Hiphop-Party im Büze„Ghetto Splash“ bringt junge Rapper aus Köln-Ehrenfeld auf die Bühne

Lesezeit 4 Minuten
Vier junge Männer und zwei Frauen stehen und sitzen in einem Tonstudio.

Freuen sich an den ersten Ghetto Splash: Marc, Dario und Millieu (vorne), Gundula Endemann, Frédéric Bravo-Paredes und Lauretta Brown (hinten, v.l.)

Am Freitag zeigen Jugendliche aus Ehrenfeld bei der Hiphop-Party Ghetto Splash, was sie drauf haben. Im Ossendorf haben sie ihre Raps geübt.

Eigentlich hatte „Millieu“ nur Durst, als er vor etwa einem Jahr am Jugendzentrum Achtzwosieben in der Frohnhofstraße vorbeikam. „Mein Kumpel meinte, dass da unten ein Jugendzentrum im Keller ist, vorher dachte ich immer, das ist nur ein Kindergarten“, erzählt der 18-Jährige, der in Profi-Rapper-Manier nur seinen Künstlernamen in der Zeitung lesen möchte.

Im Keller fand er dann nicht nur ein Glas Wasser, sondern das Tonstudio des Jugendtreffs, in dem gerade gerappt wurde. Dienstags ist immer ein Producer im Musikclub vor Ort und unterstützt die jugendlichen Besucher bei ihren Musik-Projekten. „Rappen fand ich schon seit der fünften Klasse toll“, sagt Millieu, der gerade am Berufskolleg für seinen Realschulabschluss büffelt. Besonders der deutsche Rapper Nimo hat es ihm angetan. Seine Texte über das Straßenleben, Geld und Freundschaft sprachen den jungen Mann an. „Das hatte was mit meiner Welt zu tun“.

Ghetto Splash im Bürgerzentrum in Köln-Ehrenfeld

Dann wurde er selbst kreativ, machte Texte und Beats, lädt sie auf Instagram hoch. Dabei filmt er sich immer mit einer Art Zorro-Maske, die das halbe Gesicht verdeckt. Auch am Freitag will er eine Maske tragen, wenn es auf die Bühne im Bürgerzentrum an der Venloer Straße geht. Dort werden sieben Nachwuchskünstler aus dem Bezirk und zwei weitere Kölner Rapper und eine Rapperin performen. 

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Auch der 17-jährige Dario, Künstlername Suppressed,  ist dann mit dabei. Er kommt eigens aus Chorweiler ins Achtzwosieben, um dienstags mit Producer Max seine Raps und Beats zu üben. Zum ersten Mal habe er einen Text geschrieben, als ihm im Unterricht so richtig langweilig war. „Da kann ich verarbeiten, was mich wirklich beschäftigt, meine Gefühle, Beziehungen, Liebe“. Zu Hause hat er auch eine Ukulele, im Ossendorfer Jugendzentrum feilt er an seinen Beats, die er unterstützt von Producer Max im Studio zusammensetzt.

Acht Jugendzentren im Bezirk Ehrenfeld zeigen, was dort passiert

Der 16-jährige Marc hat es nicht ganz so weit. Er wohnt im Nachbarveedel Bickendorf. Vor zwei Jahren nahm er im dortigen Jugendzentrum Westend an einem Projekt mit dem Rapper David Floyd teil.  „Ich habe an verschiedenen Projekten teilgenommen im Westend, das Rappen fand ich super“, sagt der Realschüler, der am Freitag als Marc Samu auftritt. Der Abend im Büze soll die Arbeit der insgesamt acht Jugendzentren im Bezirk Ehrenfeld sichtbar machen. Die Idee entstand im vergangenen Jahr. „Wir wollen raus dem Keller und auf die Bühne und dort zeigen, was bei uns in den Zentren entsteht“, sagt Frédéric Bravo-Paredes, Sozialraum-Koordinator  für Ossendorf und Bickendorf.

Damit sollen auch neue Gäste gewonnen werden. Denn für viele Jugendzentren war die Corona-Zeit ein Einschnitt, auch für das Achtzwosieben, der Keimzelle des Ghetto Splash. „Solche Partys mit Jugendlichen, die selbst rappen, hat es bei uns schon früher gegeben“, erzählt Lauretta Brown, die den Ossendorfer Jugendtreff leitet. Doch durch Corona sei vieles weggebrochen, das Publikum habe sich neu sortiert. 

Die Ghetto Splash Party am Freitag richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren. Die Macher aus der Jugendarbeit haben Kooperationspartner aus dem Bezirk angesprochen und Geld gesammelt, für Extra-Schichten mit dem Producer, für Getränke, für die Raummiete. Denn Eintritt kostet die Party nicht. Moderiert wird der Abend vom Nachwuchs-Comedian Zakaria Touba. Tickets gibt es in allen Jugendzentren in Ehrenfeld und an der Abendkasse. „Es soll alles so sein, wie bei einem richtigen Konzert“, sagt Gundula Endemann. Sie koordiniert die Jugendarbeit in Ehrenfeld für die Stadt Köln, die den größten Teil der Veranstaltung fördert. Und für das nächste Jahr sei auf jeden Fall ein weiteres Bezirksjugend-Projekt fest eingeplant.

„Dann geht es aber nicht nur um Hiphop und Rap, wir wollen dann auch einen weiteren Bogen spannen, der auch vermehrt die Mädchen anspricht“, sagt Gundula Endemann.  Sei es mit DJ-Projekten, Hiphop oder auch Tanz oder-Performances.  Auf jeden Fall will man die Jugendlichen aus Ehrenfeld mit ihren Fähigkeiten und Talenten fördern und ihnen eine Bühne bieten. Wer mitmachen möchte, kann sich bei Frédéric  Bravo-Paredes melden. bravo@awo-koeln.de

Ghetto Splash Ehrenfeld, Bürgerzentrum Ehrenfeld, Venloer Straße 429, Freitag, 10. November, 18 bis 22 Uhr, Eintritt frei

KStA abonnieren