„Die Leute können nicht mehr“Schweinheimer Bürger mahnt bei Hochwasserschutz zur Eile

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Schweinheim wurde von der Flut schwer getroffen. Ein Fachbüro hat nun Mängel benannt, die beseitigt werden müssen, um das Dorf besser vor den Folgen von Starkregen zu schützen.  

Euskirchen – Einen eindringlichen Appell hat der Schweinheimer Stephan Brock am Mittwoch an Politik und Verwaltung der Stadt Euskirchen gerichtet. „Die Leute können nicht mehr“, sagte Brock, als es im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr um die Folgen der Flutkatastrophe in seinem Ort ging.

Das Hochwasser hatte in dem Dorf, in dem Steinbach und Sürstbach zusammenfließen, am 14. und 15. Juli 2021 riesige Schäden verursacht. Der kräftezehrende Wiederaufbau, auf den Brock sich bezog, ist auch nach fast einen Jahr längst nicht abgeschlossen. Der Landwirt sagte auch: „Es ist Eile geboten.“ Damit meinte er die von der Stadt angestrebten Maßnahmen, die zum einen der Vorsorge vor Starkregen dienen sollen, zum anderen der Verbesserung des Hochwasserschutzes.

Katalog mit 28 Maßnahmen

Mit einer entsprechenden Bedarfsplanung hatte sie das Bonner Ingenieurbüro Bach und Mergel beauftragt. Der Tiefbauausschuss befasste sich jetzt mit den Ergebnissen dieser Planung, die 28 Maßnahmen enthält. Die Empfehlungen in Sachen Hochwasserschutz müssen, wie Fachbereichsleiter Bernd Kuballa erklärte, in das interkommunale Konzept eingebunden werden, an dem mehrere Städte und Gemeinden unter Federführung des Erftverbandes arbeiten.

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Mit der Umsetzung der Vorschläge zur Starkregenvorsorge im Dorf will die Stadt möglichst rasch beginnen. Sie basieren auf einer Analyse, die das Bonner Büro erstellt hatte. Dabei wurde eine Reihe von Schwachpunkten identifiziert, die es nun zu beheben gilt.

Unkontrollierte Wasserströme

Die Ingenieure haben beispielsweise festgestellt, dass an vielen Stellen bei Starkregen das Wasser nicht gezielt geführt wird, sodass es unkontrolliert auf bebaute Grundstücke strömt. Auch fehlt es an Punkten, an denen Oberflächenwasser in die Bäche fließen kann.

Ein anderer Mangel: Straßengräben, die verfüllt oder zugewuchert sind oder an Wegekreuzungen unterbrochen werden. Derartige Missstände sollen mit dem Maßnahmenpaket beseitigt werden. Das Fachbüro rät etwa dazu, mehrere Straßen durch bauliche Veränderungen als Notwasserweg auszubilden. So soll es gelingen, Wasser auf Freiflächen zu leiten. Ebenfalls vorgesehen ist, zur Absicherung von Gebäuden Auffanggräben zu schaffen und zusätzliche Retentionsflächen anzulegen.

Dorfplatz wird tiefer gelegt

Die Kosten für diese und andere Schritte summieren sich nach einer Schätzung auf gut 2,7 Millionen Euro, wie es im Konzept von Bach und Mergel heißt. Allein für die Umgestaltung des Dorfplatzes, der tiefergelegt und überströmungssicher ausgebaut werden soll, sind rund 500 000 Euro veranschlagt.

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In den 2,7 Millionen Euro sind Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die hauptsächlich außerhalb der Ortschaft umgesetzt werden müssen, noch nicht enthalten. Kuballa kündigte in diesem Zusammenhang an, dass der Erftverband im Zuge der Hochwasserkooperation Swist – wie auch für die Kommunen anderer Flusseinzugsgebiete – zu „professionell organisierten Bürger-Workshops“ einladen werde, damit Erfahrungen und Vorschläge aus der Bevölkerung in die weiteren Planungen einfließen können.

„Was ist möglich?“

Aus Schweinheim – damit ist zu rechnen – werden die Fachleute detaillierte Vorschläge hören, und zwar von der Arbeitsgruppe (AG) Infrastruktur Schweinheim, die sich schon kurz nach der Katastrophe bildete. Sie befasst sich intensiv und in Kooperation mit Behörden, Erftverband und Grundeigentümern mit der Flut und den Folgen.

So entstand ein Konzept mit dem Titel „Hochwasserschutz für Schweinheim – Was ist möglich?“. Auszüge daraus stellte Stephan Brock im Tiefbauausschuss vor.

AG fordert Verbreiterung des Bachbetts

Die AG empfiehlt – um nur einige Beispiele zu nennen –, Retentionsflächen auszuweisen, dem Steinbach vor dem Dorf durch das Anlegen einer Aue mehr Ausuferungsfläche zu verschaffen und das Bachbett im Ort deutlich zu verbreitern. Die Anlieger seien bereit, die dafür notwendigen Flächen bereitzustellen, sagte Brock, den Stadtkämmerer Klaus Schmitz als „absoluten Kenner der Materie“ bezeichnete.

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Zur Planung des Bonner Büros sagte Schmitz, dass die Stadt nun viele Gespräche mit Grundeigentümern führen müsse. „Dann wird ermittelt, welche Maßnahmen wir in diesem Jahr angehen können.“ Schweinheim habe auf jeden Fall einen Anspruch darauf, im Stadtgebiet vorrangig behandelt zu werden.

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