„Kuba“Vater und Tochter stellen in Nettersheim aus – und erzählen aus dem Nähkästchen

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Axel und Wibke Müller stehen im Kuba, hinter ihnen sind ein Bild und eine Plastik zu sehen.

In einer gemeinsamen Ausstellung von Vater und Tochter zeigen Wibke und Axel Müller plastische Arbeiten, Malerei und Grafik.

„Spuren von Jahreszeiten“ heißt die Ausstellung von Axel und Wibke Müller, die bis Pfingsten in Nettersheim zu sehen ist.

Eine interessante Konstellation hat der Kulturbahnhof in Nettersheim, kurz Kuba, für seine aktuelle Ausstellung ausgewählt. Mit Wibke und Axel Müller präsentieren Tochter und Vater ihre Werke im ehemaligen Bahnhofsgebäude. „Spuren von Jahreszeiten“ haben sie die Ausstellung genannt.

Ich war nie ihr Lehrer, und wir haben uns auch nie kritisiert.
Axel Müller bei der gemeinsamen Ausstellung mit seiner Tochter

Eine Konkurrenz stellen die beiden nicht füreinander dar. Das wurde in einem Künstlergespräch während der Ausstellungseröffnung deutlich. Denn während der Vater sich auf den plastischen Bereich konzentriert und eine Reihe von Skulpturen ausstellt, beschränkt die Tochter sich auf das, was im musealen Bereich gern flapsig als „Flachware“ apostrophiert wird, also Gemälde und Grafik. „Wir kommen uns nicht ins Gehege“, sagte Müller.

Schon früh kam Tochter Wibke im väterlichen Atelier mit Kunst und dem Schaffen von Kunst in Berührung. Doch Einfluss habe er nicht auf sie genommen, betonte Axel Müller, der Bildende Kunst an der Folkwang-Universität in Essen studiert und später den Brotberuf des Lehrers gewählt hat.

Ausstellung im Nettersheimer „Kuba“ zeigt eine interessante Konstellation

„Ich war nie ihr Lehrer, und wir haben uns auch nie kritisiert“, beschrieb er das Verhältnis. Er habe ihr auch nie „reinquatschen“ wollen. Und doch: „Die Inspiration ist groß“, sagte Wibke Müller. So sei es immer etwas Besonderes gewesen, einen Kunst schaffenden Vater zu haben, aber gleichermaßen auch normal.

Sie habe es jedoch gut gefunden, dass sie keinen Druck bekommen und nie das Gefühl gehabt habe, ihm mit ihren Arbeiten gefallen zu müssen. „Deshalb habe ich auch die Freude daran behalten und kann immer etwas Neues ausprobieren“, so die Tochter.

Sie tauschten sich regelmäßig über ihre Arbeiten aus, berichteten beide – zumeist per Internet: sie in Stuttgart, er im oberbergischen Wiehl.

Nach ihrem Studium habe sie allerdings dem zuerst eingeschlagenen Weg, wie der Vater den Lehrerberuf zu ergreifen, den Rücken gekehrt. Sie wolle nun doch lieber die Freie Kunst leben.

Farben und Emotionen sind Wibke Müller in ihrer Kunst wichtig

In ihren abstrakten Kompositionen stellt Wibke Müller Farbflächen und Linien gegeneinander, in denen auch immer wieder landschaftliche Bildelemente wie Wälder oder Bergrücken auftauchen. „Diese sollen aber nicht erkennbar sein, die Bilder sind auch nicht vor Ort entstanden, sondern im Atelier“, beschreibt sie ihr Vorgehen, in dem sie die Arbeitsweise der frühen Landschaftsmaler der Romantik aufgreift.

Farben und Emotionen seien ihr wichtig, betont sie. So zeigt sie auch eine Grafik, in der Radierung mit Aquatinta und Vernis Mou kombiniert ist.

Als würden sie ein Geheimnis bergen, machen die Plastiken von Axel Müller deutlich, dass in ihnen mehr steckt, als es auf den ersten Blick erscheint. Aus Pappe, Eierkartons und Papier sind die Schoten, Tüten oder auch Kapseln gestaltet.

Doch immer wieder scheint es, als würde nur ein kleiner Handgriff genügen, um einen Blick auf das zu werfen, womit Müller das Innere gefüllt hat: Pflanzenfasern, Lindenblüten und Ähnliches, die vorwitzig aus den Skulpturen herauslugen.


Die Ausstellung in Nettersheim endet an Pfingstmontag

Die Ausstellung „Spuren von Jahreszeiten“ (weitere Informationen online) ist bis Pfingstmontag, 20. Mai, im Kuba in Nettersheim, Bahnhofstraße 14, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Am 27. und 28. April ist Axel Müller anwesend. Am Pfingstmontag ist ebenfalls geöffnet.

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