„Machen unser Ding“Wie die Kölner Band „Sparkling“ selbstbewusst der Pandemie trotzt

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Die Kölner Band Sparkling beim Treffen in der Lindenstraße.

Köln – Das ist nicht der richtige Ort, nicht die richtige Zeit, singen die Kölner von der Band „Sparkling“ in ihrem neuen Song „Not The Right Place“. Zum Glück ist nicht ihre Heimatstadt Köln damit gemeint. Auf der Schäl Sick in Kalk fühlen sich Levin und Leon Krasel sowie Luca Schüten nämlich extrem wohl. „Es ist schön da und ein gefühltes zweites Zentrum, weil so viel los ist. Es fühlt sich sehr großstädtisch an, wie Paris zum Beispiel, weil die Leute von überall herkommen“, sagt Leon Krasel. Viele Musiker lebten dort. Leider fehle dem Stadtteil noch ein Club, stellt Bruder Levin fest.

Sparkling: Das Leben dennoch zelebrieren

Zu ihrer Lieblingslocation, dem Gebäude 9 zwischen Deutz und Mülheim, sei es aber immerhin nicht weit. Dort hatte die Indie-Rock-Band 2019 auch ihren letzten Auftritt in der Stadt. Dann war Pandemie. Und die hat schon eine Art Weltschmerz begünstigt, wenn nicht gar ausgelöst. „Not the right place“ meint also keinen konkreten Ort, sondern ein allgemeines „Unzufriedensein“, wie Sänger Levin erklärt. Das Aber jedoch ist wichtig: „I want to dance with the music / I want to celebrate the life I’m choosing“. 

Verharren ist keine Option. Selbstbestimmt will man sich herauswinden und das Schöne zelebrieren. Dazu passt der auch der selbstbewusste, rockige Gitarrensound.

In der jetzigen Situation sei jedoch nicht alles schlecht, stellt die Band fest – auch wenn die geplanten Deutschland-Konzerte als Support der britischen Band Metronomy im März ins Wasser gefallen sind. „Trotz Pandemie machen wir unser Ding. Wir sind nicht nur auf der Bühne Musiker, sondern es passiert auch ganz viel abseits: das Schreiben. Das ist auch etwas total Tolles, das feiern wir auch zu dritt immer gern“, sagt Leon Krasel.

Dreisprachigkeit ist Teil der Bandidentität von Sparkling

Selbstbewusst ist auch schon der dreisprachige Titel der EP „This is my life/ Das ist mein Leben / C’est ma vie“, die am 11. März erscheint. Produziert wurde sie von den britischen Musikern Al Doyle von LCD Soundsystem sowie von Joe Goddard der englischen Synth-Pop-Band Hot Chip.

Lebensenergie und Positivität vor Selbstzweifel ist bereits das Thema der im Herbst erschienenen Single „C'est Ma Vie“. „It’s time for me to believe in me again/ to dream again / This is my life / This is where I wanna be / C’est ma vie“. Der Roadtrip durch die Felder Frankreichs im dazugehörigen Musikvideo steht sinnbildlich für die Reise zum selbstbestimmten Ich. Das Trio besingt sich dabei in drei Sprachen: hauptsächlich auf Englisch, doch hier und da fließen deutsche und französische Textelemente ein. Ein Song aus der EP heißt etwa „Wir träumen“. „Das Dreisprachige ist bei uns immer vertreten. Wir sind von Anfang an nach Frankreich und England getourt. Dadurch haben wir Freunde hier und dort. In Paris ist man schneller als in Berlin“, so Leon Krasel. Das Europäische sei eben ihre Substanz.

Kölner Band Sparkling feiert bald zehnjähriges Bandjubiläum

Die Jungs sind gerade einmal Anfang und Mitte 20. Die Band lernte sich im Humboldt-Gymnasium kennen. Nächstes Jahr feiern sie bereits ihr zehnjähriges Bandbestehen. Bisher würden sie alles nochmal so machen, stimmen alle zu. Auch ihren anfänglichen Abstecher nach London, wo sie ein halbes Jahr zu dritt auf zwölf Quadratmetern gelebt haben, wollen sie keinesfalls missen: Hier haben sie jede Woche auf einer anderen Bühne gespielt und sind völlig in die Musikszene eingetaucht.

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In den vergangenen Jahren sei besonders herausfordernd und schön zugleich gewesen, sich teilweise selbst zu managen. „Wir haben von Anfang an sehr viel selber organisiert. Die Videos, die Fotos auf dem Album. Dadurch machen wir nicht nur viel Musik, sondern sind Teil der ganzen Welt drumherum. Das ist spannend, dass wir in allen Schritten involviert sind“, sagt Levin.

Eine Vision zu formulieren, etwa für die nächsten zehn Jahre, scheint ihnen angesichts des pandemischen Stand-By-Modus noch zu gewagt. „Ich fänd‘s schön, wenn wir überhaupt mal wieder normal touren können. Am meisten geschlummert hat die Clubkultur und Livemusik-Kultur im Pop- und Rockbereich“, so Leon. Für die Zukunft fantasiert Bruder Levin dennoch: „Mal wieder ein großes Konzert in Köln – ein Open-Air diesmal. Im Tanzbrunnen vielleicht? Da waren wir noch nie“.

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