Neue Gameshow „Die Verräter“ auf RTLPromis spielen Werwolf miteinander

Lesezeit 4 Minuten
Sonja Zietlow sitzt auf einem Sessel in einem schicken Zimmer. Sie hält den Zeigefinger an die Lippen, ein Appell zum Schweigen.

Moderatorin Sonja Zietlow präsentiert die RTL-Show „Die Verräter - Vertraue Niemandem!“

Die neue Gameshow „Die Verräter“ auf RTL lädt einige Promis auf ein Schloss, damit sie eine Variante des Spiels Werwolf spielen. Der Gewinner bekommt einen Silberschatz.

Mafia, Werwolf, Mord im Dunkeln – das bekannte Partyspiel, bei dem man mit Abstimmungen anonyme Bösewichte aus seiner Gruppe schmeißen muss, bevor man ihnen zum Opfer fällt, hat viele Namen. Eine neue RTL-Sendung bringt das Konzept nun als Gameshow nach Deutschland.

In „Die Verräter“ finden sich 16 Promis in einem Schloss ein, um einen Silberschatz zu gewinnen. Unter ihnen haben sich aber ein paar schwarze Schafe gemischt. Die treffen sich nachts in Kutten, um per Abstimmung einen der Kandidaten zu „ermorden“, womit dieser aus dem Spiel ausscheidet. Am nächsten Tag dürfen die Loyalen Mutmaßungen anstellen, wer zu den Verrätern gehört und ebenfalls per Abstimmung eine Person aus der Sendung schmeißen, die sie des Verrats bezichtigen.

Sonja Zietlow moderiert „Die Verräter“ auf RTL

Die Krimishow basiert auf einem niederländischen Original „De Verraders“. Die Gameshow hatte ihre Premiere 2021 auf RTL 4, mittlerweile hat sie ihre dritte Staffel hinter sich, es gibt in über 25 Ländern Ableger.

Unter den 16 Prominenten in der deutschen Variante sind die Schlagerstars Vincent Gross und Anna-Carina Woitschak, der Rapper Jalil, der „Jäger“ aus dem ARD-Quiz „Gefragt - Gejagt“ Sebastian Klussmann und eine ganze Reihe von Schauspielern: etwa Claude-Oliver Rudolph, Florian Fitz, Timothy Boldt, die aus dem Tatort Münster bekannte ChrisTine Urspruch und Mariella Ahrens. Auch Handball-Weltmeister Pascal „Pommes“ Hens und Werbeikone Friedrich Liechtenstein sind dabei. Sonja Zietlow moderiert die Sendung.

Die Krimi-Rateshow lehnt sich an das Spiel Werwolf an

Der Appeal der Krimi-Rateshow basiert aber nicht auf der Strahlkraft der Semi-Promis. Auch wenn die vielleicht ein paar Fans als Zuschauer garantieren und gut für das Marketing sind, würde das Konzept der Sendung, so RTL, auch ohne Prominente funktionieren – wie man bei Ablegern aus anderen Ländern beobachten kann.

Der Unterhaltungsfaktor liegt darin, dass die drei Verräter von vorneherein den Zuschauern bekannt sind. So kann man beobachten, wie sie sich tagsüber unter ihren unwissenden Mitspielern bewegen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Sobald dann ein Verdacht fällt, egal ob er stimmt oder nicht, wird jeder Versuch, sich zu verteidigen, zu einem Angriff auf sich selbst. Dabei entsteht eine besondere Gruppendynamik, bei der sich alle auf das schwächste Glied stürzen, vielleicht auch um die eigene Haut zu retten. Es ist wie eine Lehrstunde in Demagogie.

Natürlich wird die Show stark überdramatisiert. Da ertönen zu einem simplen Partyspiel episch aufgemotzte Remixes von „Where Is My Mind“ oder „Toxic“, die Illuminati-Ästhetik schafft eine Aura des Verschwörerischen. Im doch recht weiten Spektrum des Reality-TV ist die Sendung aber auf der hochwertigen Seite. Das Set ist mit dem Chateau de Beguin ein Träumchen, die Requisiten und Designs sind ansprechend. Und nach der ersten Vorstellungsrunde, in der man erst einmal die Promis kennenlernen darf, nimmt „Die Verräter“ schnell an Fahrt auf. Kleine Spiele, bei der die Teilnehmer den Siegespreis für den finalen Pott aufstocken, lockern die doch recht intensiven Misstrauens-Phasen gut auf.

Tatort-Star ChrisTine Urspruch beschreibt das Ratespiel als emotional

Für einige der Teilnehmer war das Spiel trotzdem sehr aufreibend. Auch wenn sie sich nach 20 Uhr in ihren Zimmern ausruhen konnten, erklärt ChrisTine Urspruch („Das Sams“, „Tatort“) im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich hab ein Buch mitgenommen. Als ich versucht habe es zu lesen, habe ich nach einer halben Seite gedacht: Was hast du jetzt gelesen? Meine ganzen Gedanken drehten sich nur um das Spiel. Es war ein Kopfkarussell, das sich da drehte.“

Auch die Freizeitgestaltung war recht eingeschränkt. „Es wurde auch sehr emotional, weil man sich gegenseitig so unter Verdacht gestellt hat und mitunter so angeklagt wurde, dass man Schwierigkeiten hatte, sich zu verteidigen. Das ging manchmal ein bisschen an die Substanz, weil beim Aufenthalt im Schloss der Ausgleich fehlte. Ich konnte nicht joggen gehen, nicht schwimmen gehen. Alles drehte sich nur um das Spiel.“

Wer sich gerne Gameshows ansieht oder Freude daran hat, die Promis bei ihren detektivischen (oder manipulativen) Spielchen zu beobachten, dürfte mit „Die Verräter“ ein paar unterhaltsame Fernsehabende verbringen. Wer dagegen lieber selbst spielt, kann sich auch mit dem Brettspiel begnügen, das mit Start der Sendung vertrieben wird. Oder bleibt einfach bei einer guten alten Runde Werwolf.

KStA abonnieren