Elvis-Tolle, Ami-Schlitten und Petticoats

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Boogie-Woogie-Tänzerinnen und Oldtimer: In Knapsack kamen die Fans der 50er Jahre auf ihre Kosten.

Boogie-Woogie-Tänzerinnen und Oldtimer: In Knapsack kamen die Fans der 50er Jahre auf ihre Kosten.

Hürth-Knapsack - Viele „fahren“ auf Oldies wie Chevrolets oder Cadillacs „voll ab“. Dann gibt es noch eine weitere Gruppe, die ihr Herz für den Tanz der Rock 'n' Roll- und Boogie-Woogie-Ära entdeckt haben. Gemeinsam ist allen ihr Faible für die „Fifties“, die 50er Jahre.

Wer den großen Raum in der Halle betritt, dem fallen zunächst die zahlreichen Plakate und Poster, die Jukebox und die schummerige Bar auf. Neben Clubsesseln und alten Kino-Sitzen stehen Nierentische, auf denen Ständer mit Salzstangen und -brezeln zur Selbstbedienung einladen. Weiter hinten sind zwei alte Chevrolets in einer Ecke abgestellt.

„Die anderen Chevys und die Cadillacs musste ich heute für die Party draußen parken“, erklärt Horst Schnell, auch Cadillac-Horst genannt, seinen „geschrumpften“ Bestand. Immerhin besitzt er ein 54er, ein 55er und ein 58er Cadillac-Cabrio. Dazu kommen eine 60 S Cadillac-Limousine, zwei El-Dorado und ein Fleetwood, wie der 61-Jährige nicht ohne Stolz aufzählt.

Zwar kann Martina Börner den Oldtimern auch eine Menge abgewinnen, aber ihr Herz schlägt in erster Linie für den Boogie-Woogie. Eher zufällig, denn bis 1984 war sie völlig auf Sport-Rock 'n' Roll mit viel Akrobatik abonniert. Eine Knieverletzung zwang sie, sich anders zu orientieren. Beim Boogie-Woogie, so lernte sie, wurden die Gelenke nicht so stark belastet. „Damals habe ich mir den Tanz selbst beigebracht“, erinnert sich die 47-Jährige. Seit 1998 trainiert sie die „Juke Box Angels“ für das Tanz-Sport-Zentrum (TSZ) Schwarz-Silber Hürth. „Der Tanz hat mir auf Anhieb gefallen, denn man kann eine große Show einbauen“, erzählt die Kölnerin. Anfangs nähte sie alle Kostüme - selbst Jacketts und Hosen für die Herren - selbst. Auch der rote Rock mit gleichfarbenem Petticoat stammt aus ihrer Werkstatt. Doch mittlerweile fehlt ihr die Zeit, für andere die Kostüme zu nähen.

Aus dem Umland wie Köln-Porz oder -Immendorf kommen viele Fans der 50er Jahre zu dem Treffen nach Knapsack. Aber auch aus Frankfurt, Bingen, Meckenheim und Germscheid sind Besucher gekommen. Maxi Leser ist eigens aus Hamburg angereist, um in Hürth dabei zu sein. „Früher war ich Punk, aber irgendwann habe ich mir überlegt, dass ich auch etwas netter aussehen könnte“, lächelt die 20-Jährige. Das ist ihr gelungen: Aus dem einstigen Punk ist eine Marilyn Monroe-Kopie mit wasserstoffblonden Locken, rotem Volant-Kleid und Petticoat, weißem Felljäckchen und Stöckelschuhen geworden.

Aus Werner Hergeth hingegen ist mittlerweile ein „ganz passabler Tänzer“ geworden, wie er sagt. Seitdem er vor zwei Jahren „als Quereinsteiger zu den „Juke Box Angels“ gestoßen ist, macht er gewaltige Fortschritte. Sein Chef hatte ihn zu einer Schnupperstunde überredet.

„Leider habe ich nie das Boogie-Woogie-Tanzen gelernt“, bedauert Katharina Offergeld aus Köln. Dennoch liebt sie die Musik und die Autos der 50er Jahre. Besonders die Mode aus der Zeit hat es ihr angetan. Sieben Kleider hängen bei ihr zu Hause im Schrank. Und wenn sie nach Malta in den Urlaub fährt, hat sie immer zwei Outfits im Gepäck. „Schließlich möchte ich stilecht gekleidet sein, wenn ich dort auf eine Oldies-Party gehe.“

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