Der GastrotippEin Bier in Rösrath, Tapas in Köln

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Im "Asado" stehen Tapas und Grillspezialitäten auf der Karte. (Bild: run)

Im "Asado" stehen Tapas und Grillspezialitäten auf der Karte. (Bild: run)

Rösrath – Die Lage des „Asado“ ist schon rein formal einmalig, denn die Grenze zwischen Köln und Rösrath verläuft mitten durch das Restaurant. Wer will, kann in Köln Tapas essen und danach in Rösrath ein Bier trinken, ohne das Lokal verlassen zu müssen. So manches Navigationsgerät ist überfordert, die zentrale, aber versteckte Lage anzusteuern.

Eigentlich liegt das „Asado“ mit ten im Königsforst. Dass davor alle Viertelstunde die Bahn entlang rauscht, liegt in der Natur der Sache, denn das Gebäude wurde 1890 als kaiserlicher Bahnhof „Porz-Kö nigsforst“ erbaut. Heute fährt die Regionalbahn nur noch vorbei, und dass es jede Viertelstunde ein wenig rumpelt, gehört ebenso dazu wie die Autobahn, die sich hinter einem idyllischen Teich und hohen Bäumen versteckt. Im Sommer stört sie nicht, denn Kinderlachen und fröhliches Stimmengewirr auf der Holzterrasse übertönen das Rauschen der Zivilisation.

Aus dem ehemaligen Ausflugslokal „Waldhaus Königsforst“ ist vor drei Jahren das „Asado“ geworden. Asado ist Spanisch und heißt „der Braten“ oder „das Grillen“. Die Bedeutung des Wortes geht im südamerikanischen wie im Rösrather Raum jedoch weit über ein gebrutzeltes Steak hinaus. „Eine Auszeit nehmen, die Seele baumeln lassen, Abstand finden zum Alltag“, beschreibt Christoph Schmandt die Philosophie seines Lokals. Die typische Ausflügler-Speisekarte hat er durch eine spanisch-mediterrane Auswahl ersetzt. Drei Köche stehen in der Küche. Norman Bieschke hat sieben Jahre auf der Kanareninsel Fuerteventura gekocht und das ein oder andere gut gehütete Geheimnis auf Lager. „Brot mit Aioli ist der Renner“, sagt Schmandt. Der spanische Knoblauchdipp werde „anders“ gemacht. Mehr verrät er nicht, genauso wenig wie das Rezept für das Hausdressing mit gehäckselten Walnüssen. Probieren geht über Nachmachen.

Wie es gemacht wird, ist dem Gast auch egal, denn er soll ja die Seele baumeln lassen und genießen, und wie lässt sich besser genießen als mit Urlaubsgefühlen, die zweifelsfrei aufkommen bei den kalten und warmen Tapas. Datteln im Speckmantel, Feigen mit Ziegenkäse, gebratene Paprikawurst „Chorizo Picante“, kleine Backkartoffeln „Papa Arrugadas“, roter Mojo, geheimnisvoller Aioli und noch viel mehr lassen die Geschmacksnerven ans Hirn funken: Sonne, Süden, Ferien. Allein an den Vorspeisen kann sich der Gast problemlos satt essen. Dann jedoch entgehen ihm die „Asados“, die Grillspezialitäten. Rumpsteak, Bison Tournedos, Lammkoteletts, Putenspieß oder auch das frische Thunfischsteak. Dazu „Patata Brava“, Folienkartoffeln, dicke Steakpommes oder Andalusischen Reis. Vegetarier finden sowohl bei den Tapas als auch bei Suppen, Salaten und Pasta genügend Auswahl, ohne auf Pfiff und Sattwerden verzichten zu müssen. „Gute Preisgestaltung, pfiffige Ideen und geschultes, freundliches Personal“, seien die Grundsteine, um den „sensibler gewordenen“ Gästen etwas zu bieten, sagt Christoph Schmandt. Der gelernte Restaurantfachmann, ebenfalls Betriebswirt für Hotellerie und Gastronomie, hat als Auszubildender im „Schloss Auel“ in Lohmar begonnen und seither verschiedene leitende Positionen innegehabt. 2006 pachtete er das „Asado“.

Das Gebäude hatte es ihm von Anfang an angetan. Hohe Decken, Bajonett-Fenster mit Einfachverglasung, Holzfußboden, zwei große Räume für etwa 160 Personen, einer davon mit Bühne - und dann die Lage. Von der neu gebauten Holzterrasse aus führen einige Stufen ins Grüne. Während die Eltern noch gemütlich auf den Teakstühlen sitzen und genießen, können die Pänz auf der Wiese toben. Bei schlechtem Wetter können sie das im hauseigenen Spielzimmer und auch auf der Bühne.

Bühne, Lage und Größe sind der Grund dafür, dass ein Schwerpunkt des „Asado“ auf Gesellschaften liegt. Schon mehr als 100 Hochzeiten, Geburtstage und andere Feierlichkeiten wurden in den vergangenen drei Jahren im Saal ausgetragen. Die Alleinlage lässt es zu, dass bis spät in die Nacht auch im Freien niemandes Ruhe gestört wird. Viele Stammgäste kommen ins „Asado“, und wechselnde Gerichte sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird. Reservieren ist zu empfehlen, insbesondere für den Brunch, denn die 120 Plätze sind schnell weg. Mehr will Christoph Schmandt nicht: „Es soll ja kein Robinson-Club werden.“ Keine Massenabfertigung, sondern ruhige Urlaubsgefühle. Die braucht auch der Gastwirt manchmal und bringt prompt von der Reise in die Berge über dem Tegernsee etwas Neues mit: Kräuterlimo. Die ist zwar nicht spanisch, aber sie schmeckt an warmen Tagen auf der Südterrasse ebenfalls nach etwas anderem als Alltag. Komplettieren lässt sich der Tag oder Abend auf der Grenze zwischen Rösrath und Köln mit einem Nachtisch. Die „Creme Catalana“ ist wahres Hüftgold - aber im Urlaub muss man daran ja nicht denken.

Asado, Baumschulenweg, Köln-Rath (Grenze zu Rösrath) geöffnet 17 bis 24 Uhr, samstags bis 1 Uhr, sonntags 12 bis 23 Uhr, montags Ruhetag, 02205 / 894797.

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