Mangel an SchwimmkursenEltern organisieren privaten Unterricht bei Sportlehrer und werden gestoppt

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Ein Kind schwimmt mit Schwimmnudel durch ein Becken.

Die Wartelisten für Schwimmkurse sind auch in Köln lang. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.

Die Plätze in Schwimmkursen sind auch in Köln rar. Daher versuchen Familien es mit einem selbst engagierten Sportlehrer – und scheitern.

Wieder und wieder hat Familie Krause versucht, für ihre jüngste Tochter einen Schwimmkurs in Köln zu ergattern. Vergeblich. Die Kurse bei den Köln-Bädern sind regelmäßig kurze Zeit nach der Freischaltung ausgebucht. Die Wartelisten bei privaten Schwimmschulen wie dem „Sharky Sportsclub“ sind lang. Da kam das Angebot eines Bekannten, die Tochter gemeinsam mit zwei weiteren befreundeten Kindern zu unterrichten, genau richtig.

Praktischerweise ist der Bekannte Sportlehrer und befindet sich aktuell im Sabbatjahr – ist also zeitlich flexibel. Die erste Seepferdchen-Stunde im Ossendorfbad endete allerdings ziemlich abrupt und sollte die letzte sein. „Ein Bademeister kam zu unserem Lehrer und erklärte, dass private Schwimmkurse hier nicht erlaubt seien“, sagt Antje Krause (Name geändert), die ihre fünfjährige Tochter ins Bad begleitet hatte. „Ich verstehe das nicht: Von jedem Kind war ein Elternteil mit dabei. Und der Lehrer ist ausgebildet und hat alle erforderlichen Lizenzen. Er ist sogar berechtigt, Schwimmabzeichen abzunehmen.“

Köln-Bäder dulden keinen privaten Schwimmunterricht 

Die Familien der Kinder wollten sich damit nicht abfinden – und starteten eine Woche später einen neuen Versuch, dieses Mal im Agrippabad. Wieder wurde die Seepferdchen-Gruppe aufgefordert, den Kurs abzubrechen. „Ein Bademeister sagte, er habe die klare Anweisung, private Schwimmkurse in den Becken der Köln-Bäder nicht zu dulden. Laut Hausordnung sei das nicht erlaubt“, berichtet Antje Krause. „Mich ärgert das. Es ist fast unmöglich, einen Schwimmkurs zu ergattern. Daher wollten wir das als Eltern in die Hand nehmen und haben uns selbst um eine Alternative gekümmert.“

Judith Jussenhofen, Sprecherin der Köln-Bäder, teilt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit: „Wir begrüßen es, wenn Eltern oder auch Bekannte den Kindern schwimmen beibringen. Das ist in unseren Bädern kein Problem.“ Die Verantwortung liege dann bei ihnen als Aufsichtsperson. Sollten Eltern befreundete Kinder mitnehmen, tragen sie auch „die volle Verantwortung“ und übernehmen die Haftung. „Das kann im Ernstfall sehr heikel werden.“

Die Hälfte der Kölner Lehrschwimmbecken ist defekt

Bei privat organisiertem Unterricht sieht die Sache anders aus: „Schwierig wird es, wenn das Engagement einem privaten Schwimmkurs gleichkommt, da für uns die Sicherheit immer an erster Stelle steht“, erklärt Jussenhofen. Private Schwimmkurse seien allerdings – auch abseits der Haftungsfrage – laut Haus- und Nutzungsordnung der Köln-Bäder nicht erlaubt.

Wenn privat organisierte Kurse in Becken der Köln-Bäder stattfinden sollen, können Schwimmlehrer gegen eine Gebühr Wasserfläche anmieten: Dafür fallen pro Bahn und Stunde 49,50 Euro an. Die Sprecherin weist aber darauf hin, dass mit der Anmietung rechtliche Rahmenbedingungen verbunden seien, wenn ein Schwimmkurs angeboten werde: So müsse eine „rettungsfähige Person“ als Aufsicht und verantwortliche Person dabei sein.

„Rettungsfähig“ bedeutet, dass die Person volljährig sein muss, ein gültiges Rettungsschwimmabzeichen besitzt und einen Erste-Hilfe-Kurs nachweisen kann, der nicht älter als zwei Jahre ist. „Sie muss körperlich in der Lage sein, die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer im Fall der Fälle auch wirklich aus dem Wasser beziehungsweise vom Boden des jeweiligen Beckens retten zu können“, ergänzt Jussenhofen. Der Kursleitende trage die volle Verantwortung für die Sicherheit der Kinder. Die Wasseraufsicht geht vollständig auf diesen über, liegt also nicht mehr beim Personal der Köln-Bäder.

Die Sprecherin verweist auf das Kursangebot der Köln-Bäder: „Mit einer Flexibilität in Bezug auf Uhrzeit und Ort sind wir sehr sicher, für jeden das richtige Angebot zu finden.“ Viele Kölner Eltern machen andere Erfahrungen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Durch die Corona-Pandemie ist die Anzahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter stark gestiegen.

Hinzu kommt, dass inzwischen die Hälfte der Lehrschwimmbecken in Köln defekt ist und nur noch vier in Betrieb sind. „Es wird deutlich, dass sich an der katastrophalen Situation im Bereich Schwimmen nichts getan hat und es sogar nochmals schlimmer geworden ist“, sagt Oliver Seeck, Vorsitzender des Sportausschusses, „dabei ist Schwimmen lernen überlebenswichtig“.

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