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Bündelrabatt & Co.Wie man bei Versicherungen sparen kann

Lesezeit 7 Minuten
Für Versicherungen geben die Bundesbürger jedes Jahr viel Geld aus. Dabei sind viele Policen zu teuer oder überflüssig. Wer sparen will, sollte einen Bündelrabatt aushandeln.

Für Versicherungen geben die Bundesbürger jedes Jahr viel Geld aus. Dabei sind viele Policen zu teuer oder überflüssig. Wer sparen will, sollte einen Bündelrabatt aushandeln.

Unseren Versicherungsschutz lassen wir uns einiges kosten: Jahr für Jahr gibt jeder Bundesbürger durchschnittlich 2100 Euro für private Versicherungen aus. Das hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) berechnet. In vielen Fällen zahlen Versicherte viel zu viel Geld. Wir verraten, wie sie einfach sparen können - und welche Policen wirklich nötig sind.

Rechtzeitig zum Jahresende wechseln

Bei der Wahl einer Risikolebensversicherung kann es sich auszahlen, sich noch vor dem Jahreswechsel zu entscheiden. Wer noch zum 1. Dezember einen Vertrag abschließt, spart unter Umständen Geld. Denn bei einigen Anbietern werden Kunden nicht am tatsächlichen Geburtstag, sondern versicherungstechnisch bedingt schon am 1. Januar als ein Jahr älter eingestuft. Dadurch müssen Kunden, die zum Beispiel im Mai oder September Geburtstag haben, bereits ab Januar höhere Beiträge bezahlen, erklärt die Interessenvereinigung Geld und Verbraucher (GVI) in Heilbronn.

Wer zum letztmöglichen Eintrittstermin vor dem Jahreswechsel, dem 1. Dezember, eine Versicherung abschließt, könne durch das niedrigere Eintrittsalter je nach Anbieter bis zu zwei Jahresbeiträge sparen, erklärt GVI-Präsident Siegfried Karle.

Versicherungsbeiträge jährlich zahlen

Bei der Auto- oder auch bei Sachversicherungen wie Hausrat- oder Haftpflichtpolice wird es unter dem Strich meist günstiger, wenn man seinen Beitrag statt monatlich einmal im Jahr bezahlt. Ein Beispiel: Bei Cosmos Direkt kostet die Kfz-Police mit Vollkaskoschutz etwa 68 Euro pro Monat, am Jahresende zahlt der Versicherte so rund 817 Euro. Wählt er die jährliche Zahlungsweise, zahlt er dagegen nur rund 720 Euro - fast 100 Euro weniger. „Dies gilt auch bei Lebensversicherungen – nur ist die Ersparnis dort versteckter“, sagt Georg Plötz, Altersvorsorgeberater bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Bei Riesterrenten-Verträgen oder klassischen Kapitallebensversicherungen bringt die jährliche Zahlungsweise ganze fünf Prozent Ersparnis. Bei einem Monatsbeitrag von 300 Euro sind das immerhin rund 180 Euro im Jahr. Allerdings wirkt sich diese Ersparnis nicht direkt auf den zu zahlenden Beitrag aus wie bei der Kfz-Versicherung, sondern macht sich erst am Ende der Laufzeit bemerkbar.

Manchen fehlt das Geld, andere haben die Lust am Riestern verloren: Jeder fünfte Riester-Sparer hat laut Alterssicherungsbericht 2012 der Bundesregierung bereits die Zahlung seiner Beiträge gestoppt. Das ist immer noch besser als zu kündigen, weil dann der Staat die bisher gezahlten Zuschüsse und Steuervergünstigungen zurückverlangt. Man bekommt in dem Fall lediglich den einfachen Sparzins - und laufende Kosten werden nicht erstattet.

Wer die monatliche Rate für seinen Riester-Sparplan vorübergehend nicht aufbringen kann, kann den Vertrag ruhen lassen. Darauf weist die Aktion Finanzwissen für alle der Fondsgesellschaften hin. Dafür müssen Kunden den Anbieter - ihre Bank, Versicherung oder Fondsgesellschaft - schriftlich darüber informieren, dass sie keine Beiträge mehr zahlen wollen.

