ARD-Film „Ich gehöre ihm“Wie Loverboys Mädchen in die Abhängigkeit treiben

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Ein Filmausschnitt: Caro muss anschaffen gehen

Köln – Ein junges Mädchen, gerade einmal 15 Jahre alt, verliebt sich zum ersten Mal. Ein aufmerksamer Junge, der ihr viele Komplimente und Geschenke macht. Sie fühlt sich gut, alles scheint perfekt – doch dieser Schein trügt.

Nachdem die beiden das erste Mal miteinander geschlafen haben, stehen plötzlich seine Freunde im Zimmer, vergewaltigen das Mädchen und machen ein Video davon – das perfekte Druckmittel.

Es folgen weitere Vergewaltigungen, Drogen und endet oftmals in der Prostitution. Es ist das Phänomen der „Loverboys“. Eine Methode, bei der junge Männer minderjährige Mädchen in eine emotionale Abhängigkeit treiben, ihnen Liebe vorgaukeln und es so irgendwann schaffen, dass diese für ihn anschaffen gehen.

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Und genau diese Masche, die es bereits seit einigen Jahren gibt und mittlerweile ihren Weg von Belgien und den Niederlanden auch nach Deutschland geschafft hat, thematisiert das Drama „Ich gehöre ihm“, das am Mittwochabend um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird.

„Man musste erstmal in die Brutalität der Geschichte reinkommen“

„Ich hatte den Begriff »Loverboy« zwar vorher schon mal gehört, aber was genau dahinter steckt, war mir nicht so präsent. Darum war es ziemlich schockierend, als wir zum ersten Mal das Drehbuch gelesen haben“, sagt Hauptdarstellerin Anna Bachmann, die in ihrer Rolle als Caro dem 19-jährigen Cem, gespielt von Samy Abdel Fattah, verfällt.

„Man musste erstmal in die Rolle, die ganzen Geschehnisse und die Brutalität der Geschichte reinkommen. Wobei ich glaube, dass es Anna deutlich schwerer hatte, weil die Opferrolle echt mies ist. Mir hat es eher Spaß gemacht, den Aggressiven zu spielen“, fügt Fattah hinzu.

Als Vorbereitung auf die Dreharbeiten in Köln – unter anderem auf dem Gelände des Schiller-Gymnasiums und des Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums in Sülz – hatten die beiden Schauspieler die Möglichkeit, mit einem echten Opfer sowie Expertin Bärbel Kannemann, die sich mit ihrer Initiative „No Loverboys“ für betroffene Mädchen einsetzt, zu sprechen.

Jogginghosen statt Dessous

„Das war sehr wichtig für meine Rolle, weil ich dadurch diese totale Abhängigkeit besser nachempfinden konnte. Man rutscht da durch viele kleine Entscheidungen rein und entschließt sich immer wieder neu, auf den Jungen zu hören“, sagt Bachmann.

Sogar bei den Kostümproben waren das betroffene Mädchen und Kannemann vor Ort – denn vor allem auf kleine Details kam es an. „In ihrer Freizeit haben die Mädchen meistens keine Lust mehr auf Dessous und tragen Jogginganzüge, weil sie sich darin wohler fühlen“, sagt Bachmann.

Es ist definitiv eine extrem fordernde Rolle, mit der die 19-jährige Düsseldorferin, die mittlerweile in Köln lebt und ab Oktober Sozialwissenschaften an der Uni Köln studiert, ihr Spielfilm-Debüt feiert – „Es war ein großes Vertrauen, dass das Team mir geschenkt hat, weil ich vorher keine Dreherfahrung hatte“.

„Krank, abscheulich und irgendwie faszinierend“

Im Gegensatz zu Samy Abdel Fattah: Der ebenfalls 19-Jährige stand in diesem Jahr bereits im Kölner Tatort „Wacht am Rhein“ vor der Kamera und ist regelmäßig in der RTL-Serie „Der Lehrer“ zu sehen. Zwar lebt er in Berlin, doch „durch die vielen Dreharbeiten in Köln, bin ich fast schon ein halber Kölner“.

Die Rolle des aggressiven Loverboys Cem sei für ihn dennoch etwas Besonderes: „Egal, was er für ein Arschloch ist, die Mädchen kommen immer wieder zu ihm zurück und machen das, was er von ihnen möchte. Selbst, wenn er sie mal schlägt. Es ist so krank, dass es auf der einen Seite abscheulich, aber auf der anderen Seite auch schon wieder faszinierend ist.“ Im echten Leben sieht das allerdings anders aus: Durch „Ich gehöre ihm“ sind die beiden gute Freunde geworden.

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