Wacklig vor dem MikrofonständerMacy Gray in Köln – der tiefe Fall eines Superstars

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Macy Gray im Club Volta in Mülheim

  • Stimmwunder Macy Gray,die Königin des R&B? Das war einmal – soweit die traurige Bilanz des Konzerts im Mülheimer Club Volta.
  • Auch ihrem Ruf als Diva wurde die sichtlich vom Drogen- und Alkoholmissbrauch gezeichnete Frau bei ihrem Auftritt mehr als gerecht.
  • Unsere Kritik.

Köln – Der Kölner Club Volta hätte am Dienstagabend auch Drehort eines neuen Biopics über den tiefen Fall eines weiteren Superstars sein können.

In diesem Fall: Macy Gray. Einstige Queen des Contemporary R&B, Grammy-Gewinnerin und begehrt für Kollaborationen von Größen des amerikanischen Musikbusiness wie Justin Timberlake, Erykah Badu oder Will.I.Am von den Black Eyed Peas.

Schon der Beginn ihrer Karriere las sich wie ein Hollywood-Drehbuch: Freunde fragten sie, ob sie für ein paar Gigs als Sängerin einspringen wolle. Obwohl Gray, geborene Natalie McIntyre, eigentlich Drehbuchautorin werden wollte, war sie dabei. Mit ihrer außergewöhnlichen Stimme löste sie nicht nur einen regelrechten Hype um sich selbst aus, sondern wurde prompt von dem Majorlabel Atlantic Records entdeckt.

Ihren Durchbruch feierte sie 1999 mit ihrem Debütalbum „On How Life Is“.  Neben ihren musikalischen Erfolgen hat sie dazu immer wieder in Hollywood-Produktionen mitgewirkt, darunter etwa neben Denzel Washington und Ethan Hawke im Thriller „Training Day“, im Blockbuster „Spiderman“ oder im Musical-Film „Idlewild“. Eine Erfolgsstory ganz im Zeichen des „American Dream“ eben.

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Doch wie so oft, ist es das Leben, das am Ende die tragischsten Drehbücher schreibt. Glanz und Glamour haben sich gewandelt in Drogen und Alkohol. Vom Carlswerk Victoria musste das Kölner Konzert schon vorab in den benachbarten kleinen Club Volta verlegt werden – wegen mangelnder Ticketverkäufe. Doch selbst der kleinere Club bleibt nur lückenhaft gefüllt. Im Laufe des Konzerts leert er sich immer weiter. Kein Wunder. Eigentlich hatte der Abend ganz gut angefangen mit einem halbstündigen Set des Singer-Songwriters Alex Auer.

Trotz der stehenden Luft bleiben viele Besucher lieber im Konzertraum, um ihm zu lauschen, anstatt im Biergarten Abkühlung zu suchen. Doch obwohl es nicht einmal einen richtigen Backstage gibt, scheint Macy Gray ihrem Ruf als Diva unbedingt gerecht werden zu wollen und lässt das Publikum eine ganze Stunde auf sich warten. Von Minute zu Minute wird die Luft dicker, bis sie sich dann doch endlich zeigt.

Mit unsicheren Schritten und fahrigen Bewegungen bahnt sie sich den Weg zur Bühne, um sich dort wackelig vor ihrem Mikrofonständer zu postieren. Grau und kaputt sieht sie aus in ihrem altmodischen langen Kleid und den weißen Seidenhandschuhen. Mit Leichtigkeit wird sie von ihrer Band überschattet. Nicht zuletzt ihr Schlagzeuger wird mit einer Solo-Einlage zum Held des Abends, als Gray sich allen Ernstes mitten im Set eine etwa zehnminütige Pause gönnt, um ihr Outfit zu wechseln.

Die Essenz des Abends fasst sie selbst schließlich am besten zusammen, als sie ansetzt zu singen „Just the spirit of a …“, fragenden Blickes dreht sie sich da mitten im Satz zu ihrer Band um: „Is it Monday or Tuesday?“ („Ist es Montag oder Dienstag?“). „Tuesday!“ lautet die einigermaßen resignierte Antwort ihrer Mitmusiker.

Macy Gray dreht sich wieder ihrem Mikrofon zu und singt: „Just the spirit of a Tuesday night.“ 

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