127 Millionen EuroBaukosten für künftiges Kölner Museum schnellen in die Höhe

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Bauprojekt Jüdisches Museum

Köln  – 2017 waren es noch 77 Millionen Euro, im vorigen Jahr dann 95 Millionen – und mittlerweile ist selbst diese Planung überholt. Wie der städtische Baudezernent Markus Greitemann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag bestätigte, werden die Ausgaben für den Bau der archäologischen Zone und des Jüdischen Museums nach jüngsten Berechnungen voraussichtlich auf 127 Millionen Euro steigen. Damit wird das Kulturvorhaben um 65 Prozent teurer, als vor vier Jahren angekündigt.

Die höheren Kosten haben nach Angaben der Stadtverwaltung mehrere Ursachen. Bereits die erste Bauzeitverschiebung um zwei Jahre, bedingt durch verzögerte Tiefbauarbeiten, habe „Preissteigerungen in allen Gewerken“ nach sich gezogen.

Änderungen nach Baubeginn

Zudem habe sich nach Baubeginn „zusätzlicher Änderungsbedarf aus Erkenntnissen von weiteren zwölf Monaten Sandabsaugung und Freilegung der archäologischen Funde“ ergeben. Die „Verbesserung der Barrierefreiheit im unterirdischen Ausstellungsparcours gegenüber der ursprünglichen Planung“ habe ebenfalls zu der Kostensteigerung beigetragen.

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Eine weitere Ursache seien „zwingend notwendige Planungsänderungen durch aktuelle Sicherheitseinschätzungen der Kriminalpolizei hinsichtlich jüngster antisemitischer Ereignisse“. Hinzu kämen „Corona-bedingte Kostensteigerungen“ sowie ein „Risikozuschlag von 23 Prozent für unvorhergesehene Mehrkosten“.

Aufwendige Probebohrungen mit Rücksicht auf die historischen Bodenfunde, ein Wirrwarr von im Erdreich verlegten Leitungen und Rohren, Blindgänger im Baugrund sowie ein unvorhersehbarer Sanierungsbedarf des Rathausfundaments: All das hat der Gebäudewirtschaft zufolge dazu beigetragen, dass der Zeitplan nach Beginn der Arbeiten im Jahr 2015 schon bald nicht mehr einzuhalten gewesen war.

Genehmigung des Kölner Stadtrates nötig

Der Bau des Museums sei aufgrund seiner Besonderheiten geprägt durch einen „deutlich erhöhten Schwierigkeitsgrad bei allen Ausführungsprozessen, der im Planungsprozess nicht vorhersehbar war“.

Die Verwaltung muss dem Stadtrat ihre aktuelle Berechnung zur Genehmigung vorlegen. Die Entscheidung soll am 6. Mai erfolgen. Greitemann geht davon aus, dass die aktuellen Zahlen bis zur Fertigstellung des Museums im Jahr 2024 Bestand haben werden. „Wir haben alle Kostenpositionen des externen Projektsteuerers kritisch hinterfragt und obendrein die Risikozuschläge konservativ bewertet hinzugefügt“, sagte er.

Die Fraktionsvorsitzende der Linken,  Güldane Tokyürek, bezeichnete den erneuten Anstieg der Baukosten als „sehr ärgerlich“. Sie erwarte von der Verwaltung verlässliche Auskünfte, bei allem Verständnis „für die besonderen Bedingungen“ des Vorhabens. „Wir stehen aber dennoch weiterhin hinter dem Jüdischen Museum und an der Archäologischen Zone. Dieses einzigartige Projekt muss fertiggestellt werden“, sagte Tokyürek.

Unterstützung für das Museum an sich, Kritik an der  Arbeit der Stadtverwaltung – so äußerte sich auch FDP-Fraktionsvorsitzender Ralph Sterck. „Es ist bedauerlich, dass dieses wichtige Projekt nun wieder mit schlechten Nachrichten belastet wird“, schrieb Sterck in einer Pressemitteilung.

„Die Stadt Köln muss endlich zu haltbaren Prognosen und Abläufen kommen. Dass wir regelmäßig im Fortgang von Projekten überrascht werden, ist nicht akzeptabel.“ Es sei seit der Entscheidung für den Entwurf des ehemaligen Saarbrücker Architekturbüros Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch bekannt, „dass diese Baustelle einen hohen Grad an Komplexität mit sich bingt“. Stercks selbstkritischer Aufruf an die Verwaltung und die Politik: „Wir müssen endlich zu Kostenehrlichkeit am Anfang von Projekten und zu ihrer überraschungsfreien Durchführung kommen.“

Archäologische Grabungen weitgehend abgeschlossen

Die archäologischen Grabungen vor dem Rathaus seien weitgehend abgeschlossen, teilte die Bauverwaltung  mit. Sie beschränkten sich auf wenige kleine Restflächen sowie baubegleitende Maßnahmen, sagte Greitemann. Der Stahlbau hat begonnen, das Gebäude wächst seit einigen Monaten in die Höhe, wenn auch nur sehr langsam.

Nach derzeitiger Planung sollen die Bauarbeiten im zweiten Halbjahr 2024 abgeschlossen sein. Danach werde es noch etwa sechs Monate bis zur Eröffnung des Museums dauern. Das Miqua, so die offizielle Bezeichnung, soll mit dem Praetorium und dem mittelalterlichen jüdischen Viertel sowie dem Goldschmiedeviertel in einem 600 Meter langen Parcours mehr als 2000 Jahre Kölner Geschichte zur Schau stellen. Bauherrin des Museums ist die Stadt Köln, betreiben wird es der Landschaftsverband Rheinland. Der Name Miqua steht für „Museum im Quartier“.

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