Erster Schultag nach den FerienLehrkräfte und Schüler erzählen, was sie sich für das neue Schuljahr wünschen

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Mona Görtz steht in ihrem Kinderzimmer. Sie guckt in die Kamera.

Mona Görtz, 12 Jahre, kommt in die siebte Klasse.

Am Montag geht in NRW der Unterricht wieder los. Politisch gibt es viel zu meckern, aber sieben Menschen sagen uns, warum sie sich auf die Schule freuen.

Und so schnell sind die sechs Wochen schon wieder vorbei. Sechs Wochen, drei voller Sonne und knapp drei Wochen verregnet, in denen die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen hoffentlich viele schöne Erinnerungen sammeln konnten. Jetzt können sich alle ihre Erlebnisse erzählen: Am Montag geht in Nordrhein-Westfalen wieder die Schule los. 

„Ich wünsche allen Schülerinnen und Schülern und allen Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern und allen, die in unseren Schulen arbeiten, einen guten Schulstart“, sagt die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller (CDU) gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie verspricht Grundschulen in diesem Schuljahr Entlastung. Zum Beispiel sollen 400 Alltagshelfer die Lehrkräften organisatorisch unterstützen. „Um die Lehrerinnen und Lehrer zukünftig bei umfangreichen Konzeptarbeiten zu entlasten, werden in diesem Schuljahr praxistaugliche Arbeitspläne für die Grundschulen entwickelt“, so Feller. 

Doch wie blicken diejenigen, die nun ins Klassenzimmer zurückkehren oder es zum ersten Mal betreten dürfen, Lehrerinnen, Erstklässler, Teenager und Schulleiterinnen, auf das neue Schuljahr? Ein paar von ihnen haben es uns erzählt.

David Steimel (35), Lehrer für Mathe, Geschichte und Sport am Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim

David Steimel (35), ist Lehrer für Mathe, Geschichte und Sport am Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim.

Mathe-Lehrer David Steimel sieht nach den langen Ferien, wie zweckfreie Zeit den Schülerinnen und Schülern guttut.

Ich freue mich jedes Jahr nach sechs Wochen Sommerferien wieder auf die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Dabei geht es mir nicht nur um das gemeinsame Lernen, sondern auch darum, an ihren Sorgen und Fragen Anteil zu nehmen. Ich bin nach den Ferien immer wieder überrascht, wie gut allen diese sechs Wochen ohne Notendruck, Klassenarbeiten und Anforderungen tut. Wie wertvoll diese Zeit ist, die sie mit Freunden und Familie verbringen können und in der sie viel Raum für sich haben. Die manchmal geäußerte Kritik daran, dass das zu lang sein könnte, kann ich nicht nachvollziehen. Kinder und Jugendliche brauchen diese zweckfreie Zeit, in der sie oft erstaunlich wachsen. Und zwar nicht nur in die Höhe, sondern vor allem auch emotional. Manchmal ist so ein Achtklässler vor den Ferien noch mitten in einer schwierigen Phase der Pubertät und kann sich ganz schlecht konzentrieren; nach den Ferien ist er dann wie ausgewechselt.

In der Woche vor dem Schulstart gab schon zahlreiche Konferenzen des Lehrerkollegs. Da merke ich dann wieder diese Enge durch die vielen strukturellen Herausforderungen und Anforderungen, mit denen Schule konfrontiert ist. Darauf freue ich mich nicht und habe auch viele Fragen an das System. Aber Gott sei Dank gibt es ja die Kinder!

Johann Schlicht (6), Erstklässler

Johann Schlicht (6) guckt in die Kamera. Er trägt seine Schultasche auf dem Rücken.

Johann Schlicht (6) wird am Montag eingeschult.

