Minigolf mit dem WeltmeisterAchim Braungart Zink gibt Tipps zum Minigolf spielen

Lesezeit 4 Minuten
20180326_tb_Minigolf_008

Jeder Minigolfball reagiert anders.

Köln – In diesen Tagen öffnen im ganzen Land wieder die Bahngolf-Anlagen, alte und neue, gepflegte und heruntergekommene.

Schläger und Bälle gibt es zu leihen für ein paar Euro, Spieler jeden Alters treten an gegen Freunde, Familie und die Tücken der Bahnen. Ergebnisse werden addiert, dazu ein Eis, ein Bier, eine Wurst mit Senf.

Der Glanz-und-Glitzer-Faktor der Sportart Minigolf ist vergleichsweise gering.

Während von Kopf bis Fuß tätowierte Fußballer, Tennisprofis oder Formel-1-Piloten in ihren gesellschaftlichen Prestigewerten nur übertroffen werden von – wenn überhaupt – Astrophysikern, Hirnchirurgen und Filmstars, zählt Minigolf wie Tischtennis oder Kicker zu jener Kategorie von Jugendheim- und Freizeitspaß, die jede/jeder schon mal ausprobiert hat. Und jede/jeder hat sich – vor allem, wenn andere zugucken – insgeheim gewünscht, er/sie wäre besser darin.

Wie Achim Braungart Zink zum Minigolf kam

Achim Braungart Zink (37) ist besser, er ist sogar gut. Er ist Weltmeister. Und das mit dem Minigolf kam so. „Von Haus aus war ich Fußballer“, erzählt er, aber als Kind war er – wie jeder – schon mal auf der Bahn, und das war interessant.

„Dann waren Ferien und ich fing an zu quengeln: Mama, ich möchte noch mal Minigolf spielen.“ Die Mama hatte nichts dagegen, der Bub war ja recht fleißig, und es traf sich ganz gut, dass der Minigolf-Klub im heimischen Haßlinghausen gerade Mitgliederwerbung betrieb. Und den kleinen Achim, den wollten sie gerne haben.

Einen Vereinsspieler nach dem anderen besiegt

Warum? Nun: „Die haben gesehen, dass ich mich besser konzentrieren kann als andere“, erzählt Braungart Zink, um Begriffe wie Talent oder Begabung zu vermeiden. Damals war er 14 Jahre alt, er war jetzt regelmäßig auf der Bahn und besiegte die Vereinsspieler einen nach dem anderen. Als er 16 war, schickten sie ihn zu den Westdeutschen Meisterschaften, wo er prompt gewann.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das fanden sogar die Kollegen in der Schule gut, wo Minigolf eher nicht als große Sache galt. „Auf Fußball hatte ich irgendwann keine Lust mehr“, erzählt er. Das passte ganz gut damals, er wechselte zum Klub nach Bergisch Gladbach und ja, eine oder zwei Besonderheiten gab es dann doch: „Ich hatte wohl eine gute Hand-Auge-Koordination“, sagt Braungart Zink, „und ich war ehrgeizig. Wenn ich Fehler machte, wollte ich mich verbessern.“

Der richtige Spin

Und er verbesserte sich. Andere Spieler und die Trainer gaben Tipps, zum Beispiel schon sehr früh den mit den Orientierungspunkten: „Man zielt nicht auf den Endkreis, man zielt nicht auf das Loch – das ist viel zu weit weg“, sagt Braungart Zink. Klar, auf dem Weg ins Ziel passiert der Ball den Gesetzen der Physik gehorchend eine Vielzahl von Punkten.

„Man sucht nun einen dieser Punkte in der Nähe des Abschlags – und diesen Punkt peilt man an. Und wenn man diesen Punkt trifft mit dem richtigen Spin und dem richtigen Tempo – dann machen der Ball und die Physik den Rest von alleine.“ Ja, wenn …

Ja, es gibt eine Minigolf-Nationalmannschaft.

„Das wusste ich damals auch nicht“, sagt Braungart Zink, der heute das National-Team als Sportdirektor führt, „aber dann bekam ich eine Einladung.“ Es folgten die ersten Länderspiele, erste Formkrisen, aber auch – und die Freude darüber ist noch 20 Jahre später zu merken – erste Freistellungen vom Schulunterricht mit dem daraus resultierenden Image-Aufschwung in der Klasse. Leistungsgolf. So heißt das, was die Superspieler dann tun.

Leistungsgolfer sind Wissenschaftler. Sie lernen, wie hundert unterschiedliche Bälle mit hundert unterschiedlichen Eigenschaften sich auf tausend unterschiedlichen Bahnen verhalten. Und was zu tun ist, wenn die Temperatur schwankt und ob man die Bälle dann kühlen oder wärmen muss. „Na ja“, sagt Braungart Zink, „für den Anfang reichen vielleicht 15 Bälle. Oder zehn.“ Schwere, leichte, harte, weiche, langsame, schnelle, welche, die springen und welche die an den Banden kleben und …

Gut 20 Millionen Deutsche spielen hin und wieder Minigolf. Und natürlich schaffen die wenigsten Resultate wie Braungart Zink, der auf einem Eternit-Parcours (18 Bahnen) mit 22 Schlägen und auf den 18 langen Beton-Bahnen mit 24 Versuchen „ganz zufrieden“ ist – aber der war auch Welt- und Europameister.

Tipps für Schläger, Beinhaltung und Zielen beim Minigolf

Ein bisschen besser werden aber ist immer möglich – viele Betreiber bieten Trainingskarten an, die es erlauben, an den Bahnen zu üben.

Achim Braungart Zink hat ein paar Tipps parat: „Fast noch wichtiger als ein Sortiment an Bällen ist ein ordentlicher Schläger – eine gummierte Schlagfläche gibt mehr Kontrolle beim Abschlag. Und damit sind wir bei der Schlag-Technik: Die Füße stehen parallel und in einem 90-Grad-Winkel zur Schlagrichtung, sie bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit dem Ball. Dann wird der Schläger ausgerichtet auf 90 Grad zum Orientierungs-Zielpunkt, die Handgelenke sind fest – der Schlag erfolgt aus dem Oberkörper heraus und wird bis zu Ende geschwungen, über den Ballkontakt hinaus.“

Na bitte. Für die Suche nach der richtigen Bahn bietet der Deutsche Minigolf-Verband ein umfangreiches Verzeichnis in seiner „MinigolfApp“ (für den Playstore hier klicken, die iOS-App finden Sie hier im App Store) und auf der Homepage www.minigolfsport.de.

KStA abonnieren