Neue StudieSo viele Menschen in NRW leiden unter Verkehrslärm

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Köln: Straßenbahnen und Autos sind auf dem Ehrenfeldgürtel unterwegs.

Dauerhafter Lärm kann krank machen.

Dauerhafter Lärm ist nicht nur belastend, sondern kann auch krank machen. In Köln, Bonn und Düsseldorf sind besonders viele Menschen betroffen.

Hupende Autos, ratternde Züge, dröhnende Flugzeuge: Dauerhafter Verkehrslärm ist nicht nur eine Belastung für Körper und Psyche, sondern kann sogar krank machen – und im schlimmsten Fall zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.

Jeder vierte Mensch wird durch Straßenverkehrslärm belastet

In Deutschland lebt mittlerweile jeder vierte Mensch in einer Region, in der die Belastung durch Verkehrslärm zu hoch ist, zeigen Zahlen des Umweltbundesamts (UBA). Besonders hoch ist die Belastung neben den drei Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen.

Demnach sind in Nordrhein-Westfalen mehr als vier Millionen Menschen dauerhaftem Straßenverkehrslärm von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt. Das sind etwa 23 Prozent der Bevölkerung, also knapp jeder Vierte.

Das Umweltbundesamt schreibt dazu: "Lärm löst abhängig von der Tageszeit unterschiedliche Reaktionen aus. Im Allgemeinen sind bei Mittelungspegeln innerhalb von Wohnungen, die nachts unter 25 Dezibel und tags unter 35 Dezibel liegen, keine nennenswerten Beeinträchtigungen zu erwarten." Bei Werten, die tagsüber einen Mittelungspegel von 55 Dezibel übersteigen , sei "zunehmend mit Beeinträchtigungen des psychischen und sozialen Wohlbefindens zu rechnen. Um die Gesundheit zu schützen, sollte ein Mittelungspegel von 65 Dezibel am Tage und 55 Dezibel in der Nacht nicht überschritten werden."

Fast 1,3 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen – etwa 7,1 Prozent der Bevölkerung – sind entlang von Hauptverkehrsstraßen oder in Ballungsräumen einem durchschnittlichen Lärmpegel von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt. Knapp 472.000 Menschen in NRW (etwa 2,6 Prozent) leben dauerhaft mit einem Lärmpegel von mehr als 70 Dezibel. 

„Lärm ist nach wie vor ein viel zu stark unterschätztes Gesundheitsrisiko in Deutschland“, sagt Dirk Messner, Präsident des UBA. „Viele Menschen sind hohen Lärmbelastungen ausgesetzt, die ihre Gesundheit beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern.“

Lärmbelastung in Köln, Bonn und Düsseldorf besonders hoch

Ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so drastisches Bild zeigt sich mit Blick auf die Belastung durch nächtlichen Lärm: Hier sind nach Angaben des UBA in Nordrhein-Westfalen etwa 15,5 Prozent der Bevölkerung – also etwa jeder Sechste – einem Lärmpegel von mehr als 50 Dezibel ausgesetzt.

Auch hier belegt NRW nach den drei Stadtstaaten den vierten Platz im bundesweiten Vergleich. Die Lärmbelastung ist in Nordrhein-Westfalen jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern besonders hoch in Ballungsräumen: Auf einer nach EU-Richtlinien erstellte Lärmkarte für ganz Deutschland stechen in NRW das Ruhrgebiet sowie die Städte entlang der Rheinachse (Bonn, Köln, Düsseldorf) besonders hervor.

Dauerhafter Lärm kann Risiko für Depressionen erhöhen

Die Daten zeigen: In Köln sind mehr als 126.000 Menschen einer täglichen Lärmbelastung von mehr als 65 Dezibel durch Verkehrslärm ausgesetzt – also etwa 11,6 Prozent der Stadtbevölkerung.

Was dauerhafter Lärm auslösen kann, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2023, die im Auftrag des Umweltbundesamts erstellt wurde: Demnach kann ein kontinuierlich erhöhter Geräuschpegel, beispielsweise durch Straßenverkehrslärm, nicht nur zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, sondern auch das Risiko für Depressionen sowie Angtstörungen erhöhen.

UBA-Präsident Messner sagt dazu: „Es besteht ein erheblicher Handlungsbedarf auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene, um das Erkrankungsrisiko der Bevölkerung durch Lärm deutlich zu verringern. Wir müssen unsere Städte ruhiger machen.“

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir die Dezibelwerte, in denen der sogenannte Dauerschallpegel angegeben ist, mit Lautstärkewerten gleichgesetzt. Ein solcher Vergleich ist schallphysikalisch nicht richtig. Wir haben die entsprechenden Stellen korrigiert.

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