Neue StudieTausende Kölner reagieren bereits auf drohende Diesel-Fahrverbote

Lesezeit 3 Minuten
Autoverkehr in Köln

Autoverkehr in Köln

  • Weil die Stickoxid-Belastung in Köln zu hoch ist, drohen Diesel-Fahrverbote in der Innenstadt.
  • Diese waren ursprünglich bereits für den Herbst 2018 vorgesehen, doch das Land legte Berufung ein. Jetzt wird im September endgültig entschieden.
  • Viele Kölner Diesel-Besitzer aber warten das Urteil gar nicht erst ab, sondern handeln bereits, wie eine neue Studie belegt.
  • Die Ergebnisse im Überblick.

Köln – Die Kölner Pkw-Eigentümer haben sich im vergangenen Jahr bereits auf die im Herbst für die bestehende Umweltzone drohenden Diesel-Fahrverbote vorbereitet.

10.000 von ihnen haben sich von ihren älteren Dieselautos getrennt. Waren zum 1. Januar 2018 in Köln noch knapp 162.000 Diesel-Fahrzeuge angemeldet, waren es zum 1. Januar 2019 nur noch 152.000. Eine Studie der Beratungsgesellschaft BBE Automotive kommt zu diesem Ergebnis. Die Verfasser werteten als Basis dafür Daten des Umweltbundesamtes und des Kraftfahrtbundesamtes aus.

Nicht alle bisherigen Dieselfahrer stiegen der Studie zufolge auf ein Auto mit Benzin-, Hybrid- oder Elektromotor um. Viele kauften sich erneut einen Diesel-Pkw, der allerdings der höchsten Schadstoffklasse 6 entspricht, die im Gegensatz zu älteren Modellen zunächst nicht von Fahrverboten betroffen wären. Für die Klassen 6a bis 6c besteht allerdings nach Einschätzung des Allgemeine Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) mittelfristig das Risiko, ebenfalls nicht mehr in alle Innenstädte fahren zu dürfen.

Viele Autofahrer bleiben beim Diesel

Die Stadt Köln hat festgestellt, dass sich innerhalb des Dieselsegmentes seit 2018 ein Wechsel zugunsten von Dieselfahrzeugen mit der derzeit strengsten Abgasnorm vollziehe. Der Bestand der unter der aktuellsten Abgasnorm Euro 6d-Temp fahrenden Diesel ist demnach von fast null auf 7000 Pkw gestiegen. Neuwagen müssen diese Schadstoffklasse , die einen geringeren Stickoxid-Ausstoss sichert, ab September erfüllen.

Die BBE-Studie kommt zu dem Schluss, dass Autofahrer in Städten, die von Fahrverboten betroffen sind oder es bald sein könnten, überproportional oft ihre Diesel-Fahrzeuge abschaffen. Das betreffe in der Regel auch die Kreise im unmittelbaren Umland, dessen Bewohner regelmäßig in die bestehende Umweltzone fahren.

In überwiegend ländlich geprägten Regionen sieht das jedoch völlig anders aus. Fahrverbote spielen dort bislang keine Rolle, weil die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide im Gegensatz zu den Metropolen nicht überschritten werden. In 219 von bundesweit 294 Kreisen ist der Bestand an Diesel-Fahrzeugen den Ergebnissen zufolge sogar gestiegen. „Die Menschen in ländlichen Gebieten wie zum Beispiel im Sauerland kaufen oft die Dieselfahrzeuge der Autofahrer aus den großen Städten“, sagt BBE-Geschäftsführer Gerd Heinemann. Da sie mit Fahrverboten im täglichen Leben nicht oder nur selten in Berührung kämen, sei die Technologie für sie nach wie vor interessant.

Sechs der Messstationen auf dem Kölner Stadtgebiet haben 2018 teils deutliche Überschreitungen des Grenzwertes für Stickoxide erfasst, der bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt. Spitzenreiter waren der Clevische Ring in Mülheim mit 59 Mikrogramm, die Justinanstraße in Deutz mit 48 Mikrogramm, die Aachener Straße in Weiden mit 46 Mikrogramm und die Luxemburger Straße in Sülz mit 45 Mikrogramm.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Verwaltungsgericht Köln hatte im Herbst 2018 zwar bereits bereits Diesel-Fahrverbote für die Umweltzone angeordnet, das Land legte jedoch Berufung ein. Das Oberverwaltungsgericht Münster Instanz wird nun am 12. September endgültig entscheiden, ob Fahrverbote notwendig sind oder nicht.

Die Stadt und die Bezirksregierung versuchen, die Fahrverbote mit Hilfe eines neuen Luftreinhalteplans abzuwenden, der seit April gilt. Maßnahmen wie eine Ausweitung der bestehenden Umweltzone und ein Transitverbot für Lkw mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonne innerhalb der Inneren Kanalstraße sollen dafür sorgen, dass die Messwerte für Stickoxide dauerhaft sinken.

Obwohl die Stadt den Autoverkehr zugunsten von Fahrrad, Bahn und Bus reduzieren will, waren am 31. Dezember 2018 in Köln 554 900 Kraftfahrzeuge zugelassen – 1650 mehr als im Vorjahr.

KStA abonnieren