Nach Verlust des ExzellenztitelsKölner Universität erhält Millionenförderung

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Der Campus der Kölner Universität auf dem Albertus-Magnus-Platz

  • Der Verlust des Exzellenztitels war ein Schock für die Universität zu Köln.
  • Nun hat das Land NRW finanzielle Unterstützung erklärt.
  • Doch wie geht es für die Hochschule weiter? Wir haben für Sie nachgefragt.

Köln – Nachdem die Universität ihren Exzellenzstatus im jüngsten Wettbewerb eingebüßt hat, will das Wissenschaftsministerium NRW die Hochschule mit 3,6 Millionen pro Jahr zusätzlich zur laufenden Grundfinanzierung unterstützen. Für den Zeitraum der neuen Runde des Exzellenwettbewerbs, die ab November bis zum Jahr 2026 läuft, würde die finanzielle Hilfe sich auf 25,2 Millionen Euro belaufen. Das Geld werde in die Berufung neuer Dozenten und Projekte gesteckt, sagte Uni-Sprecher Patrick Honecker.

Die Kölner Uni war am 19. Juli überraschenderweise nicht in den Kreis der besten elf Universitäten Deutschlands aufgenommen worden und hatte den Status der Exzellenzuniversität verloren. Weil die Hochschule 2018 vier Exzellenzprojekte erhalten hatte, sei der Verlust weniger finanziell bedeutsam, sagte Honecker. „Wir haben nun sechs Millionen Euro pro Jahr weniger als geplant. Bei einem Budget von 800 Millionen ist das verkraftbar.“ Schlimmer sei aber der Verlust an Reputation.

Fehler aus dem Exzellenzwettbewerb analysieren

„Nach dem ersten Schock müssen wir nun überlegen, wie es weitergeht“, so Honecker. Man habe nun die Chance, neue Schwerpunkte zu setzen und Themen in den Fokus zu rücken, die dicht an der Bevölkerung dran sind. Zugleich will die Uni Fehler aus dem Exzellenzwettbewerb analysieren. Dem Vernehmen nach sollen die entsprechenden Unterlagen vom im Wettbewerb federführenden Wissenschaftsrat an die Hochschulen in der zweiten Augusthälfte übergeben werden. Anschließend sollen diese hochschulintern untersucht werden.

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Weder Wissenschaftsrat noch Deutsche Forschungsgemeinschaft und Gemeinsame Wissenschaftskonferenz wollten auf Anfrage Auskunft zu den Gründen geben, warum die Uni unterlegen war. Man wolle den Universitäten nicht vorgreifen, hieß es. Die Sprecherin des Wissenschaftsrats, Christiane Kling-Mathey, sagte immerhin: „Auch die ausgeschiedenen Universitäten hatten gute Ideen.“ Unter dem Strich sei die „Abbruchkante“ aber klar, die Entscheidung also eindeutig gewesen.

Auf Exzellenzprojekte setzen

In Politik und Wissenschaft in Köln wird die Entscheidung bedauert: „Wir sind enttäuscht“, sagt Christiane Rath vom Global South Studies Center an der Uni Köln. „Ich kann die Entscheidung nicht nachvollziehen“, betont Stanislav Kopriva vom Exzellenzprojekt Ceplas (Pflanzenforschung), ebenfalls an der Uni Köln. Gute Platzierungen in Rankings, Preise und viele Drittmittel-Einnahmen seien Ausdruck davon, dass sich die Hochschule in den vergangenen Jahren gut entwickelt habe. Kopriva hofft nun, dass die Hochschule es schafft, ihren guten Ruf über die Exzellenzprojekte zu behalten und setzt auf Freiburg. Die Uni der Breisgau-Stadt habe 2012 ebenfalls ihren Status als Exzellenzhochschule verloren „und denen hat es nicht geschadet. Wir werden es auch verkraften.“

Der grüne Landtagsabgeordnete und Mitglied im Wissenschaftsausschuss, Matthi Bolte-Richter, stellt die Exzellenzinitiative generell in Frage: „Ich weiß nicht, ob sie der Weisheit letzter Schluss ist.“ Die Politik müsse wegkommen von den Sonderprogrammen und die Universitäten mit einer besseren Grundfinanzierung ausstatten. Insbesondere die Betreuungsrelation von Dozenten zu Studenten sei in NRW schlecht. Auf einen Professor kämen 91 Studenten. Bundesweit rangiere das Land auf dem letzten Platz, international sei man nicht anschlussfähig. Auch bei den Hochschulgebäuden gelte es, einen massiven Investitionsstau aufzulösen. Viele Bauten stammten aus den 1960 und 1970er Jahren. „Nach 50 Jahren ist der Beton durch.“

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„Licht und Schatten“ sieht man beim Thema Exzellenwettbewerb beim Deutschen Hochschulverband. Zwar habe der Wettbewerb die deutschen Hochschulen ins internationale Rampenlicht gerückt, sagt Sprecher Matthias Jaroch. Andererseits sei ein Zwei-Klassen-System entstanden. Das ursprüngliche Ziel, mit internationalen Spitzenuniversitäten wie Stanford, Harvard oder Yale zu konkurrieren, könne man mit dem geringem Budget nicht erreichen. „Wenn man das gesamte Geld aus dem Exzellenz-Wettbewerb einer Hochschule geben würde, hätte die so viel wie die ETH Zürich.“ Jaroch plädiert dafür, die Hochschulen über die Grundfinanzierung besser auszustatten. „Die Hochschulen sind seit Jahren chronisch unterfinanziert.“

Für die Kölner Universität wird es in jedem Fall nicht einfach, beim nächsten Wettbewerb wieder in die Top-Liga der deutschen Hochschulen aufzusteigen. Informationen des Wissenschaftsministeriums zufolge werden dann nur vier neue Hochschulen den Exzellenzstatus erhalten. Die heutigen elf Exzellenzuniversitäten müssen sich nur noch einer Überprüfung (Evaluation) unterziehen, nicht einem neuen Wettbewerb. „Wir werden uns aber jedem Wettbewerb stellen“, kündigt Honecker an.

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