Den Bedburger Nachbarn schmeckt die Pilzzucht nicht

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Die Bezirksregierung Düseldorf prüft zurzeit, ob neben dem Neurather Kraftwerk - unweit der Stadtgrenze nach Bedburg - eine Pilzsubstrat-Anlage gebaut werden darf.

Bedburg / Neurath - An beinahe jedem Haus in Neurath hängen Transparente. „Nein zur Pilzsubstrat-Anlage“ oder „Wir wollen keinen Gestank hier“ steht dort zu lesen. Die Bürger machen mobil gegen Pläne eines Gelderner Champignon-Zucht-unternehmens, gleich neben dem Kraftwerk eine Anlage für die Aufzucht von Speisepilzen zu bauen. Die Kommunalpolitiker der Nachbarstadt Bedburg - die Stadtgrenze ist nur wenige hundert Meter entfernt - sind über diese Pläne noch gar nicht informiert.

Im November des Jahres 2000 war die geplante Anlage erstmals Thema im Grevenbroicher Planungsausschuss. Die Verwaltung hat damals die Bitte des Unternehmens geprüft, sich in der Stadt ansiedeln zu dürfen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass es sich möglicherweise um ein „privilegiertes Vorhaben im Außenbereich“ handeln könnte. Dies hat die zuständige Landwirtschaftskammer - sie überprüft solche Anfragen von Gartenbau- oder landwirtschaftlichen Betrieben - bestätigt. Wie Grevenbroichs Pressesprecher Andreas Sterken betonte, ist nun die Bezirksregierung in Düsseldorf als Genehmigungsbehörde am Zug.

Im nahen Neurath kocht derzeit die Volksseele hoch. „Das ist doch eine Schweinerei“, erregte sich gestern eine Frau auf dem Marktplatz des Ortes. „Zuerst will man uns hier eine Müll-Verbrennungsanlage andrehen und jetzt so etwas“, assistierte ihre Bekannte. Sie befürchten, in Zukunft durch zusätzlichen Lkw-Verkehr und Gestank belästigt zu werden. Neurather Kommunalpolitiker, die eine ähnliche Anlage in Holland besucht hatten, berichteten von „starken Geruchsbelästigungen“. Der Grund: Als Nährboden für die Pilze müssen große Mengen Pferde- und Hühnermist in die Anlage gefahren werden.

Auch die Bedburger Stadtvertreter ahnen langsam, was da an Be¦lästigungen auf ihre Bürger zukommen könnte. „Wir werden den Leuten beistehen, die von der Anlage betroffen wären“, kündigt CDU-Fraktionsvorsitzender Matthias Heinen an. Ein Blick auf die Landkarte verrät, dass dies die Menschen in Bedburg-Rath und im Stadtteil Broich sein dürften.

SPD-Sprecher Horst Druch rügt, dass der Rat noch nicht über diese Pläne informiert worden sei. „Sollten Bedburger unter der Anlage leiden, müssen wir versuchen, sie zu verhindern.“ Auswirkungen auf das Grundwasser befürchtet Jochen vom Berg von den Grünen. „Was passiert mit den Unmengen an Dünger, der da verwendet wird?“, fragt er. Er fordert von der Stadtverwaltung, sich mit den Grevenbroichern auszutauschen um herauszufinden, was tatsächlich alles auf Bedburg zukommen kann.

„Nicht haltbar“

Pilzunternehmer Hans Deckers hält „90 Prozent aller Bedenken für nicht haltbar“. Schließlich sei der Betrieb „komplett eingekapselt, durch Luftwäscher werden die Geruchsstoffe fast komplett aus der Luft gefiltert.“ Zusätzlichen Lkw-Verkehr kann er dagegen nicht ausschließen, auch wenn die Fahrzeuge Ortschaften nicht durchfahren würden. „Schließlich müssen wöchentlich bis zu 1400 Tonnen Pferde- und Hähnchendung angeliefert werden“. Dieser würde aber, um Geruchsbelästigungen weiter zu minimieren, mit Gips vermischt.

Der Gelderner Unternehmer hat Verständnis für die Sorgen der Menschen im Umfeld der Anlage. „Ich kann aber versichern, dass sie unberechtigt sind.“

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