Ich finde toll, dass ich jetzt ein Schulkind bin. Meine Klasse ist die Hundeklasse und meine Lehrerin heißt Frau Zumbült. Die hat mir auch schon einen Brief geschrieben. Darauf waren auch Hundepfoten. Ich durfte in den Ferien jeden Tag eine ausmalen, bis zum ersten Schultag. Ich freue mich darauf, rechnen, lesen und schreiben zu lernen. Die Buchstaben von meinem Namen kenne ich schon.

Dass ich in der Schule dann lange auf dem Stuhl sitzen muss, kann ich mir aber noch nicht wirklich vorstellen. Besonders freue ich mich auf den Sportunterricht in der großen Sporthalle in meiner Schule. Sowas gibt es ja in der Kita nicht. Und am allermeisten auf das Fußballspielen auf dem Schulhof. Da gibt es so einen Fußballkäfig mit Eisengittern rundrum, damit der Ball nicht in die Scheiben fliegt. Meine Schule ist nicht weit weg von uns. Die ersten Tage gehen Mama oder Papa den Weg mit mir. Aber dann darf ich mit dem Roller ganz alleine zur Schule fahren. 

Lena Porten (26), Sonderpädagogin an einer Förderschule in Düsseldorf

Die Sonderpädagogin Lena Porten bekommt zum Schuljahresbeginn ihre erste eigene Klasse.

Die Sonderpädagogin Lena Porten bekommt zum Schuljahresbeginn ihre erste eigene Klasse.

Ich freue mich auf den Schulstart, weil ich meine erste eigene Klasse bekomme. Ich bin Sonderpädagogin, habe viele Jahre studiert und dann noch das Referendariat absolviert. Meine Prüfungen liegen endlich alle hinter mir, jetzt habe ich viel weniger Sorgen. Die Praxis macht mir einfach mehr Spaß als die Theorie.

Der erste Tag des neuen Schuljahres liegt eigentlich schon hinter mir. Ich war in den Ferien mit meiner Co-Klassenleiterin Möbel für den Klassenraum kaufen: Stühle für die Leseecke zum Beispiel. Und es gab bereits Konferenzen zur Organisation des Schulbetriebs.

Es fehlen nur noch die Schüler meiner fünften Klasse. Einige kenne ich bereits, dazu sind auch neue Schüler in meine Klasse eingeteilt. Da weiß ich nie, was auf mich zukommt. Das Schöne an Sonderpädagogik ist aber, dass man viel näher an den Schülern dran ist und die Aufgaben vielfältiger sind. Mein Job ist mehr als das Unterrichten.

Tom Jacke (6), Erstklässler

Tom Jacke (6) lächelt in die Kamera.

Tom Jacke (6) will in der Schule auch neue Freunde finden.

Am meisten freue ich mich auf die neuen Kinder. Da finde ich neue Freunde - das macht mir Spaß! Ich freue mich auch darauf, dass ich dann bald viel mehr Sachen weiß und dass ich mit meinem Freund Nicolas zusammen in einer Klasse bin!

Barbara Dortmann, Schulleiterin Gemeinschaftsgrundschule Hand in Bergisch Gladbach

Barbara Dortmann, Schulleiterin Gemeinschaftsgrundschule Hand in Bergisch Gladbach

Schulleiterin Barbara Dortmann hat Spaß daran, dass Grundschüler die Schule "noch nicht so doof finden wie Schülerinnen und Schüler in der Pubertät" und schätzt das offene Klima im Kollegium.

Nach so langen Ferien freut man sich total, wenn alle Kollegen gut erholt wieder zusammenkommen. Und man freut sich auf die ersten Kinder, die kommen, auf die Fröhlichkeit und das Gewusel. Grundschüler finden die Schule ja noch nicht so doof wie Schülerinnen und Schüler in der Pubertät, sie freuen sich, ihre Freunde wiederzutreffen. Am Montag sehe ich meine Klasse wieder, dann, am Dienstag, begrüße ich die Erstklässler bei der Einschulungsfeier. Jetzt nach Corona kommen sie wieder mit ihren Großeltern, den Paten und Freunden - wir machen ein richtiges kleines Fest daraus.