Wichtig zu wissen: Wenn der Vertrag ein ganzes Beitragsjahr lang ruht, gewährt der Staat keine Förderung und keinen Steuervorteil. Die Zahlungen sollten also erst bei dauerhaften finanziellen Engpässen ausgesetzt werden.

Während der Elternzeit zum Beispiel ist das Aussetzen in der Regel nicht notwendig, da hier der Mindesteigenbeitrag von fünf Euro im Monat (60 Euro pro Jahr) ausreicht, um die Förderung zu erhalten. Das Elterngeld wird nicht bei der Bemessung des selbst zu leistenden Sparanteils eingerechnet.

Der Grund: Bei Renten- oder Lebensversicherungen wird von jedem Beitrag eine bestimmte Summe als Abschlag weggenommen, um verschiedene Gebühren zu begleichen, unter anderem gibt es einen Abschlag für die monatliche Zahlungsweise. Der Rest wandert in den Spartopf und wird verzinst. Zahlt man nun seinen Beitrag jährlich, ist der Abschlag geringer und der verzinste Sparanteil wird größer. Am Ende steigt das Garantiekapital, und auf eine Laufzeit von 20 oder 30 Jahren gerechnet kommt eine ansehnliche Summe zusammen.

Einziger Haken an der Sache: „Man muss einmal den gesamten Jahresbeitrag vorauszahlen“, sagt Plötz. Es empfiehlt sich, für die eigene Buchführung weiterhin den Monatsbeitrag per Dauerauftrag vom Konto abbuchen zu lassen und auf einem Tagesgeldkonto zu parken. „Dann hat man im nächsten Jahr gleich die Summe parat und profitiert auch noch von den Zinsen“, sagt Plötz.

Übrigens verlangen nicht alle Versicherer Aufschläge für die monatliche Zahlungsweise. Die Debeka beispielsweise nimmt gar keinen Zuschlag und gestattet es dem Versicherungsnehmer sogar, die 60 Euro Jahresbeitrag für die private Haftpflichtversicherung in monatlichen Beiträgen von fünf Euro zu entrichten.

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Alle Versicherungen aus einer Hand

Wer drei, vier oder gleich fünf Policen bei einem Anbieter abschließt, erhält oftmals einen Mengenrabatt. Mit diesem Rabattvorteil wollen Versicherungen ihre Kunden enger an sich binden. Üblich ist eine Reduzierung von fünf bis zehn Prozent der Beitragssumme, manchmal ist auch mehr drin. Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Wohngebäudeversicherung sind typische Policen, die man bündeln kann, es sind aber auch andere Kombinationen denkbar.

Eine Auswirkung auf Laufzeit und Kündigungsfristen hat die Ermäßigung nicht. „Den Rabatt gibt es, solange das Bündel besteht“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Kündigt man aber eine Police aus dem Paket, entfällt der Bonus. „Der Bündelrabatt rentiert sich dann, wenn sowohl die Versicherungssparten als auch Leistung und Preis ideal für den Versicherungsnehmer sind und genau dem entsprechen, was er wünscht“, weiß Grieble.

Im Idealfall verschafft sich der Versicherungsnehmer einen Überblick über die angebotenen Policen. Stellt er fest, dass die Leistung und der Preis bei einem Unternehmen gleich in mehreren Sparten für ihn stimmen, kann er zugreifen. „Dabei sollte man bei der Leistung keine Abstriche machen“, betont der Verbraucherschützer. Erst wenn sie genau dem eigenen Bedürfnis entspricht, kann man daran gehen, die Beiträge zu vergleichen.

