Zusammenleben im AlltagLeverkusener Generationenprojekt „Wohnen für Hilfe“ ist gescheitert

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Eine Seniorin und eine bei ihr lebende Studentin stehen an einer Hauseingangstür  (Symbolbild).

Eine Seniorin und eine bei ihr lebende Studentin stehen an einer Hauseingangstür (Symbolbild).

2019 riefen Stadt und Awo das Projekt „Wohnen für Hilfe“ ins Leben. Studierende sollten gegen günstige Mieten Senioren im Alltag unterstützen.

Ein gut gedachtes Projekt der Stadt in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Leverkusen ist nach nur vier Jahren gescheitert: „Wohnen für Hilfe“. Ins Leben gerufen wurde es 2018. Es begann 2019. Und nun wird es abgesetzt. Der Grund: Zu wenig Interesse. Das wiederum hat wohl vor allem mit Vorbehalten zu tun. Das geht aus einer Stellungnahme der Verwaltung hervor, die jüngst veröffentlicht wurde.

Die Idee hinter dem Projekt war ebenso simpel wie schön: Im Ballungsraum Rheinland mit den großen Universitätsstädten Köln und Düsseldorf sowie Leverkusen mit seinem modernen Campus in der Neuen Bahnstadt konnten junge Menschen, vor allem Studierende, bei Seniorinnen und Senioren wohnen und diesen im Alltag helfen. Dafür sollte es eine verminderte Miete geben. Man könnte auf Neudeutsch sagen: eine klassische Win-Win-Situation.   

Nur 25 Vereinbarungen in vier Jahren 

Indes: Zwischen 2019 und 2023 meldeten sich lediglich 25 Wohnungssuchende. Nur sechsmal wurde eine Vereinbarung getroffen. Das waren viel zu wenige Interessenten, um „Wohnen für Hilfe“ weiterzuführen.   

Was den Ausschlag gab, dass es zwischen Jung und Alt nicht funktionierte: Nach Angaben der Stadtoberen und der Awo möchten Seniorinnen und Senioren lieber junge Frauen als Mieterinnen haben. Sie trauten ihnen in Sachen Hauswirtschaft schlicht größere Fähigkeiten und eine höhere Bereitschaft zu helfen zu. Und weibliche Wohnungssuchende akzeptierten lediglich weibliche Anbieterinnen. Seniorinnen und Senioren hätten hohe Erwartungen und erwarteten sowohl vom zeitlichen als auch vom inhaltlichen Aufwand ein höheres Maß an Hilfe als es junge Leute oftmals leisten können und wollen.

Menschen, die Wohnraum suchten, seien dagegen meist nicht bereit, mehr als die in der sogenannten Regel benannten „Arbeitsstunden“ zu leisten – die Regel lag bei einer Stunde Hilfe pro Monat je Quadratmeter Wohnfläche. Das Misstrauen sowie Vorurteile von Seniorinnen und Senioren gegenüber jungen Menschen sei relativ groß. Zudem würden ältere Menschen junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oftmals direkt ablehnen. Und: Die wohnlichen Gegebenheiten machten ein Zusammenleben mit Rückzugsmöglichkeiten schwierig, da etwa nur ein Bad und eine Küche vorhanden seien.

Ebenfalls eher enttäuschende Zahlen bei vergleichbaren Projekten gibt es nach Auskunft der Verwaltung in Köln und dem Landkreis München. In Münster wiederum sei ein solches Projekt erfolgreich, da „Wohnen für Hilfe“ dort rein ehrenamtlich angelegt sei. 

Fazit: Letztlich lohne es sich nicht, das Projekt weiterzuführen. Die Resonanz stehe nicht im Verhältnis zum personellen Aufwand, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.

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