Fakten zum Tag des KussesWarum ein morgendlicher Kuss Ihr Leben verlängern kann

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Am 6. Juli ist der Tag des Kusses.

Berlin – Heute schon geküsst? Ob freundschaftlich oder erotisch, ob politischer Bruder- oder verräterischer Judaskuss - der Kuss ist eine uralte Geste mit vielerlei Bedeutung. Was Sie zum Tag des Kusses (6.7.) rund ums Küssen wissen sollten:

Wieso küssen wir uns eigentlich?

Geht der Kuss auf die Brutpflege und das Mund-zu-Mund-Füttern unserer evolutionären Ahnen zurück? Verhaltensforscher wie der 2018 gestorbene Irenäus Eibl-Eibesfeldt behaupten das. Die bei einigen Völkern noch heute praktizierte „Kuss-Fütterung“ hat der Österreicher auf seinen Reisen ausführlich dokumentiert.

Die Mutter kaut die Nahrung vor und verabreicht sie dem Kind mit dem Mund – so ist es auch bei vielen Tierarten üblich, etwa bei Vögeln. Andere Forscher halten es für möglich, dass das Küssen mit dem Saugen des Säuglings an der Mutterbrust zusammenhängt oder gehen von einem rein sexuellen Hintergrund des Kusses aus - als Ersatz für das tierische Schnüffeln im Anal- und Genitalbereich.

Was passiert beim Küssen in unserem Körper?

In einem Punkt ist sich die Wissenschaft jedoch einig: Der Kuss ist wie eine Energiespritze, die das Immunsystem stärkt und Stress abbaut. Das Herz schlägt schneller, der Stoffwechsel kommt in Schwung, der Körper schüttet Hormone aus - zum Beispiel das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin mit seiner beruhigenden und befriedigenden Wirkung.

Küssen stärkt das Bindungsgefühl - zwischen Mutter und Kind ebenso wie unter Partnern. Wer gerne küsst, könnte für Bluthochdruck und Depressionen weniger anfällig sein, heißt es.

Laut der Anthropologin Helen Fisher der Rutgers Universität in New Jersey verrät ein Kuss übrigens auch, ob der Geküsste ein (biologisch) geeigneter Partner ist. Die im Speichel enthaltenen Botenstoffe geben einem unterbewusst Information über den Charakter des Anderen. Fisher erklärt: „Diese hormonellen Charakteristika haben Einfluss auf die Partnerwahl und auch auf das Verhalten in der Partnerschaft.“

Wer küsst am meisten?

Den Weltrekord im Massenküssen kann derzeit Brasilien für sich verbuchen: Laut Guinness-Buch knutschten 13.577 Paare 2014 im Zentrum von São Paulo. Schon 1941 hatten sich dem Guinness-Buch zufolge Jane Wyman und Regis Toomey in dem Film „Schrecken der zweiten Kompanie“ („You're in the Army now“) mit drei Minuten und fünf Sekunden den bis heute gültigen Weltrekord auf einer kommerziellen Leinwand gesichert.

Doch auch atemlos und unter Wasser hat das Küssen wohl seinen Reiz: Mit drei Minuten und 24 Sekunden verewigten sich Elisa Lazzarini und Michele Fucarino aus Italien 2010 im Guinness-Buch.

Küssen sich Tiere auch?

Sie tun es zwar selten, aber sie tun es: Auch Affen küssen sich, zum Beispiel Schimpansen. Allerdings nicht in der Absicht, sich zu paaren, sondern zum Abbau von Stress oder auch als Form des Spiels.

Auch andere Tiere haben gelernt, dass körperliche Nähe positive Gefühle erzeugen kann: So gehört das „Schnäbeln“ zum Paarungsverhalten mancher Vogelarten - vor allem wenn der Schnabel lang ist, wie zum Beispiel bei Reihern oder Störchen.

Küssen wir überall auf der Welt gleich?

Nicht überall wird munter drauflos geknutscht. Eine Studie des Kinsey Instituts in Bloomington (US-Bundesstaat Indiana) zum Beispiel kommt zu dem Ergebnis, dass nicht einmal die Hälfte aller Völker das Küssen mit den Lippen überhaupt praktiziert. Weit verbreitet sei der mit Liebe oder Sexualität verbundene Kuss auf den Mund vor allem in Asien, Europa, im Nahen Osten und in Nordamerika, fand der Anthropologe Justin Garcia heraus.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei afrikanischen Völkern südlich der Sahara, auf Neuguinea oder in Zentralamerika spiele der romantische Kuss eher keine Rolle. Und dass Eskimos zur Begrüßung lieber die Nasen aneinander reiben, hat wohl klimatische Gründe: In der Kälte könnten sonst die Lippen gefrieren.

Wie wichtig ist das Küssen in einer Partnerschaft?

Darüber lässt sich wohl streiten und entscheidet jeder individuell. Eine Studie der Universität Albany hat folgendes herausgefunden: Von rund 1000 befragten Studenten gaben 59 Prozent der Männer und 66 Prozent der Frauen an, dass sie eine Beziehung schon einmal beendet haben, weil der Partner ein schlechter Küsser war.

Laut „Welt“ sollten Männer ihre Frauen außerdem vor der Arbeit unbedingt küssen. Eine deutsche Studie aus den 80er Jahren kam zu dem Ergebnis, dass Männer, die ihre Frauen küssen bevor sie zur Arbeit gehen, mehr verdienen (20 bis 30 Prozent) und im Durchschnitt fünf Jahre länger leben. Dabei geht es jedoch weniger um den Kuss an sich, sondern um die positive Haltung, mit der man den Tag beginnt. Schade eigentlich. (dhu mit dpa)

KStA abonnieren