Oftmals ist es gar nicht so einfach, Versicherungen zu finden, die gleich in mehreren Sparten Top-Leistungen bieten. Ein Versicherer mag Marktführer bei der Hausratversicherung sein, dafür ist seine Wohngebäudepolice im Vergleich vielleicht zu teuer und die Rechtsschutzversicherung entspricht nicht dem marktüblichen Standard. „Auf keinen Fall sollte man sich hinreißen lassen, eine Police abzuschließen, die man eigentlich gar nicht möchte, nur um den Rabatt zu erhalten“, sagt Grieble.

Beim Wechsel geht Bonus verloren

Bündeln lohnt sich vor allem bei Policen, die man für einen längeren Zeitraum behalten möchte. Die Kfz-Versicherung eignet sich dagegen weniger, denn in dieser Sparte schwanken die Beiträge in der Regel stark. In jedem Fall zahlt es sich aus, Jahr für Jahr neue Angebote zu vergleichen.

Wechselt man mit einer Police tatsächlich zu einem anderen Anbieter, verliert man den Bonus – die anderen Versicherungen im Bündel werden dann teurer. Das sollten Versicherte beim Wechsel mit einkalkulieren. Aber vielleicht nimmt man ja auch gleich die anderen Verträge unter die Lupe und stellt fest, dass es auch für sie günstigere Angebote bei gleicher Leistung gibt. Dann hat man den Rabatt wieder wett gemacht.

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Sparen mit einer Selbstbeteiligung

Wird im Versicherungsvertrag eine Selbstbeteiligung vereinbart, kann das die Kosten oft deutlich senken. Der Kunde übernimmt dann kleinere Schäden bis zur vereinbarten Summe selbst. Kosten, die über diese Grenze hinaus anfallen, zahlt die Versicherung. Im Gegenzug wird der Beitrag gesenkt. Empfehlenswert ist eine Selbstbeteiligung etwa in der Kfz-Versicherung. Zum einen kann so die Kasko-Prämie um 30 bis 40 Prozent gesenkt werden, zum anderen werden Versicherungsnehmer bei kleinen Bagatellschäden nicht hochgestuft, da sie diese selbst bezahlen.

Sinnvoll ist eine Selbstbeteiligung auch bei einer Gebäudeversicherung, einer Rechtschutzversicherung oder einer Privaten Krankenversicherung. Wer gesund ist und selbständig oder als Freiberufler arbeitet, sollte überlegen, ob eine Selbstbeteiligung nicht eingeschlossen werden kann, um Kosten zu sparen. Für Angestellte und chronisch Kranke macht ein Selbstbehalt dagegen wenig Sinn. Auch bei der Privaten Haftpflichtversicherung oder der Hausratversicherung ist eine Selbstbeteiligung nicht vorteilhaft.

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Toptarif fallen die Preisunterschiede bei einer Versicherung zwischen Tarifen mit und ohne Eigenanteil kaum ins Gewicht. So gibt es preiswerte Privathaftpflicht-Tarife für einen 30-jährigen Single bereits ab 42 Euro im Jahr. Mit einer Selbstbeteiligung von 150 Euro kann der Jahresbeitrag nur um sieben Euro reduziert werden.

Ähnlich zeigt es sich auch beim Thema Hausratversicherung. Im Fall einer vierköpfigen Familie in einem Mehrfamilienhaus in Hamburg mit 100 Quadratmetern Wohnfläche liegt die Spanne nur bei etwa fünf Euro jährlich. Sind mit Selbstbehalt mindestens 98 Euro für den Schutz des Hausrats zu zahlen, gibt es günstige Angebote ohne Eigenbeteiligung bereits ab 103 Euro im Jahr.

Versicherungsnehmer sollten die Kosten auf jeden Fall genau prüfen - manchmal kann eine Versicherung ohne Selbstbeteiligung genau so günstig sein wie eine Police mit Selbstbeteiligung. (mit Material von Biallo und dpa)

Sparen können Sie natürlich auch, wenn Sie unnötige Versicherungen kündigen. Wir zeigen in der Bildergalerie, welche Policen wirklich wichtig sind:

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