Comedia ist Teil von ModellprojektKölner Verein will Kultur für Menschen mit Behinderungen zugänglicher machen

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Szene aus „In 80 Tagen um die Welt“ in der Comedia.

Die Comedia hat „In 80 Tagen um die Welt“ aus der Perspektive von Gehörlosen inszeniert.

Am Dienstag fand die Abschlussveranstaltung des Projekts „Access Maker“ statt, an dem auch die Comedia teilgenommen hat.

Wie werden Kultur und insbesondere Theater mehr Menschen mit Behinderungen zugänglich? Dieser Frage widmet sich der Kölner Verein Un-Label. Eines der Projekte von Un-Label endete nun und es wurde ein erstes Resümee gezogen. Mit dem Modellprojekt „Access Maker“ wollte Un-Label drei Theaterhäusern – Kölner Comedia, Düsseldorfer Schauspielhaus und Theater Dortmund – in drei Jahren zu einer größeren Barrierefreiheit verhelfen.

Interesse ist groß, aber Kompetenz fehlt

„Das Interesse an Barrierefreiheit ist riesig, aber die Kompetenz fehlt oft. Das hat auch unsere Bedarfsanalyse zu Beginn des Projekts gezeigt“, sagt Charlott Dahmen von Un-Label. Die Umfrage unter den Mitarbeitenden der Theater habe etwa gezeigt, dass mehr als die Hälfte von ihnen nie Kontakt mit Menschen mit Behinderung haben – weder beruflich noch privat. Das führe zu Berührungsängsten, sagt Dahmen.

Im Rahmen des Projekts fanden Workshops mit Referentinnen und Referenten mit und ohne Behinderung statt, die den Mitarbeitenden der Theater dabei helfen sollten, etwa die Webseiten oder Räume zugänglicher zu gestalten. Auch bei der Inszenierung von Produktionen hat Un-Label die Theater unterstützt.

Comedia inszeniert Jules-Vernes-Stoff aus Perspektive von Gehörlosen

„Bei allen Häusern ließ sich beobachten, dass die kontinuierliche Arbeit an diesen Themen zu einem Dominoeffekt führt.“ Zur ersten Vorstellung mit Audio-Deskription sei vielleicht nur eine Person mit Sehbehinderung gekommen, bei der zweiten seien es schon mehr gewesen. Das Projekt habe auch zu einer Veränderung des Bewusstseins bei den teilnehmenden Theatern geführt, sagt Dahmen: „Barrierefreiheit ist für sie kein ‚Nice to have‘ mehr, sondern ein ‚Must have‘.“

Die Comedia hat während des Projekts etwa die Zugänglichkeit zu den Sälen und Proberäumen für Rollstühle verbessert. Außerdem wurden erste Vorstellungen in Gebärdensprache übersetzt und spezielle Inszenierungen für Menschen mit Autismus angeboten. Höhepunkt des Projekts ist für die Comedia aber wohl ihre aktuelle Produktion „In 80 Tagen um die Welt“, die den bekannten Stoff von Jules Verne aus der Perspektive von Gehörlosen erzählt.

Im Juli startet die Fortsetzung von „Access Maker“. Un-Label will dann bundesweit Häuser und Institutionen für jeweils ein Jahr mit Schulungen begleiten.

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