Kölner LandgerichtKölner wegen Anabolika aus dem Untergrundlabor vor Gericht

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Symbolbild

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Köln – Einen schwunghaften Handel mit illegal hergestellten Medikamenten, die für Bodybuilder und andere Sportler bestimmt waren, sollen die Männer betrieben haben, denen seit Mittwoch vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht wird. Den vier Beschuldigten, die zwischen 23 bis 42 Jahre alt sind, wird ein vielfacher Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz zur Last gelegt. Im selben Prozess müssen sich ein 52 Jahre alter Mann und eine 32-jährige Frau wegen mutmaßlicher Beihilfe zu den Taten verantworten. Während der Mann die Maschinen seiner Kölner Vertriebsfirma dafür zur Verfügung gestellt haben soll, die Arzneimittel nach vorgegebenen Rezepturen zu mischen, zu Tabletten und Kapseln zu pressen und in Dosen abzufüllen, wird der Frau vorgeworfen, für die verbotenen Geschäfte entweder selber ausländische Konten eingerichtet oder andere dazu gebracht zu haben.

17 Verhandlungstage sind dafür vorgesehen, den Komplex juristisch aufzuarbeiten. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, müssen die vier Hauptangeklagten wegen des Umfangs der Geschäfte mit Haftstrafen ohne Bewährung rechnen. Manche haben die Vorwürfe im Vorfeld zumindest teilweise eingeräumt. Die Verlesung der beiden Anklageschriften nahm Stunden in Anspruch, weil es um eine schier unüberschaubare Zahl von Substanzen und unterschiedlichen Mengen geht. Teile davon wurden bei Razzien im Juli 2011 und März 2012 sichergestellt.

Untergrundlabore in Lagerhallen

In wechselnden Konstellationen sollen die Hauptangeklagten seit 2007 in Lagerhallen, die die Staatsanwältin „Untergrundlabore“ nannte, verschreibungspflichtige Arzneien gefälscht haben. Mit deren Verkauf hätten sie „die Gesundheit einer großen Anzahl von Menschen gefährdet“, hielt die Staatsanwältin ihnen vor. Produktion und Vertriebs lassen sich der Anklage folgend im Wesentlichen so beschreiben: Die führenden Köpfe bekamen die Rohstoffe für die Medikamente vorrangig aus China geliefert, unter Falschdeklarierungen wie „Minzöl“ oder „Farbstoff“. Ab und zu war der Kölner Großmarkt die Lieferadresse, weil ein Nachweis über eine Großhandelserlaubnis erforderlich war. Sofern die Chemikalien nicht direkt weiterveräußert wurden, dienten sie dazu, vor allem Anabolika, also leistungssteigernde Arzneien für die Fitnessszene herzustellen. Dabei verdienten die Männer immer wieder zusätzlich daran, dass der Wirkstoffgehalt in Tabletten und Injektionslösungen geringer war als angegeben, oder aber sie mischten eine andere Substanz bei. Die Kunden, geworben über Webseiten, mussten per Vorkasse zahlen; das Geld floss auf Konten in Thailand, Ägypten und Belize. Über die Jahre gingen laut Anklage rund 911 000 Euro ein.

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