Bezahlung bei der AveaDas Ende der Ungleichheit – Neuer Tarifvertrag seit Januar

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Gleiches Geld für gleiche Arbeit: Ab 1. Januar gilt das auch bei der Avea.

Leverkusen – Die letzten Überstunden ohne Zuschlag, die letzte Arbeitsstunde mehr fürs gleiche Geld:  Die Ungleichheit bei der Avea hat ein Ende. Seit Januar gilt für alle gut 500 Mitarbeiter des  kommunalen Entsorgers der selbe Tarifvertrag, nämlich der für den Öffentlichen Dienst. Diese Angleichung bringe allen Kollegen „einen vierstelligen Betrag im Jahr“, hatte Oliver Ruß, der Vorsitzende des Avea-Betriebsrats, bereits im Dezember berichtet. „Das ist eine große Sache.“

Das habe der Betriebsrat auch Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp klarmachen können. Vor der Betriebsratswahl im vorigen Mai sei die ungleiche Bezahlung erneut ein großes Thema in der Belegschaft gewesen. Danach sei intensiv über die Angelegenheit verhandelt worden. Bisher gab es bei der Avea zwei Tarifverträge: den reinen TvÖD und den des Bundes Deutscher Entsorger. Den hat die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi)  eigentlich für private Unternehmen wie Remondis oder Rethmann abgeschlossen.

Ein Erbe der Fusion

Mit dem Zusammenschluss der früheren Abfallwirtschaftsgesellschaft Leverkusen (AWL) und dem Bergischen Abfallwirtschaftsverband (Bav) zur Avea vor reichlich eineinhalb Jahrzehnten sei der BDE-Tarif indes auch dort  eingesickert, so Ruß. Die klassische Tarifbindung gab es nur bei der AWL, der Bav hatte den günstigeren – also die Mitarbeiter schlechteren – BDE-Tarif.

Der unterscheidet sich sehr: Wer nach BDE bezahlt wird, hat eine 40-Stunden-Woche und nicht 39, bekommt nur das halbe Weihnachtsgeld, hat weniger Urlaub und kommt kaum an einen Überstunden-Zuschlag. 25 Prozent mehr würden erst „ab der 12. bis 15. Stunde bezahlt“, so Ruß. Im TvÖD ist  jede Stunde mehr eine mit Zuschlag.

Die Politik der zwei Tarife unter einem Dach sei von der Geschäftsführung  konsequent weiterverfolgt worden, ergänzte Ruß. Wer neu zur Avea kam, wurde nach dem BDE-Tarif eingestellt. So habe sich die Ungleichheit immer weiter fortgesetzt. Während bei der Kerngesellschaft Avea rund 100 von 400 Beschäftigten nach dem schlechteren Tarif arbeiten, seien es bei der Tochterfirma Reloga mehr als die Hälfte der gut 100 Kolleginnen und Kollegen.

2000 Euro brutto im Monat

Der Vorsitzende des Betriebsrats hob hervor, wie entscheidend der bessere Tarif für sehr viele Mitarbeiter sei. Wer auf dem Müllwagen durch die Stadt fährt, werde nach der Entgeltgruppe 4 bezahlt: „Da reden wir von knapp über 2000 Euro brutto im Monat.“ Bei einem solchen Gehalt werde für viele der Monat  sehr lang. Mancher sei  gezwungen, einen Nebenjob anzunehmen. Mit der neuen Einstufung ab 1. Januar könnte der eine oder andere den vielleicht wieder aufgeben.

Die allgemeine Einführung des TvÖD sei auf Dauer aber auch gut für die Avea: „Mancher, der samstags im «Stadt-Anzeiger» die Stellenangebote von privaten Firmen oder auch der Wupsi sieht, denkt sich: «Hoppla, die zahlen ja besser.»“ Vor allem Fahrer würden  dringend gesucht. Die Avea sei gut beraten, wenn  auch sie ordentliche Gehälter anbietet. Erst recht, weil der Entsorger wirtschaftlich prima dasteht. „Ein Unternehmen, das Millionengewinne erwirtschaftet, kann auch ordentlich bezahlen.“

Die Leverkusener SPD begrüßte das nahende Ende der Tarif-Ungleichheit ausdrücklich. Fraktionschef Peter Ippolito wies darauf hin, dass der Betriebsrat die Sache „absolut geräuschlos über die Bühne gebracht“ habe.   Die Belegschaft dürfte eher laut jubeln.  

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