen. „Dadurch wird er aber flexibler“, sagt Hünten. Zudem bekommt der Ausleger einen neuen Führerstand und komplett neue Strom- und Datenleitungen.

Bis November sollen die Arbeiten am Bagger 259 abgeschlossen sein. 17 Millionen Euro lässt sich RWE die Modernisierung kosten. Dann tritt er seinen Dienst wieder an, zusammen mit einem weiteren 110.000-Tonnen-Bagger und vier noch größeren, die mehr als das Doppelte an Erdreich umsetzen können.

Der Schaufelradbagger 259

Das Großgerät für die Abbauseite des Tagebaus Hambach wurde 1959 in Betrieb genommen und war zuvor in den Tagebauen Frimmersdorf und bis 2002 in Bergheim im Einsatz. Mit einer Förderleistung von 110.000 Kubikmetern pro Tag gehört es zu den kleineren Geräten.

Bagger 259  ist rund 200 Meter lang und 70 Meter hoch. Rad und Transportband   werden  von  einem Motor angetrieben, der 10.300 Kilowatt (14 000 PS) hat.  Insgesamt  steuern vier Mitarbeiter  die  Bewegungen des 7200 Tonnen schweren Ungetüms.

Insgesamt sind  im Tagebau Hambach  acht Bagger und sieben Absetzer im Einsatz. Der Bagger 259  hat bisher in 57 Jahren  rund 1,25 Milliarden Kubikmeter Abraum und Kohle gefördert.  (ftz)

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