Wasserbus und SeilbahnKölner Behörden verschleppen Verkehrswende weiter

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In Koblenz überquert seit 2010 eine Seilbahn den Rhein, die anlässlich der Bundesgartenschau gebaut wurde.

Köln – Die Straßen sind während des Berufsverkehrs mit Autos verstopft, die Stadtbahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind überfüllt, und das Radwegenetz ist weit davon entfernt, auch nur passabel ausgebaut zu sein – gleichzeitig steigt die Zahl der Pendler, da aufgrund der hohen Mietpreise zunehmend Menschen in das Umland ziehen.

Für Ausschreibung droht Verzögerung

Abhilfe schaffen sollen neue Verkehrsmittel, die in dieser Art bislang in Köln nicht existieren: Ein Wasserbus und eine Seilbahn, die entlang des Rheins führt. Wasser gilt im Städtebau längst nicht mehr nur als Barriere, die zu überwinden ist. Vielmehr handelt es sich um einen zusätzlichen Verkehrsweg, der zurzeit noch nicht so dicht belegt ist.

Innovation der Fortbewegung

Wasserbussysteme gehören in vielen europäischen Metropolen zum Stadtbild. In der Regel handelt es sich um Schiffe, die wie Fähren auf einer festgelegten Route mit mehreren Haltepunkten unterwegs sind – so wie es zum Beispiel in Kopenhagen, Rotterdam, Hamburg und Venedig der Fall ist. Alternativ gibt es als „Wasserbus“ bezeichnete Amphibienfahrzeuge – etwa in Hamburg. Diese Lösung käme auf dem Rhein aufgrund der starken Strömung jedoch nicht infrage. Auch ein Wassertaxi wäre für Köln keine Option, das es nicht mehr als zwölf Personen befördern dürfte.

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Seilbahnsysteme dienen in anderen Ländern als ernsthafte Verkehrsmittel. Als bestes Beispiel dient die bolivianische Metropole La Paz. Dort wächst seit 2014 der „Mi Teleferico“ heran, der aus acht Linien besteht und eine Verbindung zur Nachbarstadt El Alto herstellt. Die Gondeln bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu sechs Metern pro Sekunde. Die Idee entstand, weil vor Ort nur wenige breite Hauptstraßen existieren, so dass gewaltige Staus entstehen. Um dem Verkehrskollaps zu entgehen, entschieden sich die Bolivianer für den Aufbau des 30 Kilometer langen Seilbahn-Netzes. (att)

Der Stadtrat hat zwar im Mai 2016 beschlossen, dass die Verwaltung die Einführung eines Wasserbussystems auf dem Rhein prüfen soll, geschehen ist in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren trotz des klaren Auftrags jedoch so gut wie nichts. Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass das Verkehrsdezernat in den kommenden Tagen die Ausschreibung für die Studie veröffentlichen will. „Die Beauftragung erfolgt bei entsprechenden Angeboten noch in diesem Jahr“, teilte ein Sprecher mit. Mit anderen Worten: Sollte es kurzfristig keine Bewerber geben, würde das eine weitere Verzögerung bedeuten. Geprüft werden soll eine Verbindung, die von Wesseling über Köln nach Leverkusen führt. Das Verkehrsdezernat geht davon aus, dass die Studie zwölf Monate in Anspruch nehmen wird.

Zweiter Workshop geplant

„Es ist vorgesehen, die Politik aktiv in den Erstellungsprozess einzubeziehen“, so der Stadtsprecher. Der Abschluss der Studie und somit die endgültigen Ergebnisse sollen bis Ende 2020 vorliegen. Dann wären seit dem Ratsbeschluss viereinhalb Jahre vergangen. Die Politiker müssen danach auf Grundlage der Studie entscheiden, ob ein Wasserbusssystem eingerichtet werden soll oder nicht – bis die Fahrzeuge tatsächlich auf dem Rhein unterwegs sein können, werden also noch weitere Jahre vergehen. Dabei hatten die Ratspolitiker aller Fraktionen in Sachen Wasserbus noch im März 2018 nachdrücklich ein höheres Tempo eingefordert – im Verkehrsdezernat verhallten ihre Worte offensichtlich ungehört.

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Ähnlich schleppend geht es mit der Prüfung der von der Ratsgruppe Gut entwickelten Idee einer 33 Kilometer langen Seilbahn entlang des Rheinufers voran. Das Verkehrsdezernat hat zwar mit Vertretern der KVB sowie der Politik bereits einen Workshop zum Thema „Rheinpendel“ durchgeführt, bei dem die grundsätzliche Machbarkeit überprüft wurde. Nun soll dem Vernehmen nach allerdings ein zweiter Workshop dazwischengeschaltet werden, bevor eine Ausschreibung für eine umfassende Studie folgen soll. Von einer schnellen Umsetzung kann also keine Rede sein. 

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