Festakt zum Wallraf-JahrDer erste Influencer Kölns

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Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht beim Festakt zum Wallraf-Jahr im Historischen Rathaus

Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht beim Festakt zum Wallraf-Jahr im Historischen Rathaus

Anlässlich des 200. Todestages von Ferdinand Franz Wallraf lud Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu einem Festakt ins Rathaus.

„Trauert, Kirche, Wissenschaft, und Kunst! trauert, Bürger Kölns!“, so forderte der Totenzettel die Kölnerinnen und Kölner zum Erinnern an Ferdinand Franz Wallraf auf, der vor genau 200 Jahren, am 18. März 1824 gestorben ist. Und so trug es der Schauspieler Georg Lenzen am Montagabend im Historischen Rathaus zu Beginn des Festaktes zum Wallraf-Jahr vor. Für den Ruhm der Vaterstadt habe er gewirkt, heißt es in dem Nachruf weiter: „Er war der Gegenstand allgemeiner Verehrung.“

Und seine Vaterstadt hat ihn nicht vergessen. Die gut zweistündige Feier, die von Musikern der Kammermusik Köln begleitet wurde, bildete am 200. Todestag des Kölner „Erzbürgers“ den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, die ihm im Laufe des Jahres gewidmet sind. Oberbürgermeisterin Henriette Reker zitierte in ihrer Begrüßung Goethe, der Wallraf nach einem Besuch in dessen Haus einen Drachen genannt hatte, der seine Schätze hütet.

Einen Glücksfall für Köln nannte OB Reker den Sammler

Hochgebildet und vielseitig begabt sei Wallraf gewesen und bestrebt, so viel wie möglich vom heiligen Köln zu bewahren. 80.000 Objekte trug er zeit seines Lebens aus „großer Liebe zu Mutter Colonia“ zusammen. Seine Sammelleidenschaft bilde das Fundament der Museums- und Kulturlandschaft Köln, so Reker.  Deshalb sei er für die Stadt „ein Glücksfall“. Er habe den Sprung der Stadt in die Moderne kuratiert.

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Joybrato Mukherjee, Rektor der Universität zu Köln, erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass Wallrafs Name in der Stadt zwar immer präsent sei, gleichzeitig vielen Kölner und Besuchern gar nicht so richtig klar sei, wer dieser Mann denn genau war. Dazu passte eine Aussage der Geschichtsprofessorin Gudrun Gersmann, die der souveräne Moderator des Abends, Ralph Erdenberger, zitierte: „Wallraf ist überall und nirgendwo. Er hat etwas Geisterhaftes.“ Mukherjee erinnerte daran, dass es die Aufgabe aller Kölner sei, konsequent weiterzuentwickeln, was Wallraf begonnen habe.

Ein Opportunist und Lokalpatriot

Über den Influencer Kölns, wie Doktorand Sebastian Schlinkheider ihn nannte, sprachen auch der Kölner Unternehmer Peter Jungen und die Prorektorin für Lehre und Studium an der Universität zu Köln, Beatrix Busse. Jungen hat nicht nur maßgeblich dazu beigetragen, Wallrafs 14.000 Bände umfassende Büchersammlung, die in der Universitäts- und Stadtbibliothek steht, zu restaurieren. Er hat sich zudem für das Projekt „Wallraf200“ starkgemacht. Wallraf sei ein unglaublich vielseitiger Mensch gewesen, so Jungen, der immer daran interessiert gewesen sei, Dinge zu bewegen: „Er hat gezeigt, dass man auch in festgefahrenen Strukturen handeln kann.“ Er sei in gewisser Weise auch ein Opportunist gewesen, der sich mit den Mächtigen arrangierte.

Und wie viel der Gelehrte und Sammler für Köln, „den Fixstern an seinem Himmel“ erreichte, bewies der frühere Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp, in einem sehr launigen Vortrag über die wechselvolle Geschichte des Mannes und seines Nachlasses, den er in einem Testament 1818 der Stadt überließ. War Wallraf denn nun Opportunist oder doch Lokalpatriot? Kramp gab darauf im Namen Wallrafs eine typische kölsche Antwort: „Was heißt denn hier oder?“ 

Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museums, sagte auf die Frage, wie Wallraf wohl reagieren würde, wenn er heute nach Köln käme: „Er wäre vielleicht erstmal enttäuscht, weil nicht mehr alles zusammen ist, was er gesammelt hat.“ Aber in einem zweiten Schritt wäre er laut Dekiert sicher glücklich zu erkennen, dass seine gesammelten Objekte angeschaut und geschätzt werden. Und Gudrun Gersmann ergänzte, er wäre sicher auch glücklich über das Fortbestehen der Universität, für die er sich ja immer einsetze, und über die Digitalisierung, die seine Sammlung vielen Menschen zugänglich macht. 


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