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Diskotheken und KneipenWo die Kölner früher feiern gingen

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Der Bierbrunnen unter künstlichem Grün war der Mittelpunkt des unterirdischen Dorfes.

Der Bierbrunnen unter künstlichem Grün war der Mittelpunkt des unterirdischen Dorfes.

Köln – Die Kölner Clubszene hat viel zu bieten – egal welchen Musikgeschmack man auch hat, hier findet jeder seine Lieblingsdisko um bis in die Morgenstunden durchzutanzen.

Heute feiern die Kölner beispielsweise im Bootshaus, Odonien, Heinz Gaul oder im Subway, doch: welche Clubs und Diskotheken waren früher in Köln Kult? Viele Kölner haben uns die besten Lieblingsclubs und -diskotheken der vergangenen Tage verraten. Darunter befinden sich alte Bekannte und vergessene Perlen des Kölner Nachtlebens.

Café de Paris

Das Café de Paris gilt als die erste Kölner Studenten-Disko. Bis 1963 wurde in dem Gebäude in einem richtigen Café selbstgemachter Kuchen verkauft. Dann eröffnete der Sohn des Cafébesitzers den Club.

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In den 90er Jahren wechselten sich unterschiedliche Einzelhandelsgeschäfte ab, seit 2015 ist das alte Café de Paris wieder ein richtiges Café.

Drachenburg

„Das war mal eine richtige Kaschemme“, erinnert sich ein Leser. „Der härteste Laden“, schreibt ein anderer. 1962 öffnete der Drachenburgkeller am Heumarkt in der Altstadt. 1987 wurde er geschlossen.

Pimpernel

1972 eröffnete mit dem Pimpernel die erste Kölner Diskothek für Homosexuelle. In dem kastenförmigen Gebäude am Rudolfplatz war zuvor ein Eiscafé, heute verkauft an dieser Stelle unter anderem Vapiano Nudeln und Pizza.

In Erinnerungen blieb vielen die ausgefallene Fassade: im unteren Drittel schlicht und schwarz, darüber eine silbrige, wulstige Struktur. Durch eine metallene Clubtür mit einem kleinem, quadratischen Klappenfenster wurde eingelassen, wer klingelte.

„Legendär: der Filterkaffee im ersten Stock auf dem Ledersofa“, erinnert sich ein Leser. „Ein Hammer Laden mit geiler Musik“, schreibt ein anderer.

„Viele haben hier ihr Coming-out begonnen und in Kaschmir oder Leder gehüllt beendet“, heißt es im Stadtführer „Köln von hinten“ aus dem Jahr 1983. Geblieben ist davon nichts, räumlich zumindest. Die legendäre Diskothek, deren Anziehungskraft weit über die Stadtgrenzen hinaus reichte, schloss 1989. Die Stadtsparkasse Köln ließ dass Haus und die angrenzenden Gebäude abreißen.

Das „Bierdorf“

Unter den heutigen Opernpassagen wurde in den 80er Jahren gefeiert und getanzt. Die Kneipenansammlung mit dem einprägsamen Namen „Colon“ im Keller der damaligen Kölner Ladenstadt wurde von den Kölner meist nur als „Bierdorf“ bezeichnet.

Bei seiner Eröffnung hatte der damals neuartige Vergnügungstempel 17 Kneipen, Imbissbuden und Cafés sowie eine Diskothek. Im Oktober 1982 wurde auf dem idyllischen gepflasterten Dorfplatz das erste Fass angeschlagen. Die Zeche konnte nur mit der dorfeigenen Währung, dem Colon-Thaler bezahlt werden.

Das Colon war anfangs ein Publikumsmagnet. Nach gut einem Dreivierteljahr wurden bereits 500.000 Besucher gezählt. Zur Jubiläumsparty rockte Jürgen Zeltinger die Katakomben der Ladenstadt. Schon kurz nach der Eröffnung hagelte es aber Beschwerden aus der Nachbarschaft. Lärm, Unrat, Wildpinkler, Gestank und zugeparkte Straßen, sogar Überfälle wurden angeprangert.

Ein Brand zerstörte 1991 das Dorf. Wiederaufgebaut hielt es sich nur kurz, ebenso wie die 1996 anstelle des Colon eröffnete Homosexuellen-Disco „Lulu".

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Weitere Lokale, in denen die Kölner einst legendäre Partys feierten.

Das Ding

1968 eröffnete Harald Riemer der Studentenclub „Das Ding“ am Hohenstaufenring 30–32, nahe des Zülpicher Platzes. Die Disco ist den Betreibern zufolge der älteste Studentenclub Europas, der seinen Betreiber nie wechselte. Die Geschäfte führen inszwischen die Mitinhaber Bernd Hahne und Claudia Wecker.

„Dem Ding geht es nach wie vor gut“, hatte Claudia Wecker in einem Interview gesagt, nachdem die Betreiber 2014 einen neuen Sechs-Jahres-Mietvertrag abgeschlossen haben.

Klein Köln

Das Klein Köln in der Friesenstraße wurde 1926 eröffnet und erhielt als erste Kölner Kneipe eine Nachtlizenz. Einst schlugen dort die Boxer nach ihren Kämpfen im Sartory auf. Lange Zeit stand der Lange Tünn, alias Anton Claaßen, an der Tür. Einst berüchtigt, ist das Klein-Köln heute ein „stocksolider Laden“, sagt er.

