Jahrmarkt anno dazumalHänneschen Theater begeistert in Osterferien in Kommern

Lesezeit 3 Minuten
Mech_Jahrmarkt_Anno_dazumal_5

Unsichtbar fürs Publikum, ist für die Puppenspieler des Kölner Hänneschen-Theaters während der Aufführungen harte Arbeit und hohe Konzentration angesagt.

Mechernich-Kommern – Bunte Hausfassaden, farbenfrohe Kleider und immer zu Scherzen aufgelegt: Das Leben von Hänneschen und Bärbelchen scheint keine Sorgen zu kennen. Auf dem Jahrmarkt anno dazumal im LVR-Freilichtmuseum in Kommern können sich Besucher seit Anfang vergangener Woche selbst einen Eindruck dieser lebensfrohen Bande verschaffen.

Zum ersten Mal sind die Puppenspieler des Kölner Hänneschen Theaters in Kommern zu Gast und haben sich für ihre zahlreichen Auftritte sogar ein völlig neues Stück einfallen lassen. So stammt der in der Geschichte vorkommende gefiederte Freund der Protagonisten selbstverständlich aus der Greifvogelstation in Hellenthal, wie Bärbelchen feststellt. Sogar Museumsleiter Dr. Josef Mangold hat zur Freude der Zuschauer eine kleine Nebenrolle.

Jahrmarkt in Kommern für Aussteller Stress

Was für die zu Tausenden über den Jahrmarkt schlendernden Besucher so sorglos und spielerisch erscheint, bedeutet für die Verantwortlichen hinter der Bühne jedoch häufig eine Menge Stress. Beinahe im Stundentakt präsentieren sie ihr gut 30-minütiges Bühnenstück.

Kaum haben sie die hölzernen Figuren verstaut, beginnt bereits der Kartenverkauf und die Werbung für den nächsten Auftritt. Das Kriechen auf Knien und Händen bleibt ihnen dabei dank des tieferliegenden Bereichs hinter der Bühne zwar erspart, dennoch stellt die ungewohnte Körperhaltung für Autor und Regisseur Jürgen Reinecke eine Herausforderung dar. „Eine halbe Stunde lang die Arme in die Luft zu halten und den Kopf in den Nacken zu legen, um die Figuren durch ihr Abenteuer zu führen, habe ich mir nicht so anstrengend vorgestellt.“

Reinecke, Andreas Blaschke vom Kölner Figurentheater und Uschi Hansmann, die schon vor 36 Jahren zum ersten Mal in die Rolle des Bärbelchen geschlüpft ist, agieren mit insgesamt zehn Holzpuppen, was enorme Konzentration erfordert. Unterschiedliche Interpretationen des Stücks gibt’s es für die Kindervorstellung und das Abendprogramm, erklärte Uschi Hansmann: „Glücklicherweise habe ich schnell festgestellt, dass ich Bärbelchen eigentlich gar nicht schauspielern muss, da sie meinem eigenen Wesen sehr nahekommt.“

Von diesen Herausforderungen und den schweißtreibenden Temperaturen hinter den Kulissen bekommen die Zuschauer vor der Bühne jedoch nichts mit. Freudestrahlend beobachten sie Hänneschen, Bärbelchen und ihre Freunde bei ihren Unternehmungen und nehmen auch die humorvollen regionalen Seitenhiebe lachend zur Kenntnis.

Kopflose Frau fasziniert Jahrmarktbesucher seit fast 90 Jahren

Alte Jahrmarktstraditionen zu erhalten, das ist beileibe nicht nur für die Mitglieder des Kölner Hänneschen-Theaters, sondern auch für zahlreiche andere Schausteller wie Dominick Schmitz auf dem Jahrmarkt anno dazumal eine Herzensangelegenheit. Schmitz: „Viele Attraktionen, die damals in jedem kleinen Zirkus an der Tagesordnung waren, sind heute fast völlig verloren gegangen.“

Die optische Illusion der kopflosen Dame „Paradox“ begeistert auch heute noch das Publikum.

Die optische Illusion der kopflosen Dame „Paradox“ begeistert auch heute noch das Publikum.

So biete er mit seiner Kuriositätenausstellung mittlerweile deutschlandweit die einzige Möglichkeit, einen kopflosen lebenden Menschen zu erblicken. „Die Darbietung hat ihren Ursprung in den frühen 1930er Jahren. Vor 16 Jahren habe ich die Show übernommen, um die Menschen mit der historischen Aufführung in Staunen zu versetzen.“

Wie seit der ersten Präsentation der kopflosen Frau vor fast 90 Jahren sorgt der Anblick der 24-jährigen Protagonistin auch heute für ungläubige Blicke im Publikum. Denn statt eines Kopfes scheinen lediglich Schläuche aus ihrem Hals zu ragen. Es gehört zur Jahrmarkts-Show, dass auch Dominick Schmitz seine Geheimnisse nicht verrät. So verabschiedet er die Besucher mit den Worten: „Die arme Dame kann sich glücklich schätzen, dass wir sie dank moderner medizinischer Möglichkeiten am Leben erhalten können. Dank ihrer Bühnenpartnerin, der Dame ohne Unterleib, ist sie dabei sogar in sehr guter Gesellschaft.“

Wer den 25. Jahrmarkt anno dazumal im Kommerner LVR-Freilichtmuseum erleben will, der hat noch bis zum kommenden Sonntag, 28. April, dazu Gelegenheit.

Mehr Infos finden Sie unter www.kommern.lvr.de.

KStA abonnieren