Ich wünsche mir für das neue Schuljahr sehr, dass wir so ein tolles Kollegium bleiben. Die Stimmung untereinander ist gut, man kann sich austauschen, man kann aber auch unterschiedlicher Meinung sein und niemand ist verprellt. Ich mag dieses offene, ehrliche und konstruktive Klima total gerne. Für die Kinder wünsche ich mir so sehr, dass sie sich bei uns weiterhin wohlfühlen und die neuen Kinder sich schnell in unsere Gemeinschaft einfügen. 

Mona Görtz (12), Schülerin am Albertus-Magnus-Gymnasium in Neuehrenfeld

Mona (Görtz), 12 Jahre, Albertus-Magnus-Gymnasium, Neuehrenfeld

"Physik macht mir Spaß", sagt die zwölfjährige Mona Görtz, bedauert aber, dass sie erstmal keinen Kunstunterricht mehr hat.

Ich komme jetzt in die siebte Klasse und freue mich auf die Schule, weil ich alle meine Freunde wiedersehe, von denen ich manche in den Ferien nicht treffen konnte. Ich bekomme einige neue Fächer wie Physik und Französisch. Französisch ist eine sehr schöne Sprache, aber bestimmt schwerer als Englisch. Finde ich aber trotzdem gut. Und Physik hatte ich schon in der fünf, das macht mir Spaß. Das Doofe ist, dass dafür andere Fächer erstmal wegfallen, zum Beispiel Kunst und Informatik, die ich sehr gern gemacht habe.

Wir kriegen einen neuen Klassenraum, weil Fünftklässler unseren bisherigen Raum bekommen. Der neue Klassenraum ist im Altbau. Da streichen wir erstmal die Wände, um ihn schönzumachen.

An unserer Schule gibt es auch eine spezielle Theater-Medien-Klasse. Da macht man zum Beispiel Theaterübungen, und am Ende des Jahres führt man ein Stück auf. Wegen Corona konnte da zuletzt nicht jeder mitmachen, der wollte. Ich auch nicht. Jetzt aber kann ich dabei sein.

Klaus Kombrink-Detemble, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Kreuzgasse in Köln

Klaus Kombrink-Detemble, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Kreuzgasse in Köln ist im Porträt zu sehen.

"Ich mag es, wenn der Trubel wieder losgeht, überall etwas los ist und der ganze Laden brummt", sagt Schulleiter Klaus Kombrink-Detemble.

Ich freue mich sehr darauf, dass es am Montag wieder richtig voll wird. Diesen Neustart ins Schuljahr finde ich total schön: Ich mag es, wenn der Trubel wieder losgeht, überall etwas los ist und der ganze Laden brummt. Das kennt, glaube ich, jeder noch aus der eigenen Schulzeit.

Bei uns ist natürlich auch in diesem Schuljahr der Umbau ein sehr großes Thema; es herrscht unfassbarer Sanierungsbedarf. Der ist ja offensichtlich. Es hat aber dazu geführt, dass wir in der öffentlichen Wahrnehmung oft darauf reduziert wurden. Dabei sind wir viel mehr als das; wir sind eine richtig gute Schule, zudem bieten wir als einzige Schule in Köln das bilinguale AbiBac an. 

Ich wünsche den Schülerinnen und Schüler, dass sie in diesem Jahr viel Gemeinschaft erleben. Das finde ich nach der Corona-Zeit besonders wichtig: Es muss Normalität in ihren Lebensablauf kommen, sie können jetzt wieder ganz bewusst die Gemeinschaft Schule, die Gemeinschaft mit den anderen wahrnehmen. Es ist auch mein erster Schuljahresbeginn als Schulleiter dieser Schule. Deshalb will ich am Montag sehr präsent sein, durch die Klassen gehen, hallo sagen und möglichst viel mitbekommen von den Jugendlichen und den Kids.

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