Kind darf nicht „Atomfried“ heißen

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Ausgefallene Namen sind nach Beobachtung der Beamten landesweit eher die Ausnahme.

Dortmund - Marie und Sophie sind auch bei Rheinländern und Westfalen die beliebtesten Mädchen-Vornamen. Dies ergab eine dpa-Umfrage unter den Standesämtern acht großer Städte in NRW. Bei den Jungen liegen derzeit Alexander, Paul und Leon hoch im Kurs. Der bundesweite Spitzenreiter Maximilian schaffte es an Rhein und Ruhr auf Platz vier. Unter den Spitzenreitern sind auch seltenere Namen wie Charlotte oder Hannah zu finden. Bei den Jungen sind Luca und Tim vielerorts die neuen Trendnamen.

Die Listen mit den beliebtesten Vornamen weisen regional große Unterschiede auf. So schafften es bei den Mädchen auch Lea, Maria, Leonie, Lara, Katharina, Anna, Julia und Laura auf einen der ersten fünf Plätze. Eine gleiche Namensvielfalt gibt bei den Jungen: Justin, Jonas, Tom, David, Jan, Philipp, Niklas und Lukas wetteifern zwischen Bielefeld und Aachen um die vorderen Ränge. „Die alten Namen sind tierisch in Mode“, meint der Aachener Standesbeamte Reiner Schmitz. In der Regel entschieden sich die Eltern für durchaus geläufige Namen, sagt die Münsteraner Standesbeamtin Stefanie Vogel. Ausgefallene Namen seien eher die Ausnahme. „Wir hatten hier aber auch schon Zwillinge, die die Namen Chrom und Cyber bekamen.“ In Siegen nannten Eltern ihren Jungen neulich nach einer Figur aus dem Film „Herr der Ringe“ Arween. Abgelehnt wurde hingegen in Bielefeld der Name Nilsson, der nicht als Vorname nachweisbar war. Auch Eltern, die ihr Kind „Atomfred“ nennen wollten, bekamen in Ostwestfalen einen Korb. Georgia Schönemann vom Standesamt in Bielefeld appelliert an Eltern, beim Namen vor allem immer das Wohl des Kindes im Auge zu behalten: „Kinder mit zu exotischen Namen haben oft Probleme in der Schule.“ Dies beginne schon beim Buchstabieren, das immer wieder nötig sei. Deutlich vielfältigere Vornamen als noch vor zehn Jahren hat die Düsseldorfer Standesbeamtin Barbara Becker festgestellt. Grund sei unter anderem die bequeme Internetrecherche, die auch das Standesamt benutze. Werde der gewünschte Name dort gefunden, könne er akzeptiert werden.

Doch selbst wenn die Internetsuche erfolglos bleibt, besteht noch eine Chance für den Wunschnamen: bei der Gesellschaft für Namenskunde der Uni Leipzig. „Dort können sich Eltern eine Bestätigung holen, dass es sich um einen Vornamen handelt“, so Becker. Auf diesem Weg konnten Düsseldorfer Jungen trotz Bedenken des Standesamtes Tobian Monty oder Hendrix genannt werden. Bei den Mädchen schafften es die Eltern auf diese Weise mit Chanice oder Martinique.

Für Eltern, die noch einen exotischen Namen suchen, hat das Bielefelder Standesamt ein paar Vorschläge. Zugelassen wurden hier bereits als Mädchennamen Cheyenne, Enoula, Manolya oder Sulamita. Bei den Jungen waren es Daan, Finnegan, Lennox oder Thibaud.

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