Feierhotspots in KölnKrisenstab verzichtet auf strengere Corona-Regeln

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Polizei City

Große Gruppen, keine Masken: Am langen Wochenende hatte die Polizei viel zu tun.

Köln – Es sei wohl eine Mischung aus „Unwissenheit und scheißegal“ gewesen, mit der viele vorwiegend junge Menschen am Wochenende auf den bekannten Partymeilen in der Stadt unterwegs waren, gefeiert haben – oder sich einfach nur mit einer Flasche Bier und ein paar Kumpels ins dichte Gedränge auf die Straße gestellt haben. Corona? Masken? Abstand? Alkoholverbot? Oftmals Fehlanzeige. „Aus irgendeinem Grund scheinen viele zu denken, dass für sie die Regeln nicht gelten – oder nicht mehr“, sagt ein Kölner Polizist, der in der Nacht zum Sonntag im Einsatz war.

Mehrfach hatten Polizei und Ordnungsamt überfüllte Feierhotspots räumen müssen, zum Beispiel im Belgischen Viertel, am Stadtgarten, rund um den Zülpicher Platz und entlang der Schaafenstraße. Andrea Blome, Leiterin des städtischen Krisenstabs, hatte die „partyähnlichen Zustände“ in den vergangenen Tagen mehrfach scharf kritisiert und angekündigt, man werde die Situation zusammen mit der Polizei genau bewerten und gegebenenfalls auch Regeln verschärfen.

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Die Bewertung hat am Montag wie angekündigt stattgefunden – aber ändern wird sich vorläufig nichts. Die bestehenden Vorschriften der Coronaschutzverordnung und der Allgemeinverfügungen seien „ausreichend streng“, befand der Krisenstab. „Es mangelt nicht an Regeln, sondern manchen Menschen leider an Einsicht, Verantwortungsbewusstsein und Solidarität, diese zu befolgen“, stellte Blome nach der Beratung fest. Gemeint sind zum Beispiel das Verweilverbot auf dem Brüsseler Platz, das Alkoholkonsumverbot an vielen Orten und die Pflicht zum Tragen von Masken überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen.

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Stadt setzt weiterhin auf Appelle und Kontrollen

Statt auf härtere Maßnahmen setzt die Stadtverwaltung weiterhin lieber auf Appelle an die Vernunft. Und auf Kontrollen. Ein Blick auf die Zülpicher Straße am frühen Sonntagmorgen zeigte allerdings, dass die Masse sich selbst durch ein großes Aufgebot an Ordnungskräften eher wenig bis gar nicht beeindrucken lässt. Obwohl die uniformierten Ordnungsamtsmitarbeiter mit ihren gelb blinkenden Einsatzfahrzeugen nicht zu übersehen waren, nahmen die Menschen häufig nicht einmal Notiz von ihnen. Selbst auf direkte Ansprachen reagierten viele nicht. Ein städtischer Kontrolleur spricht am Montag von „vollkommener Belehrungsresistenz“. Erst als eine Hundertschaft der Polizei anrückte, kam Bewegung in die Menge, bis der Zülpicher Platz schließlich geräumt war. Die Feiern verlagerten sich an andere Orte.

SPD: Stadt soll alternative Partyangebote schaffen

SPD-Fraktionschef Christian Joisten sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er habe nach der scharfen Kritik von Andrea Blome an den Zuständen damit gerechnet, „dass am Montag repressivere Maßnahmen verabschiedet werden“. Er sei aber froh, „dass es nicht so gekommen ist“. Das Problem der ausufernden Freiluftpartys löse man nicht, indem man die Reiterstaffel durch die Parks schicke, sagte Joisten.

Stattdessen müsse die Stadt nun den Dialog mit Veranstaltern, Clubbetreibern und Gastronomen suchen. „Ich verstehe total, dass bei den sinkenden Inzidenzen sehr viele Menschen etwas nachholen wollen, was sie in den vergangenen Monaten verpasst haben. Dafür muss die Stadt  Alternativen anbieten.“ Der Politiker denkt dabei an größere Clubs und Eventhallen mit guter Lüftung, „aber auch an Flächen im Freien, wo man Partys sicher gestalten kann und ein Veranstalter die Verantwortung trägt“.

Auch Krisenstabsleiterin Andrea Blome äußerte ihr Verständnis für eine „gewisse Pandemiemüdigkeit“, betonte aber, das bisher Erreichte dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Sollten sich Party-ähnliche Szenen mit Hunderten von Menschen, die dicht an dicht stehen, wiederholen, „werden wir über Verschärfungen beraten müssen“, kündigte Blome erneut an.

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