Schulplatznot an GrundschulenZu wenig Plätze für Erstklässler – viele Absagen an den Kölner Wunschschulen

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Eine erste Klasse mit Kindern, die aufzeigen.

Plätze für Erstklässler bleiben in Köln Mangelware.

An knapp der Hälfte der Kölner Grundschulen gab es mehr Anmeldungen als Plätze. Die Stadt greift auch auf Container-Lösungen zurück.

Die Schulplatznot an den Grundschulen ist auch für das kommende Schuljahr eklatant. An fast der Hälfte der Kölner Grundschulen gab es mehr Anmeldungen als Plätze und damit Kinder, die nicht an ihre Wunschgrundschule gehen können. Insgesamt betrifft dies 553 Kölner Kinder. Viele von ihnen werden auch an ihrer Zweitwunschschule leer ausgehen. Das bedeutet, dass dem Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“, der über Jahrzehnte als Maxime bei der Vergabe der Grundschulplätze galt, zum zweiten Mal in Folge nicht mehr umfassend entsprochen werden kann.

Dabei sind die Anmeldeüberhänge in der Größenordnung sehr unterschiedlich: Während an vielen Schulen nur wenige Kinder betroffen sind, sind es an anderen Schulen sehr viele - wie etwa an der dreizügigen Gemeinschaftsgrundschule Konrad-Adenauer-Straße in Porz, wo es allein 36 Anmeldungen zu viel waren. In den Kölner Stadtbezirken ist die Lage unterschiedlich dramatisch: In Rodenkirchen, Lindenthal und Nippes gibt es sogar in der Summe einen Überhang an Plätzen. Daher haben Kinder, die dort an ihrer Wunschgrundschule keinen Platz bekommen, zumindest eine Chance auf einen Platz an einer Grundschule in erreichbarer Entfernung.

19 Mehrklassen werden wohl in Köln nicht reichen

Anders ist die Lage in den Bezirken Porz und Mülheim, wo betrachtet auf den Bezirk in Summe 89 beziehungsweise 84 Plätze fehlen. Allein im Bezirk Porz haben elf der 15 Grundschulen mehr Anmeldungen als Plätze. Auch in den Bezirken Chorweiler und Kalk gibt es in der Summe deutlich zu wenig Plätze.

Um dem Platzmangel an den Grundschulen zu begegnen, wird die Stadt daher an sieben Grundschulen Container errichten, um die Zügigkeit zu erhöhen. Dazu kommen weitere sieben Schulen, an denen zusätzliche Klassen in den bestehenden Räumlichkeiten errichtet werden, indem Mehrzweck- oder Ganztagsräume als Klassenräume genutzt werden. Weitere drei Grundschulen bilden bereits regelmäßig Mehrklassen. An all diesen Schulen bedeutet dies nicht nur räumliche Enge, sondern auch Einschränkungen in der pädagogischen Arbeit. 19 zusätzliche Klassen sind nach Angaben der Stadt bislang für das kommende Schuljahr an den Grundschulen eingeplant. Das sind noch mehr als im letzten Jahr, als es die damalige Höchstzahl von 15 Mehrklassen gab.

Und das wird nicht ausreichen. Man prüfe an weiteren Standorten die Einrichtung zusätzlicher Klassen, heißt es von Seiten der Verwaltung. Und das, obwohl die Stadt durch die bereits geplanten Mehrklassen mit 10.887 Plätzen ein zumindest von der Summe her auskömmliches Angebot hat: Die Stadt hatte 10.080 Benachrichtigungen an Kölner Eltern geschickt, ihre Kinder für die Schule anzumelden. Angemeldet hatten sich aber bislang innerhalb der angegebenen Frist nur 9.719 Kinder. Doch auch für die bislang noch nicht angemeldeten 360 Kinder muss die Stadt noch Plätze vorhalten.

Zahl der Wiederholer steigt in Köln stetig an

Das würde von der absoluten Platzzahl her reichen, wenn sich nicht die Zahl der Kinder, die in der Schuleingangsphase bleiben und die erste Klasse wiederholen müssen, so gravierend auswirken würde: Ihre Zahl steigt nun schon das dritte Jahr in Folge deutlich an. Dieses Jahr haben die Grundschulen bislang 877 Kinder gemeldet, die das erste Jahr wiederholen werden. Dadurch reduziert sich das Schulplatzangebot für die neuen Erstklässler gravierend. Außerdem wird der Höchststand vom vergangenen Jahr nochmal übertroffen. Im vergangenen Jahr gab es 640 Wiederholer. Im Schuljahr 2022/23 betrug ihre Zahl noch 484 Kinder, die in der Schuleingangsphase verbleiben. Dadurch stehen also stadtweit bereinigt um die Wiederholer 9900 Plätze zur Verfügung – trotz 19 Mehrklassen noch rund 180 zu wenig.

Das Problem der stetig steigenden und schwer kalkulierbaren Zahl der Wiederholer stellt die Stadt angesichts der ohnehin nur knappen Plätze vor riesige Probleme. Schuldezernent Robert Voigtsberger hat sich daher in einem Brief an das nordrhein-westfälische Schulministerium gewandt. Darin informierte er die Ministerin über die Problematik und bat um Unterstützung.

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