Auflegen im SchulbusDJs zeigen Jugendlichen auf der Kölner c/o pop wie es ist, am Mischpult zu stehen

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Anna Cainelli (DJ) (l.) und Savannah Eisert (DJ) leiten den Workshop „How to DJ?“ auf der c/o-Pop-Convention an. Teccna ist angehende Musikerin (r.)

Anna Cainelli (DJ) (l.) und Savannah Eisert (DJ) leiten den Workshop „How to DJ?“ auf der c/o-Pop-Convention an. Teccna ist angehende Musikerin (r.).

Bei der c/o pop-Convention finden viele Diskussionsrunden der Musikszene statt – aber auch Workshops, wo man zum Beispiel lernt, wie man auflegt.

Mitten in Ehrenfeld, im Hof der Pattenhalle, steht ein gelber Schulbus wie man ihn aus diversen US-Filmen kennt. Musik dröhnt aus den Boxen, im Inneren sind die Sitze umgebaut: Sie verlaufen seitlich. Lichtröhren über den Bänken leuchten bunt. Anna Cainelli und Savannah Eisert geben am Donnerstag, dem ersten Tag der c/o-Pop-Convention, dem Tagungs-Format des Popfestivals, einen Workshop: Wie geht DJing?

Dafür haben sie einen kleinen Tisch aufgebaut, auf dem ein DJ-Controller platziert ist, ein Mischpult in Miniaturformat, das man digital anschließen kann. Dutzende Knöpfe, zwei kleine Scheiben zum Scratchen, Hebel, dazu braucht man einen Laptop, eine spezielle Software: Das kann so manch einen abschrecken. „Wenn es ums DJing geht, gibt es viel Gerede um die Technik, die eine Angst auslösen und vom Auflegen abhalten kann“, sagt Anna Cainelli, die selber DJ ist.

c/o pop-Schriftzug am Herbrands in Ehrenfeld

c/o pop Convention im Herbrands und in der Pattenhalle: Donnerstag (25. April) und Freitag (26. April) finden viele Tagungen, Panels und Workshops zu Themen statt, die die Musikszene umtreibt

Mangel an weiblichen Vorbildern in der DJ-Szene

Cainelli und Savannah Eisert, die den Workshop anleiten und das auch öfter machen, sind Teil des Kölner Frauen-Kollektivs E.P.I.Q. Hier sind von House-Musik, Soul und Hip-Hop bis hin zu Bass und Afro viele Genres vertreten. Sie organisieren Partys, die nächste findet Freitag, 3. Mai im Club Jaki am Stadtgarten statt.

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Aus eigener Erfahrung wissen sie, dass die DJ-Welt immer noch männlich dominiert ist. „Das ändert sich aber gerade. Ich hatte zum Beispiel keine weiblichen Vorbilder“, sagt die 33-Jährige, die daraus ihre Motivation schöpft, eine diverse Zielgruppe ans Auflegen heranzuführen.

Menschen sitzen im zum Partybus umgebauten Schulbus, wo ein Workshop zum Auflegen von Musik stattfindet

Teilnehmer des Workshops „How to DJ?“

Im Schulbus versammeln sich am Donnerstag angehende Musikerinnen, Interessierte, aber auch Schüler, die mit ihrer Klasse an der Mitmach-Konferenz für digitale Jugendkultur „Tincon“ teilnehmen, die Teil der der c/o pop-Convention ist.

Sam ist Inklusionsbegleiter in einer Schulklasse der Gesamtschule Holweide. Er begleitet die Kinder zusammen mit den Lehrerinnen. Zum Beispiel Mohammed: Der Schüler ist 13 Jahre alt und hatte bisher noch keinerlei Berührungspunkte mit dem DJing. Zunächst wagt er sich zaghaft ans Mischpult. Elektronische Musik tönt laut durch den Bus.

13-Jähriger Schüler aus Köln-Holweide probiert sich am Mischpult aus

Cainelli ermutigt ihn, die Knöpfe zu betätigen und zu hören, was passiert: Der Beat wird langsamer, wieder schneller, die Musik stockt, läuft wieder weiter. Ein Scratchgeräusch unterbricht für Sekunden die Melodie. „Das ist sehr intuitiv für Kinder, denn man kann, ohne groß nachzudenken, einfach Dinge ausprobieren“, sagt Cainelli. Mohammed wirkt nach einigen Minuten schon selbstsicherer, er drückt hier und da, und ist konzentriert.

Auch Teccna ist hergekommen, um sich in das DJing einführen zu lassen. Die 20-Jährige ist Musikerin, schreibt eigene Songs und plant auch ihre eigene Musik zu produzieren. Selber aufzulegen sei dabei ein Baustein auf dem Weg dorthin. „In einem Club aufzulegen wäre eine gute Übung für mein künstlerisches Projekt“, so die 20-Jährige, die schon Basiswissen hat, aber für den ein oder anderen Kniff Expertinnenrat sucht.

Mittlerweile arbeiten DJs rundum digital. Doch in manchen Szenen sei der Trend zum Auflegen mit Vinyl wieder voll da, erzählt Cainelli – manche Clubs lehnten sogar manchmal explizit das rein digitale Auflegen ab. Das findet Cainelli nicht gut: „Vinyl ist auch einfach teurer, man muss sich das alles selber kaufen.“ Daher sei digitales Auflegen deutlich niedrigschwelliger.

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