Sartory Säle

Die Sartory-Säle in der Friesenstraße gehören zu den großen Kölner Veranstaltungshallen in der Kölner City und sind benannt nach der Gastronomen-Familie Sartory. Ab 1963 gab es dort regelmäßig Boxwettkämpfe zu sehen. Zwei Jahre später führten die Betreiber Beatwettbewerbe mit Bands aus Köln und der Region durch. Die Bläck Fööss haben hier ihre Wurzeln.

Queen gaben in den Sartory Sälen 1974 ihr erstes Deutschland-Konzert. Auch Status Quo, AC/DC und die Scorpions standen auf der Bühne in der Friesenstraße. Bis heute finden in den Sälen Konzerte, Partys, Kongresse und Karnevalssitzungen statt.

Peppermint

Für Landeier ein Schock – so voll, so laut, so viel Alkohol, so viel schlechtes Benehmen und schales Bier. Hier trieb sich alles rum, was mit der als Hippie-Dorado verspotteten Südstadt in Verbindung gebracht werden wollte. Auch nach dem Umzug vom Zülpicher Platz an den Hohenstaufenring drohte die Verbürgerlichung erst, als in der oberen Etage ein (ganz gutes!) mexikanisches Restaurant Einzug hielt. Exzesse gab es ab da statt fast täglich erst wieder und fast ausschließlich zum Wochenende, wenn das Landvolk zum Staunen vorbei kam und sich nicht traute, in der legendär siffigen „Station“ am Südbahnhof abzustürzen.

Santa Marlena

In den 1960er und 1970er Jahren betrieb Gastronom Karl Ludwig Cremer zahlreiche Lokale auf den Kölner Ringen: die Diskothek Panoptikum, die Kneipe Omas Schnapshaus - und das Café Santa Marlena.

Wegen finanzieller Probleme musste Cremer seine Kneipen Anfang der 70er Jahre verkaufen. Mitarbeiter des Santa Marlena hatten über Jahre hinweg insgesamt 250.000 D-Mark aus der Kasse gestohlen, das Finanzamt forderte Steuernachzahlungen und auch der Konkurs der Herstatt-Bank schlug ins Kontor.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Weitere Lokale, in denen die Kölner einst legendäre Party feierten.

Roxy

Das heutige Roxy hieß einst „Panoptikum“ und gehörte Ringe-Gasronom Karl Ludwig Cremer. „Hier verkehrten die reichen Söhne der Bonner Diplomaten, Fotomodelle, Leiter von Werbe-Agenturen, Architekten und die absolute Upper-Class“, erinnert sich DJ Tigor, alias Igor Tilllmann, der dort 1972 seine Karriere startete. „Ohne Krawatte gab es keinen Einlass. Gute Gäste bestellten keine Drinks, sie hatten ein eigenes Fach und darin stand eine eigene Flasche Whisky.“

Lovers-Club

Die erste klassische Diskothek war 1967 der Lovers Club - „Der mit Abstand beste und bekannteste Club in Köln, sagt DJ Tigor, alias Igor Tillmann. Ende der 60er und Anfang der 70er stand der „Lange Tünn“, Anton Claaßen, an der Tür und gelangte dort zu seinem Ruf. „Denn in den "Lovers" kam niemand herein, den der lange Tünn nicht persönlich kannte.“ Auch mit Krawatte gab es keinen Einlass.

Anfang der 50er hieß die Location noch „Tabu“. „Dort haben sich auch meine Eltern 1951 kennen gelernt“, erzählt Tillmann. In den 70ern habe der „Lovers-Club“ dem Namen des Vorgängers dann auch alle Ehre gemacht. „Im Lovers gab es wirklich keine Tabus mehr. Zum absolut besten Sound in NRW wurde hier offen gekifft, gedealt und nackt getanzt.“ Weltstars wie Marty Feldman und Mick Jagger feierte bis in die Morgenstunden. 1974 setzte das Kölner Ordnungsamt dem Treiben ein Ende.

Coconut in der Pfeilstraße

Aus der Autowerkstatt „Töff-Töff“ wurde Ende der 1970er Jahre die Diskothek „Coconut“. DJ Tigor, alias Igor Tillmann, und Gastronom Dieter Dommermuth bauten das Lokal auf. Die „Coconut“-Partys finden heute in der Hallo Tor 2 statt.

Monopol

Unter dem Rudolfplatz wurde einst im Monopol gefeiert. „Mit der original "Saturday-Night"-Tanzfläche, die erstmalig von unten beleuchtet war“, erinnert sich DJ Tigor. Von 1980 bis 1982 hat er dort aufgelegt.

Blue Shell

Im Mai 1979 wurde die Gaststätte „Haus Robertz“ an der Luxemburger Straße zum Club „Blue Shell“. „Da habe ich am 9. November 1989 den Fall der Mauer im TV gesehen“, erinnert sich ein Facebook-Nutzer. Auch heute noch ist das Blue Shell in Betrieb.

Moni Bar

1967 eröffnete die „Moni Bar“ als Diskothek mit Nachmittagsbetrieb. Rein durfte man schon mit 16 Jahren.

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