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„Provisorien verpulvern nur Geld“Stadt Wesseling will Reihenhäuser für Flüchtlinge bauen

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Wesseling – Einstimmig und mit großer Zustimmung der Fraktionen hat der Rat der Stadt in seiner Sondersitzung am Dienstagabend die Planungen von 28 Reihenhäusern für Flüchtlinge beschlossen. Die Verwaltung soll die Auftragsvergabe durchführen. Die Reihenhäuser sollen dezentral auf städtischen Grundstücken in Massivbauweise errichtet werden: Acht Häuser sind in Berzdorf am Falkenweg geplant, acht weitere in Wesseling Mitte auf dem ehemaligen Bolzplatz an der Jahnstraße. Sechs Reihenhäuser sollen in Urfeld an der Urfelder Straße enstehen und sechs in Keldenich auf dem Bolzplatz Mertener Straße.

Günstige Finanzierung

Die Kosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro bekommt die Stadt über das zweckgebundene Landesförderprogramm „Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge“ bei Null Prozent Zinsen in den ersten zehn Jahren finanziert, danach beträgt der Zinssatz 0,5 Prozent. Zudem gibt es, wie der Erste Beigeordnete Gunnar Ohrndorf erklärte, vom Land einen Tilgungszuschuss in Höhe von 35 Prozent. Den für das Förderprogramm benötigten Eigenanteil in Höhe von 1,3 Millionen Euro kann die Stadt über die Grundstücke leisten.

Geplant sind, wie Ohrner bei der Projektvorstellung erläuterte, einfache, etwa sechs Meter breite Reihenhäuser mit ausgebautem Dachgeschoss, aber ohne Keller. Im Erdgeschoss sollen ein Gemeinschaftsraum, eine Küche für alle und eine Toilette gebaut werden. In der ersten Etage und im Dachgeschoss sind die Schlafräume und jeweils ein Badezimmer vorgesehen. „Die Häuser sollen alle solide und robust gebaut, innen aber sehr einfach und spartanisch ausstaffiert werden“, sagte Ohrndorf.

Zehn Flüchtlinge auf 128 Quadratmeter

In einem Haus werden aller Voraussicht nach auf etwa 128 Quadratmetern mindestens zehn Flüchtlinge beherbergt werden. Pro Standort könnten laut Verwaltung 80 bis 100 Flüchtlinge unterkommen. Zusätzlich sollen zwei neue Stellen für die Flüchtlingsbetreuung im Sozialamt geschaffen werden.

Positiv sahen die Fraktionsmitglieder auch die Tatsache, dass die Massivhäuser in ein paar Jahren, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, verkauft werden können. SPD-Fraktionschef Helge Herrwegen: „Provisorien verpulvern nur Geld.“ Klaus Mechwitz (Freie Wähler) sagte: „Wir unterstützen das Konzept und finden es gut, dass die Häuser später verkauft werden können.“ CDU-Fraktionschef Manfred Rothermund wies darauf hin, dass man großen Wert auf diese dezentrale Lösung lege. Ähnlich sieht es auch Helmut Latak (Soziales Bündnis Wesseling): „Hier ist gezielt und gut gearbeitet worden“, lobte er die Verwaltung.

Auch die Grünen tragen das Konzept mit. Fraktionschef Jörg Kutzer betonte allerdings, dass er für den Bolzplatz in der Mertener Straße in Keldenich einen Ersatz wünscht. Dem stimmt auch Bürgermeister Erwin Esser zu. Den Ratsmitgliedern sicherte Esser zudem zu, auch den sozialen Wohnungsbau im Stadtgebiet voran zu treiben, um so neuen Wohnraum für die Bürger Wesselings zu schaffen.

6,5 Millionen Euro in den Nachtragshaushalt eingebracht

Wie nötig die Schaffung von neuen Wohnungen ist, erläuterte der Beigeordnete und Kämmere der Stadt, Manfred Hummelsheim. Am 31. Dezember 2015 waren seinen Ausführungen zufolge in Wesseling 367 Flüchtlinge in angemieteten und eigenen Liegenschaften der Stadt dezentral in allen Ortschaften Wesselings untergebracht. „47 Plätze waren zum Jahresende unbelegt“, sagte er. Doch schon im neuen Jahr seien 46 Plätze wieder belegt worden, so dass man aktuell über einen freien Platz verfüge. Sollten sich die Flüchtlingsströme weiter so wie bisher entwickeln, dann könnten bei einer Million Flüchtlinge im Jahr 2016 der Stadt nochmals bis zu 400 Flüchtlinge zugewiesen werden.

Die für die Reihenhäuser benötigten 6,5 Millionen Euro wurden noch am Abend bei zwei Gegenstimmen der Freien Wähler in den Nachtragshaushalt eingebracht.

Am 27. Januar gibt es um 19 Uhr im Rheinforum ein Bürgerinformationsabend zum Thema. Dort dürfen die Bürger auch Fragen an die Verwaltung stellen. Zwar waren auch sehr viele interessierte Bürger zur Sonderratssitzung ins Rathaus gekommen, Fragen und Bedenken konnten sie dort allerdings nicht äußern.

Weitere Informationsabende zu den geplanten Bauprojekten sind in den einzelnen Stadtteilen geplant: Wesseling-Mitte, 17. Februar, um 19 Uhr im Ratssaal; Berzdorf, 18. Februar, um 19 Uhr im Haus der Dorfgemeinschaft; Urfeld 23. Februar, 19 Uhr, in der Dankeskirche und Keldenich, 24. Februar, 19 Uhr in der Aula der Schillerschule.

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