Wolfgang-Hahn-Preis für Anna BoghiguianEin Name, an den man sich gewöhnen sollte

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Anna Boghiguian sitzt mit einem Stock vor einem ihrer Were.

Anna Boghiguian, die Wolfgang-Hahn-Preisträgerin des Jahres 2024.

Die ägyptisch-kanadische Künstlerin Anna Boghiguian erhält den mit 100.000 Euro dotierten Kölner Wolfgang-Hahn-Preis.  

„Wir haben uns noch etwas weiter vorgewagt als sonst“, sagt Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Kölner Gesellschaft für moderne Kunst, über die neue Trägerin des Wolfgang-Hahn-Preises. Anna Boghiguian sei ein Name, an den man sich erst gewöhnen müsse, und die Wahl, wie so manche andere zuvor, innerhalb der Gesellschaft nicht ganz unumstritten. Dabei brachte die 1946 in Kairo geborene ägyptisch-kanadische Künstlerin vor acht Jahren immerhin einen Goldenen Löwen aus Venedig heim und gastierte 2012 auf der von Carolyn Christov-Bakargiev kuratierten Documenta; von Christov-Bakargiev stammt nun auch Boghiguians Nominierung für den mit 100.000 Euro dotierten Ankaufspreis.

Anna Boghiguian sammelt Eindrücke und Materialien für ihre Werke gerne unterwegs

Jedes Jahr schüttet die Gesellschaft für moderne Kunst ihr Füllhorn aus, um eine Lücke in der Sammlung des Kölner Museum Ludwig zu schließen – dass dabei eher junge Künstler oder etablierte „Außenseiter“ zum Zuge kommen, versteht sich bei der gut bestückten Ludwig-Sammlung beinahe von selbst. Mit Anna Boghiguian kommt nun eine Reisekünstlerin nach Köln, die Eindrücke und Materialien für ihre Werke, vor allem skizzenhafte Zeichnungen, Collagen oder Papierfiguren, gerne unterwegs sammelt und bei manchen Menschen deswegen den trügerischen Eindruck hinterlässt, sie hätten es mit einer ihr Hab und Gut mit sich herumtragenden Bag-Lady zu tun.

Im November reist Boghiguian, die 2021 ihre erste deutsche Soloausstellung in Siegen hatte, nach Köln, um, so hofft Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior, ein neues, auf den Ort und dessen Geschichte bezogenes Werk zu schaffen. Das würde zu Boghiguians Arbeitsweise passen. Sie führt ein permanentes Reisetagebuch, das bei Bedarf auch bühnenhafte Ausmaße annehmen kann und in dem sie lokalhistorische Motive mit gegenwärtigen Themen vermischt. Beckmann lobt bei Boghiguian vor allem die Lebendigkeit ihrer figürlichen Darstellungen, die einer aktuellen Interpretation des Expressionismus nicht unähnlich seien. Preisverleihung und Präsentation des angekauften Werks lassen noch etwas auf sich warten. Beides findet im November 2024 statt.

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