Ratsbeschluss verpufft2G-Aufruf der Stadt wird von Leverkusener Gastronomen ignoriert

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Dass Getestete in Leverkusener Gaststätten nicht zugelassen werden, bleibt eine Ausnahme.

Leverkusen – Intensiv hatte der Rat der Stadt Leverkusen in der vergangenen Woche über diesen Antrag diskutiert und ihn am Ende auch beschlossen: Die Verwaltung sollte Betreiber von Gaststätten, Hotels und Kulturstätten dazu aufrufen, nur noch gegen das Coronavirus geimpfte oder von einer Covid-19-Erkrankung genesene Personen in ihre Räumlichkeiten zu lassen. Ausnahmen waren für Kinder vorgesehen sowie für Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Umfrage unter 20 Restaurants im Stadtgebiet

Der Aufruf ist seit Freitag in Kraft – und zumindest bei Leverkusener Gastronominnen und Gastronomen weitgehend verpufft. Bei einer Umfrage unter gut 20 Restaurants im Leverkusener Stadtgebiet – vom Steakhouse für Business-Reisende aus dem Chempark über das griechische Restaurant bis zur Grillecke ähneln sich die Rückmeldungen: Wir wenden 3G an – neben Geimpften und Genesenen werden in allen angefragten Gaststätten auch weiterhin Menschen mit negativem Corona-Test bewirtet.

Und so entpuppt sich der 2G-Akt des Stadtrats als bloßer Papiertiger. „Egal, was die da oben planen – wir bleiben bei 3G“, sagt die Angestellte eines Wiesdorfer Restaurants, die anonym bleiben möchte. „Solange ich nicht gezwungen werde und 3G noch möglich ist, werde ich es nutzen“, sagt Georgios Tsikriktsis, der das griechische Restaurant Agapi in Alkenrath betreibt.

2G-Regel bei Veranstaltungen geplant

Die meisten Gäste seien sowieso geimpft, erzählt Roberto Ciulla vom Italiener Casa Ducale in Wiesdorf. „Solange kein neues Gesetz kommt, ändern wir nichts“, sagt er. Eine Mitarbeiterin des Balkan-Restaurants fragt derweil: „Warum sollten wir jemanden ausschließen, der doch gerade negativ getestet wurde?“ Sie stimmt ihren Kollegen zu: Wenn die Stadt nur dazu aufrufe, 2G umzusetzen, Gastronomen aber nicht zwinge, werde sich nichts ändern.

Beim Anruf des „Leverkusener Anzeiger“ sagt eine Gastronomin, sie habe von diesem oder jenem Restaurant gehört, das angeblich die 2G-Regel anwende. Genaueres wisse sie aber nicht und auch Anrufe bei diesem und jenem Restaurant laufen ins Leere. Tatsächlich findet sich während der Umfrage nicht ein Restaurant, das 2G anwendet.

Auch im Schlebuscher Herkenrath Hof werden Getestete eingelassen, doch: Für Veranstaltungen in der angeschlossenen Schalander Bar werde die Umsetzung der 2G-Regel vorbereitet, berichtet ein Angestellter.

Stadt Leverkusen: Keine Erkenntnisse

Die Stadt teilt auf Anfrage mit, ihr lägen keine Erkenntnisse darüber vor, ob Veranstalter und Gastronomen dem Aufruf gefolgt sind. Die 3G-Regel werde jedoch regelmäßig vom Ordnungsamt kontrolliert: Von Anfang September bis Mittwoch, 13. Oktober, seien „insgesamt 300 Kontrollen in Bezug auf die 3G-Regeln erfolgt, wobei bei zehn festgestellten Verstößen entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet wurden“, sagt Stadtsprecherin Ariane Czerwon. Der Ordnungsdienst kontrolliere sowohl nach Hinweisen aus der Bevölkerung als auch stichprobenartig unabhängig von diesen.

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Mathias Johnen vom Interessenverband des Gastgewerbes Dehoga Nordrhein erklärt, dass es derzeit keinen Anreiz für Betreiberinnen und Betreiber von Gaststätten gebe, auf Getestete zu verzichten. Erst wenn mit der Umsetzung der 2G-Regel Privilegien einhergingen – keine Maskenpflicht mehr, Wegfallen von Abstandsregeln, ein Fast-Normalzustand also – sei diese für Restaurants attraktiv.

Den ungewöhnlichen Verwaltungsakt der Leverkusener Stadtverwaltung sehe er unterdessen „am Rande einer missbräuchlichen Gesetzgebung“, sagt Johnen. „Aber solange es nur bei einem Aufruf bleibt, ist er sowieso folgenlos.“

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